Alte Rollenbilder durch Corona: So werden Frauen in Hamburg immer noch benachteiligt
„Von einer geschlechtergerechten Welt sind wir weit entfernt“, zieht Katharina Fegebank, Senatorin für Gleichstellung, ein Fazit aus dem zweiten Hamburger Gleichstellungsmonitor. Dieser liefert Daten darüber, wie Frauen und Männer in Hamburg arbeiten und leben. Eine kleine Überraschung ist aber trotzdem dabei.
Es scheint nicht viel Neues in den ausgewerteten Daten zu geben: Das Einkommen der Hamburger Frauen zwischen 2009 und 2018 liegt immer noch unterhalb des Einkommens der Männer — auch bei gleich hohem Bildungsabschluss.
Gleichstellungsmonitor Hamburg: Geringfügig Beschäftigte meistens Frauen
„Kinder machen für Frauen einen entscheidenden Unterschied“, sagt die Senatorin für Gleichstellung, Katharina Fegebank. „Sie verdienen im Allgemeinen weniger und müssen sich in ihrer Rolle als Mutter zusätzlich um Betreuung kümmern oder nehmen deshalb Teilzeit-Jobs an.“
Der Anteil der Frauen in Eltern- oder Teilzeit sei in Hamburg überdurchschnittlich hoch. „In diesem Bereich entwickelt sich auch nicht sehr viel“, so Fegebank. „Geringfügig Beschäftigte sind hauptsächlich Frauen.“
Besonders die Corona-Zeit habe allerdings dazu beigetragen, alte Rollenbilder wieder stärker zu festigen. „In den meisten Fällen ist die Frau daheim geblieben und hat sich um die Kinder gekümmert, weil sie in ihrem Job weniger verdient, als der Mann“, sagt die Senatorin.
Gleichstellung in der Hamburger Politik: Noch ein weiter Weg
Auch in der Hamburger Politik sieht es nicht viel besser aus: Nur zwei von sieben Bezirksämtern werden von Frauen geleitet. In den Bezirksversammlungen sind die Frauen überall in der Minderheit, am besten schneidet der Bezirk Nord mit 45 Prozent Frauenanteil ab. Am wenigsten vertreten sind sie in Altona mit nur 35 Prozent.
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Ein Bereich wartet mit einer Überraschung auf: Von 2009 bis 2019 hat sich die Anzahl der beschäftigten Frauen in Kitas von 9200 auf knapp 15.000 stark erhöht. Soweit erwartbar. Aber: Auch der Männeranteil stieg leicht an: von 9 auf 13 Prozent. Damit ist Hamburg im bundesweiten Vergleich Spitzenreiter. Über diesen Trend freut sich Fegebank besonders. „Es ist sehr wichtig, männliche ‚Role Models‘ in Kitas zu etablieren“, so die Senatorin. „aber es ist ebenfalls notwendig, dass die Männer dann nicht auf Fußball und Lagerfeuer machen abgestempelt werden.“
Der nächste Gleichstellungsmonitor: Was soll sich ändern?
Was bleibt vom zweiten Hamburger Gleichstellungsmonitor? „Dass wir noch einen langen Weg vor uns haben“, fasst die Senatorin zusammen. Die Stadt wolle unter anderem Förder- und Bildungsprogramme weiter ausbauen und in den Schulen und Kitas verstärkt auf ein Durchbrechen der alten Strukturen setzen. Zusätzlich sollen beim nächsten Monitor weitere Diskriminierungsdimensionen wie Alter, Behinderung und Migrationshintergrund eingebunden werden, um eine differenziertere Betrachtung der Frauengruppe zu ermöglichen.