Hausärzte frustiert: Ärzte-Lobby stoppt Corona-Testzentrum in Hamburg
Bergedorf –
Es sollte Hamburgs erstes Corona-Drive-In-Testzentrum werden, an den Start gebracht von einer Gruppe engagierter Bergedorfer Hausärzte: Noch in dieser Woche sollten auf einem Parkplatz an der Straße Am Schleusengraben die ersten Tests durchgeführt werden. Doch die Kassenärztliche Vereinigung schob der Initiative der örtlichen Mediziner einen Riegel vor.
„Ich fühle mich wie ein Jockey, der in der Startbox steht und dem plötzlich das Pferd erschossen wird“, sagt Hausarzt Gregor Brinkmann im Gespräch mit der MOPO. Er hatte die Idee zu dem Drive-In-Testzentrum und holte binnen zwei Wochen rund zwei Dutzend Kollegen mit ins Boot: „Es sollte ein Nachbarschaftsprojekt Bergedorfer Hausärzte werden, um unsere Praxen von Coronapatienten zu entlasten.“
Corona-Testzentrum in Bergedorf: So sollte es funktionieren
Das Konzept: Patienten rufen bei ihrem Hausarzt an und der stellt bei einem Coronaverdacht ein Papier aus, mit dem die Patienten dann zum Testzentrum fahren und im Auto getestet werden. Ohne vorherige Diagnose sollten keine Tests erfolgen.
Das Gesundheitsamt Bergedorf unterstützte die Ärzte, mietete den Parkplatz an, wollte für Beschilderung und Tische für die Tests sorgen. Am Wochenende dann der behördliche Rückzieher, mutmaßlich auf Betreiben der Kassenärztlichen Vereinigung.
Corona-Drive-In in Bergedorf: Das sagt die Ärztevereinigung
Denn: Was Hausärzten und Patienten in Bergedorf das Leben hätte erleichtern können, ist aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung KV unnötige Konkurrenz. Corona-Patienten sollen ausschließlich die KV-Ärzte-Hotline 116117 nutzen: „Die KV hält Testzentren aus medizinischen Gründen für aktuell nicht nötig. Der Hausbesuchsdienst über den Arztruf kann die aktuelle Nachfrage problemlos bedienen“, so KV-Pressesprecher Dr. Jochen Kriens auf MOPO-Nachfrage.
Warum im Sinne der Patienten nicht beides möglich sei, die Hotline und das Testzentrum? „Weil es medizinisch nicht nötig ist“, wiederholt der Standesvertreter. Außerdem seien die Laborkapazitäten begrenzt und würden nicht auch noch für „private Initiativen“ reichen. Den Vorwurf weist Gregor Brinckmann zurück: „Wir haben Kapazitäten in Laboren, da wurden keine Signale der Überlastung gesendet.“
Letzte Chance für Corona-Drive-In-Tests in Bergedorf
Die Gesundheitsbehörde bestätigt die Haltung der Ärzte-Lobby. Ist das Aus des Testzentrums damit besiegelt? Soweit will Behördensprecher Dennis Krämer nicht gehen: „Es nichts abgesagt in Bergedorf, wir sind mit allen Seiten im Gespräch.“