Iran-Protest in Hamburg eskaliert – zwei Festnahmen
Nach Protesten gegen das iranische Regime kam es am Montagabend in Winterhude zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden und der Polizei. Zwei Personen wurden festgenommen.
Etwa 200 Menschen nahmen am Protest am iranischen Generalkonsulat in der Bebelallee teil, lautstark forderten sie das Ende des Regimes von Ali Chamenei und „Freiheit für alle Menschen im Iran“. Fotos des obersten geistlichen Führers wurden angezündet, immer wieder skandierten die Demonstrierenden „Tod sei Chamenei“, „Chamenei ist ein Terrorist“ oder „Die Mullahs müssen weg“.
Gedenktisch für getötete Mahsa Amini
Für die 22-jährige Mahsa Amini und andere im Iran getötete Frauen wurde eine Art Gedenktisch errichtet, auf dem Fotos der Frauen, Engelsfiguren und ein gebastelter Grabstein zu sehen waren. Aminis Tod Mitte September hatte die Proteste im Iran und auf der ganzen Welt ausgelöst.
Als der angemeldete Protest um 18 Uhr offiziell beendet war, eskalierte die bis dato hoch emotionale, aber friedliche Situation. „Etwa 70 Teilnehmer wollten den Ort nicht verlassen und bildeten in dem Moment eine nicht angemeldete Versammlung“, sagte ein Polizeisprecher. Einige überwanden die Absperrung der Einsatzkräfte, die das Konsulat sichern sollte. Eier, Steine und Bilder von Amini flogen über die Mauer aufs Gelände.
Steine auf Konsulat geworfen – zwei Festnahmen
Die Polizei rückte mit weiteren Einsatzkräften an und drängte Demonstrierende zurück, woraufhin es zu Wortgefechten und einem kleineren Handgemenge kam. Nach Polizei-Angaben wurden zwei Menschen, mutmaßlich Werfer von Steinen, festgenommen. Erst gegen 18.30 Uhr beruhigte sich die Lage und der Protest löste sich auf.
Seit dem Tod von Amini demonstrieren weltweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie den Kopftuchzwang. Demonstrativ schnitten sich viele junge Frauen im Iran aus Protest die Haare ab. Erst vergangene Woche hatten in Hamburg 450 Menschen am Islamischen Zentrum Hamburg (IZH) demonstriert, das als Außenposten Teherans gilt.
Die Sittenpolizei hatte Amini wegen ihres angeblich „unislamischen Outfits“ festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb am 16. September in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. (dpa/ng)