Hamburgs S-Bahn ein digitaler Vorreiter? Das ist ein schlechter Witz
Selbstfahrende Shuttle-Busse, computergesteuerte Züge und Roboter-Taxis – Hamburg hat sich das Ziel gesetzt, digitaler Mobilitäts-Vorreiter zu werden. Umso absurder klingt es da, dass die S-Bahn stolz verkündete, ab Montag ihren gerade einmal ersten Zug mit WLAN über das Hamburger Schienennetz zu schicken. Andere Großstädte sind der Hansestadt da weit voraus.
Bereits seit 2018 stattet die Deutsche Bahn ihre S-Bahnen in Frankfurt am Main und im gesamten umliegenden Rhein-Main-Gebiet mit kostenfreiem Internetzugang aus. Ein Jahr später fuhren alle 194 Züge mit WLAN. Das funktioniert aus Erfahrung mal besser, mal schlechter – wird aber laut Rhein-Main-Verkehrsverbund sehr gut angenommen.
WLAN in der S-Bahn: Wie Hamburg hinten dran bleibt
Währenddessen blieb die Hamburger S-Bahn hinten dran. Klar gibt es eindeutige Fortschritte: Inzwischen fahren vier Züge sogar von alleine, und die Echtzeit-Informationstafeln sollen kommen – das Internet blieb aber auf der Strecke. Das „Mobyklick“-WLAN wurde zwar nach und nach an den Haltestellen ausgebaut, in den Zügen nutzen die Fahrgäste aber bis heute ihre mobilen Daten.
Ab Montag rollt jetzt der erste Zug mit kostenlosem Internet auf der S2-Strecke zwischen Bergedorf und Altona – weitere Linien werden aber wohl so schnell nicht folgen. Vor allem aufgrund der vielen Tunnel sei das in Hamburg schwierig, argumentiert ein Bahnsprecher. In Frankfurt hat das die Verantwortlichen jedenfalls nicht aufgehalten, erst kürzlich wurden dort kilometerlang Kabel verlegt, um die Verbindung stabiler zu machen.
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Kostenloses Internet in den Zügen mag vielleicht banal klingen, es macht den öffentlichen Nahverkehr aber sofort attraktiver. Wenn Hamburg zu einem digitalen Vorbild werden und gleichzeitig die Mobilitätswende schaffen will, darf es sich in dieser Hinsicht nicht abhängen lassen.