„Kannst du dir nicht ausmalen“: Raab genießt seine HSV-Premiere trotz Pfiffen
Solche Geschichten schreibt bekanntlich nur der Fußball. Nur schade für Matheo Raab, dass letztlich das Happy End fehlte. Vier lange Monate musste der Torwart auf sein Pflichtspiel-Debüt für den HSV warten, beim 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend war es für den Sommer-Neuzugang dann endlich so weit. Ausgerechnet, möchte man sagen. So besonders das Spiel gegen seinen Ex-Klub auch war, so kurios waren auch die Umstände, die überhaupt erst zu seiner Premiere für den HSV geführt hatten.
Weil sich Stammkeeper Daniel Heuer Fernandes kurzfristig mit Magen-Darm-Problemen abgemeldet hatte, musste – oder eher: durfte – also Raab ran. Ausgerechnet. Auch, weil es der 23-Jährige selbst war, der wegen Magen-Darm-Problemen am Dienstag sowie am Mittwoch beim Training gefehlt hatte. Und ihm daher drohte, ausgerechnet – da ist das Wort schon wieder – das Duell gegen den Klub zu verpassen, von dem er Anfang Juni ablösefrei in den Volkspark gewechselt war.
HSV: Matheo Raab durfte für Heuer Fernandes beginnen
Es kam anders. Schon beim Aufwärmen huschte Raab, der nicht glaubt, dass er Heuer Fernandes angesteckt hatte, das ein oder andere Mal ein Lächeln durchs Gesicht. Bei der Aufstellungsverkündung schrie das Gros der 57.000 Zuschauer seinen Namen derart laut, als wollten die HSV-Fans sagen: „Wir vertrauen dir zu einhundert Prozent!“ Zurecht, denn Raab enttäuschte ganz gewiss nicht. Schon beim ersten Eckball der Gäste holte er sich Sicherheit und fing den Ball so ab, als hätte er es im ausverkauften Volksparkstadion schon etliche Male so gemacht.
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Dass die Lauterer Fans ihn ständig, wenn er am Ball war, auspfiffen, brachte Hamburgs nominelle Nummer zwei nicht aus der Fassung. Denn Raab konnte die Reaktion der gegnerischen Anhänger auch verstehen, wie er hinterher erklärte: „Das ist normal. Ich habe letztes Jahr alles für Kaiserslautern gegeben – und jetzt gebe ich alles für den HSV.“ Für den Verein, für den er nun also erstmals starten durfte und in dessen Stadion er die Atmosphäre genoss.
HSV-Keeper Raab stören Pfiffe der Gäste-Fans nicht
„Das kannst du dir nicht ausmalen. Jeder kleine Junge freut sich, wenn er mal hier spielen darf“, schwärmte Raab im Nachgang. „Vor so einer Kulisse, zwei Riesen-Traditionsvereine, zwei Fanlager und wir mit Siegen im Rücken – was gibt es Geileres?” Vielleicht seine Parade in Minute 47, die wegen des durch Pyrotechnik im Lauterer Block verursachten Nebels zunächst gar nicht nach einer aussah, denn es gab statt einer Ecke einen Abstoß.
Doch wie Raab nach Abpfiff zugab, sei er am Abschluss von Terence Boyd noch mit den Stollen dran gewesen. „Da war ich nicht ganz fair in dem Moment“, gestand er und berichtete von einer Nachfrage durch Schiedsrichter Robert Hartmann. „Da kann ich mich nur entschuldigen, aber die Emotionen sind in diesem Moment hochgekocht, wenn man so eine Hundertprozentige am Pfosten vorbei lenkt.“
Tim Walter lobt HSV-Debütant Matheo Raab
Raab, der erst bei der Spieltags-Aktivierung am Samstagnachmittag von seiner Startelf-Berufung erfahren hatte, schien unüberwindbar – nach 82 Minuten war es dann aber doch geschehen, als er bei Lex Tyger Lobingers Treffer zum 1:1 chancenlos war. Und so war es doch das bedröppelte Gesicht eines „enttäuschten“ Raab, das am Ende des Abends in Erinnerung blieb.
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Mit etwas Abstand, sagte der Schlussmann, könne er sich aber über ein anständiges HSV-Debüt freuen, das auch sein Trainer so bewertete. „Er war voller Freude und hat ein sehr gutes Spiel gemacht“, lobte Tim Walter. „Er war sehr präsent und hat bewiesen, warum er beim HSV ist.“ Nun auch endgültig.