Schlechte Aussichten: Jetzt schlägt die Inflation richtig zu
Butter, Strom, Gas: Die Preiskurve kennt derzeit nur eine Richtung: Steil nach oben. Wie teuer wird es noch? Eine neue Einschätzung des Ifo-Instituts lässt nichts Gutes erahnen…
Verbraucher müssen im Alltag künftig wohl noch tiefer in die Tasche greifen – denn noch mehr Unternehmen wollen ihre Preise in den kommenden Monaten erhöhen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Münchener Ifo-Instituts.
Die Wirtschaftsforscher befragen jeden Monat mehrere tausend Unternehmen unter anderem dazu, ob sie Preiserhöhungen planen. Diesmal gaben sogar alle der befragten Lebensmittelhändler an, ihre Preise in den kommenden Monaten anzuziehen.
Umfrage: Zahlreiche Unternehmen planen Preiserhöhung
Und auch in den anderen Branchen ist der Trend klar: 92 Prozent der Drogerien wollen die Preise erhöhen, bei Blumen und Pflanzen sind es knapp 90 Prozent der Läden. Auch Spielwaren, Kleidung, Elektrogeräte, Fahrräder und Zubehör sowie Schreibwaren werden teurer. Mehr als 87 Prozent der befragten Gastronomien wollen die Preise anziehen. Das Institut erwartet einen nahezu flächendeckenden Preisanstieg in den kommenden Monaten.
„Die Inflationswelle dürfte daher leider noch nicht abebben“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Vor allem bei Gas und Strom ist noch einiges in der Preispipeline.“ Um wie viel teurer die Produkte werden, fragten die Ökonomen nicht.
Grund für die massiven Preisanstiege sind Lieferengpässe und die hohen Beschaffungs- und Energiekosten. Auch höhere Personalkosten durch den neuen Mindestlohn dürften sich bemerkbar machen.
Inflation in Deutschland: Zehn Prozent im September
Wie teuer es für die Verbraucher:innen noch wird, ist schwer abzusehen. Doch schon jetzt ist die Inflation in Rekordhöhen gestiegen: Nachdem der Tankrabatt und das Neun-Euro-Ticket ausgelaufen sind, die den Alltag für viele Deutsche noch etwas günstiger machten, lag die Verteuerungsrate nach vorläufiger Einschätzung des Statistischen Bundesamts im September bei zehn Prozent – und ist damit so hoch wie noch nie seit 70 Jahren. Die Verbraucherpreise sind demnach im Vergleich zu August noch einmal um 1,9 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die EZB strebt eigentlich eine Jahresinflation von zwei Prozent an.
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Besonders heftig: Die Energie- und Lebensmittelkosten. Vergangenen Monat zahlten Verbraucher den Angaben nach für Energie sogar 43,9 Prozent mehr als noch im September 2021. Bei Nahrungsmitteln liegt die Differenz bei 18,7 Prozent. Kräftig im Preis angezogen haben etwa Speiseöle (81,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), Butter (49 Prozent) oder Mehl und andere Getreideprodukte (43,2 Prozent).
Preisschock: Die Inflation bringt einkommensschwächere Haushalte an ihre Grenzen
Die Folge: Verbraucher müssen so tief in die Taschen greifen, dass es der Reallohn dem Statistischen Bundesamt nach im zweiten Quartal 2022 um 4,4 Prozent zurückgegangen ist – trotz des geringen Anstiegs der Löhne. Gerade für einkommensschwächere Haushalte wird das zum Problem. Fast ein Drittel der deutschen Bevölkerung kann sich unerwartete Ausgaben nicht leisten, so das Statistische Bundesamt am Mittwoch. 1150 Euro ungeplante Ausgaben oder mehr sind für sie aus ihrem Budget nicht zu stemmen.
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Und auch für das nächste Jahr sind die Aussichten düster: Prognosen für die Inflation schwanken für 2023 zwischen fünf und neun Prozent. Zudem werden die Energiepreise erst im nächsten Jahr wohl ihren Höhepunkt erreichen. Eine Normalisierung mit einer Inflationsrate um zwei Prozent erwartet das Ifo-Institut erst im Jahr 2024.