MOPO hat’s getestet: So schläft es sich im Einkaufszentrum
Altstadt –
Ryan und Marissa von „O.C. California“ haben es getan, ebenso Joey und Pacey von „Dawson’s Creek“. Sie haben in einem Einkaufszentrum übernachtet. Was für viele ein Kindheitstraum bleibt, kann in der Europa Passage nun Realität werden: Im Schlafwürfel von „Sleeperoo“. Die MOPO hat es ausprobiert.
Manchen ist er vielleicht schon aus der Fernsehshow „Höhle des Löwen” bekannt: In demweißen Schlafwürfel mit Fenstern und Bett der Firma von „sleeperoo“ kann man an verschiedensten Orten in Deutschland übernachten – auch in Hamburg, beispielsweise auf dem Energiebunker in Wilhelmsburg und im Strandbad Farmsen war das möglich. Und nun, als erstes Einkaufszentrum deutschlandweit, auch in der Europa-Passage.170 Euro kostet eine Nacht. Für November mussten die Buchungen nun abgesagt werden, doch eigentlich soll er dort bis April aufgestellt sein. Und ich, die MOPO-Reporterin, probiere es aus.
In der Europa Passage kann man nun übernachten
Jetzt ist es 19 Uhr, Abendbrot gibt es in der Food-Lounge. Lange ist es her, dass ich einfach so in einem Einkaufszentrum saß und Leute beobachtet habe. Als Jugendliche habe ich mich ständig zum Shoppen getroffen und Stunden im centereigenen Eiscafé verbracht. Doch mittlerweile mache ich nur noch schnelle Besorgungen.Gerade die Europa Passage ist für mich ein Durchgangsort. Doch heute erobere ich sie mir. Die nächsten 13 Stunden werden mein Freund und ich hier verbringen.
Um 20 Uhr schließen die Geschäfte und langsam füllt sich die Passage mit Musik. Eine Frauenstimme singt, vermutlich gehört sie zu einer Reinigungskraft. Auch aus Läden kommt jetzt Musik.Doch wasmich anfangs begeistert, wird mich späternoch wach halten: Denn die Musik hört einfach nicht auf. Anscheinend hat in einem Geschäft der Letzte zwar das Licht, aber nicht die Playlist ausgemacht.
Nachts allein im Einkaufszentrum in Hamburg
Um 23 Uhr wird die Passage abgeschlossen.Mit Jogginghose und Rotweinflasche in der Hand schlurfen wir durch die Gänge. Es sieht uns ja keiner. “Woo woo” rufe ich leise und warte vergeblich auf ein Echo, das durch das Atrium zurückschallt. Lauter zu rufen traue ich mich nicht, ich will die netten Wachmänner nicht erschrecken.
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Was man sonst noch so machen kann? Mal so ganz in Ruhe Schaufenster gucken. Probe-Alarmen zuhören oder endlich mal ohne schlechtes Gewissen gegen die Corona-bedingte Wegführung verstoßen. Und mal wiederdie Rolltreppen in falscher Richtung runterlaufen. (Wichtig ist hier ein großer Sprung am Schluss, sonst kann es brenzlig werden).
Irgendwann gehen wir schlafen. Die Matratzen sind bequem, durch die anständige Deckenhöhe kommen auch keine Beklemmungsgefühle auf. Nur die Musik dudelt. Und hell ist es, denn man kann durch die Maschen der Decke schauen. Unter klarem Sternenhimmel sicher ein Highlight.Doch jetzt dringt nur das künstliche Licht der Passage durch. Ich ziehe mir ein Stirnband über die Augen.
Übernachten in Hamburg: Das Einkaufszentrum ist eine ungewöhnliche Wahl
Gegen 3 Uhr wache ich auf und frage mich, ob hier wirklich niemand außer uns ist. (Und wenn nicht, was sind das dann für Geräusche?) Auf Strümpfen gehe ichauf Wanderschaft, jetzt habe ich wirklich das Gefühl, ganz allein hier zu sein. Es ist aber weniger gruselig als ich erwartet hatte, Schaufensterpuppen werden nicht lebendig, auch die Geister vergangener Fehlkäufe verfolgen mich nicht.
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Ab 5 Uhr morgens wird es unruhiger, ab 6 Uhr ist die Passage wieder für Passanten geöffnet. Wir besorgen uns erstmal einen Kaffee. Klar, ich habe schon besser geschlafen. Aber dafür eben auchnoch nie in einem Einkaufszentrum. Fürs nächste Mal brauche ich nur noch einen Generalschlüssel für die Läden.
Die MOPO wurde für die Übernachtung eingeladen.