Der große Jan Fedder (†64): Kodderschnauze vom Kiez – Rückblick auf ein bewegtes Leben
Er war einer der großen Hamburger, nun ist er von uns gegangen – und mit ihm ein Stück Hamburger Geschichte. Wenig hat die Menschen bundesweit, vor allem aber in Hamburg, so sehr bewegt wie der Tod von Großstadtrevier-Urgestein Jan Fedder. Am 14. Januar wäre er 65 geworden, dabei wollte er nach eigenem Bekunden früher nur die 50 schaffen. Rückblick auf ein bewegtes Leben.
Kollegen, Kiezgrößen, Würdenträger – am 14. Januar werden sie alle da sein, so viel ist klar. Denn an diesem Tag, seinem Geburtstag, wird es im Michel eine Trauerfeier für Jan Fedder geben. An dem Ort, wo alles begann, an dem Ort, wo er getauft, konfirmiert und getraut wurde. Nichts könnte also passender sein, nach seinem tragischen Tod am 30. Dezember.
Spricht man über Jan Fedder, so muss man über Dirk Matthies sprechen, die Rolle, die er insgesamt 28 Jahre verkörpert hat und von der er 2015 im Gespräch mit der MOPO selbst gesagt hat, dass da „charakterlich fast alles von mir drin steckt“. In 376 Episoden verkörperte Kodderschnauze Fedder Dirk Matthies, die kernige Variante seiner selbst.
Eine Symbiose: Jan Feder und seine Großstadtrevier-Figur Dirk Matthies
Beide, Fedder und Filmfigur Matthies, wurden auf dem Kiez groß. In einer Zeit, wo es noch so etwas wie Ganovenehre gab. Wo zwar Rocker den Kiez beherrschten, St. Pauli aber dennoch familiär und überschaubar war. Über seine Paraderolle sagte Fedder einmal: „Mir gefällt, dass sich Dirk Matthies trotz vieler Dienstjahre eines bewahrt hat: sein Herz für die kleinen Leute.“ Dasselbe sagte er im MOPO-Interview auch über sich.
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Doch auch neben dem Großstadtrevier überzeugte Fedder. Mal grimmig, mal großherzig als Kurt Brakelmann in „Neues aus Büttenwarder“, sowie bei seinen Rollen in vier Siegfried-Lenz-Verfilmungen.
Jan Fedder (64†) erhielt 2006 den Deutschen Fernsehpreis
Für seine Hauptrolle in „Der Mann im Strom“ wurde Fedder mit dem Deutschen Fernsehpreis als bester Schauspieler ausgezeichnet. Sein Kommentar bei der Preisverleihung: „Und die Moral von der Geschicht’: Mach einfach vier Wochen mal ein anderes Gesicht. Und dann, Alter, das ist kein Scheiß, kriegst du dafür den Deutschen Fernsehpreis“.
Eine dramatische Wendung im Leben Fedders war seine Krebserkrankung im Jahr 2012, an der er Ende Dezember letztlich starb. „Krebs, Brüche, Entzündungen – alles, was man kriegen kann, hatte ich“, sagte Fedder 2018 in der Sendung von Reinhold Beckmann. Dem Tod sei er bereits 14 Mal von der Schippe gesprungen. Allein: ein 15. Mal, das gelang selbst dem großen Jan Fedder nicht.
Vor seinem Tod; Immer wieder gesundheitliche Rückschläge
In den vergangenen Jahren wurde der Schauspieler trotz Rückkehr ans Filmset immer wieder von gesundheitlichen Rückschlägen heimgesucht. Nach der Bestrahlung seines Mundhöhlen-Karzinoms durchkreuzte ein Sturz seine Pläne, wieder komplett einzusteigen. Fedder war monatelang auf den Rollstuhl angewiesen. Von Selbstmitleid dennoch keine Spur: „Ich mach’ so was mit mir selbst aus. Ich habe mich ja auch selbst reingeritten“, so Fedder.
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In dunkelster Stunde habe ihn seine Frau Marion gerettet, mit der er bis zum Ende zusammen war – und dennoch keine gemeinsame Wohnung hatte. Wer ein so bewegtes Leben hat, der braucht Raum für sich.
Jan Feder (64†): Angora-Unterwäsche, aber keine Wärmekissen
Trotz aller Rückschläge blickte er dabei immer wieder nach vorne. Im MOPO-Interview 2015 sagte er, dass er über seine „Krebs-Zeit“ nicht mehr reden wolle. Reden wollte er stattdessen lieber über seinen Stadtteil, über sich. Fedder, das war ein Schauspieler, der Angora-Unterwäsche bei Außendrehs trug, aber bloß keine Wärmekissen in den Schuhen – er sei ja kein Mädchen.
An kernigen Sprüchen mangelte es dem charismatischen Charakterdarsteller freilich nicht. Doch bei aller Flapsigkeit – er konnte auch anders. Für seine Trauerfeier im Michel hatte er bereits alles geplant. Sowohl das Lied stand für ihn schon fest („Child in Time“, von Deep Purple) als auch der Organist, der den Rock-Klassiker würdig umsetzen soll.
Jan Fedder: bis Ende März im „Großstadtrevier“ zu sehen
Dort, im Michel, wird dem Kult-Schauspieler am 14. Januar nun die letzte Ehre erwiesen. Im Fernsehen ist er noch eine Weile zu sehen. Bis in den März hinein werden die letzen Großstadtrevier-Folgen der 33. Staffel ausgestrahlt. Die nächsten Teile der Serie „Neues aus Büttenwarder“ laufen am 8. und 10. Januar im NDR.
Und dann? Auch nach seinen letzten Auftritten im Fernsehen, gibt es offenbar Ideen, wie man Hamburgs Filmikone gedenkt: Im Gespräch steht derzeit, eine Straße oder einen Platz nach Jan Fedder zu benennen.
Das allerdings dürfte erst zwei Jahre nach seinem Tod geschehen, so die Kulturbehörde.