Massenpanik Fußballstadion Indonesien

Völlig eskaliert: Security-Einsatz nach dem Erstliga-Spiel zwischen Arema FC und Persebaya FC. Foto: picture alliance/dpa/AP

Stadion-Panik in Indonesien: Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen?

Es ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs: Die Massenpanik in Indonesien mit 125 Toten hat weltweit für Entsetzen gesorgt – und scharfe Kritik an den Sicherheitskräften ausgelöst. Denn das Unglück hätte verhindert werden können. Jetzt untersucht ein Expertenteam, wie es so weit kommen konnte.

Bei der Massenpanik im Kanjuruhan-Stadion auf der Insel Java sind am Wochenende mindestens 125 Menschen ums Leben gekommen, etwa 300 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten sind auch 17 Kinder. FIFA-Präsident Gianni Infantino sprach von einer „Tragödie jenseits aller Vorstellungskraft“.

Der Polizeichef der Stadt Malang, Ferli Hidayat, wurde bereits gefeuert, neun Beamte wurden suspendiert, gegen mindestens 28 Polizeibeamte wird wegen Verstößen gegen die Berufsethik ermittelt.

Jetzt soll eine Task Force die Hintergründe der Katastrophe klären: Das „Joint Independent Fact Finding Team“ besteht aus Regierungsbeamten, Vertretern des Fußballverbandes, Experten und Journalisten. Es soll auch klären, warum die Polizei auf dem mit Menschen überfüllten Platz Tränengas eingesetzt hat. Die meisten Opfer sind an Sauerstoffmangel gestorben oder wurden bei dem panischen Versuch, die Notausgänge zu erreichen, zu Tode getrampelt. Bilder von Fotografen vermitteln einen Eindruck vom ungeheuren Ausmaß des ganzen Chaos: demolierte Polizeiautos im Stadion, brennende Gegenstände, Rauchschwaden und Menschen, die entweder tot oder schwer verletzt vom Platz getragen werden. 

Massenpanik nach Fußballspiel: Tausende Fans stürmten den Platz

Die Tragödie ereignete sich bei der Partie zwischen Arema Malang und Persebaya Surabaya. In dem voll besetzten Stadion befanden sich etwa 42.000 Menschen. Alle waren Arema-Anhänger. Weil zwischen den beiden Teams eine heftige Rivalität herrscht, ist es Fans verboten, das Stadion des jeweils anderen Vereins zu besuchen – eben um Krawalle zu vermeiden. 

Nach der 2:3-Heimniederlage von Arema hatten Tausende den Platz gestürmt – sie waren wütend, weil das Team seit 23 Jahren nicht mehr zu Hause gegen Persebaya verloren hat. Einsatzkräfte in voller Schutzmontur reagierten mit massivem Einsatz von Tränengas und Schlagstöcken. Es brach völliges Chaos aus, Menschen flohen in alle Richtungen.

Medien: Katastrophe hätte verhindert werden können

„Das Beunruhigendste ist, dass diese Katastrophe hätte verhindert werden können, wenn die Polizei solch exzessive, unnötige Gewalt vermieden hätte“, kommentierte die „Jakarta Post“. Jemand müsse für diese „dunkle Episode im indonesischen Fußball“ vor Gericht gestellt werden.

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Der einstige HSV-Trainer Thomas Doll, der seit April beim indonesischem Erstligisten Persija Jakarta angestellt ist, will seinen Spielern die Hilfe eines Psychologen anbieten: „Ich bin unsagbar traurig über die Vorfälle. Ich habe schon die ersten Gespräche mit meinen Spielern dahin gehend geführt. Sie alle sind verständlicherweise sehr betroffen. Das hat nichts mehr mit Fußball zu tun. Das alles macht schon sehr, sehr nachdenklich“, sagte er der „Bild“-Zeitung. (miri/dpa)

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