Brigitta Schneider
  • Friseurin Brigitta Schneider in ihrem mobilen Salon.
  • Foto: dpa

Salon auf vier Rädern: Brigitta schneidet dort Haare, wo es keinen Friseur gibt

Waschen, schneiden, fönen – das geht auch auf kleinstem Raum. In Groß Grönau (Kreis Herzogtum Lauenburg) hat sich eine Friseurin auf kreative Art selbstständig gemacht und ein Wohnmobil zum Friseursalon umgebaut. Praktisch: In Orten im Norden, denen ein Friseur fehlt, schaut sie einfach persönlich vorbei. Einmalig ist das aber nicht, sagt die Handwerkskammer.

Raum ist in der kleinsten Hütte, sagt der Volksmund. Das gilt auch für den Friseursalon von Brigitta Schneider. Der ist in einem umgebauten Wohnmobil untergebracht und kommt den Kunden gewissermaßen entgegen.

Rollender Salon bei Lübeck

„An vier Tagen in der Woche stehe ich auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Groß Grönau und am fünften Tag mache ich Hausbesuche”, sagt die 51 Jahre alte Friseurin, die sich mit dem rollenden Salon einen Traum erfüllt hat.

„Car Cut by Brigitta” heißt der Salon, der auf kleinem Raum alles bietet, was man in einem Friseursalon braucht: einen Waschplatz mit Sessel und Waschbecken, zwei Plätze für Schnitt und Styling, ein großer Spiegel, dazu Regale und Schränke für Bürsten, Scheren und Haarpflegeprodukte sowie einen Kassentresen.

Selbstständigkeit als Friseurin nicht leicht

„Ich wollte mich gerne selbstständig machen, doch es gab einige Hürden”, sagt Schneider. „Als Ausweg bot sich der rollende Salon an.” Rund 42.000 Euro hat sie in das gebrauchte Wohnmobil und die notwendigen Umbauten investiert.

Eine Kundin wartet vor dem rollenden Friseursalon. dpa
Friseursalon
Eine Kundin wartet vor dem rollenden Friseursalon.

Dazu kämen noch etwa 500 Euro monatlich für Strom, Wasser und Stellplatzmiete, sagt Schneider. „Das Geschäft läuft gut, ich habe den Schritt in diese Form der Selbstständigkeit bislang noch keinen Tag bereut”, sagt sie.

Mobiler Friseursalon nicht ungewöhnlich

Auch in einigen anderen Orten Deutschlands gibt es bereits Friseursalons auf vier Rädern, unter anderem in Radebeul bei Dresden oder in München. Dort haben findige Friseure Paketautos oder Lieferwagen zu Salons umgebaut.

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„Wer als mobiler Friseur arbeiten will, muss ein Gewerbe anmelden und sich bei der zuständigen Kammer in die Handwerksrolle eintragen lassen”, sagt Stefan Lamp-Greve von der Handwerkskammer Lübeck. Voraussetzung dafür sei ein Meisterbrief oder eine sogenannte Ausübungsberechtigung für das Handwerk. „Wie viele mobile Friseure es in Schleswig-Holstein gibt, lässt sich nicht feststellen, darüber gibt es keine Daten”, sagt er.

Im Dorf gibt es keinen Friseur – da kommt Brigitta vorbei

Bei den Kunden in Groß Grönau und Umgebung kommt Schneiders Angebot gut an. „Das ist eine tolle Idee”, lobt Kunde Rainer Pätsch, während die Friseurin Haare und Bart ihres Kunden mit der Haarschneidemaschine in Form bringt. „Vor allem, dass man ohne Termin vorbeikommen kann, gefällt mir gut”, sagt der pensionierte Förster aus Schretstaken, einem kleinen Dorf im Kreis Herzogtum Lauenburg. Dort gibt es keinen Friseur.

Brigitta Schneider bedient einen Kunden in ihrem umgebauten Wohnmobil. dpa
Brigitta Schneider
Brigitta Schneider bedient einen Kunden in ihrem umgebauten Wohnmobil.

Seit dem 15. Juni steht Schneider, die früher in einem Salon in Lübeck angestellt war, mit ihrem Friseur-Mobil auf dem Parkplatz in Groß Grönau. Angeboten wird das gesamte Spektrum der Friseurdienstleistungen, vom Haarschnitt über Colorationen und Dauerwellen bis hin zur Haarverlängerung.

Inflation auch für Friseure spürbar

Immer dienstags kommt „Car Cut by Brigitta” zu Kunden nach Hause. „Da tun sich meist mehrere benachbarte Kunden zusammen und teilen sich meine Anfahrtspauschale”, sagt Schneider. Dass die Kunden wegen der steigenden Inflation sparsamer geworden sind, spürt auch die Friseurin.

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„Die teuren Haarverlängerungen werden im Moment gar nicht verlangt und auch Frauen fragen vermehrt nach Trockenhaarschnitten, um Geld zu sparen”, sagt Schneider. Dennoch ist sie zuversichtlich, dass ihr Geschäft auch im Winter laufen wird. „Drinnen gibt es eine Heizung und wer warten muss, kann das unter dem Vordach des benachbarten Supermarkes tun”, sagt sie.

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