• Der FDP-Politiker Wieland Schinnenburg im Bundestag. Er gehört zu den wenigen Hamburger Abgeordneten mit Nebenverdiensten.
  • Foto: dpa

Dicke Nebenverdienste: Diese Hamburger Politiker haben gleich mehrere Einkommen

Korruption, Lobbyismus und Interessen-Konflikte lauern, wenn Politiker im Bundestag hohe Nebeneinkünfte haben. Aus gutem Grund müssen diese deshalb offengelegt werden. Die 16 Hamburger Bundestagsabgeordneten haben dabei allerdings wenig zu „verzollen“. Nur zwei von ihnen haben größere Nebeneinkünfte.

Die größte Summe weist dabei schon seit Jahren Rüdiger Kruse aus. Der CDU-Abgeordnete hat in dieser Legislatur bereits Nebeneinkünfte in Höhe von 232.000 Euro. Auf einen Monat runtergerechnet sind das immerhin 7030 Euro brutto.

CDU-Mann Rüdiger Kruse

CDU-Mann Rüdiger Kruse ist Hamburgs Top-Nebenverdiener im Bundestag.

Foto:

Sun

Das Geld stammt in erster Linie aus seinem Gehalt als Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit Sitz in Hamburg. Außerdem sitzt er im Aufsichtsrat der Autobahn GmbH.

Hamburger Bundestagsabgeordnete mit Nebenverdienst

Der zweite Hamburger Abgeordnete mit Nebeneinkünften ist Wieland Schinnenburg. Allerdings schon mit deutlich geringeren Summen. Der FDP-Mann hat in der laufenden Legislatur 72.500 Euro Brutto angegeben. Laut Schinnenburg handelt es sich dabei um Anwaltshonorare, denn er ist nebenbei noch 10 bis 15 Stunden pro Woche als Anwalt tätig. Solche Erlöse müssen allerdings komplett angegeben werden – bevor Umsatzsteuer und weitere Kosten abgezogen wurden.

Wieland Schinnenburg arbeitet nebenbei als Anwalt

Bisher gab es mit Johannes Kahrs (SPD) immer noch einen dritten Hamburger Abgeordneten mit Nebeneinkünften. Aber Kahrs hat sein Mandat im Mai überraschend niedergelegt und taucht in der Statistik nicht mehr auf. 14 von 16 Hamburger Abgeordneten haben keine Nebentätigkeiten oder müssen sie nicht angeben, weil sie unter der Grenze von 1000 Euro liegen.

Abgeordnetenwatch wertet Nebenverdienst aus

Ausgewertet wurden diese Zahlen in einer gemeinsamen Recherche von abgeordnetenwatch.de und dem „Spiegel“. Demnach bezieht beinahe jeder dritte Bundestagsabgeordnete neben seiner monatlichen Diät in Höhe von 10.083 Euro Geld aus weiteren Tätigkeiten und Funktionen, und dies teilweise in erheblicher Höhe. 

Bundestagsabgeordnete Gysi und Lindner vorn dabei

Am häufigsten verdienen Abgeordnete der FDP noch Geld nebenbei, gefolgt von CSU und CDU. An vierter Stelle steht dann überraschend schon die AfD. Gefolgt von SPD und Linker. Schlusslicht sind die Grünen.

Pressetalk mit Gysi und Lindner.

Christian Lindner (FDP) und Gregor Gysi (Linke) bei Günter Jauch (Archiv). Die beiden tummeln sich oft in Talkrunden und geben Vorträge. Was sich offenbar lohnt.

Foto:

dpa

Besonders krachen lässt es der frühere Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Er hat 896.000 Euro aus Beratertätigkeiten etc. angegeben. Bei FDP-Chef Christian Lindner sind es 424.500 Euro. Unter anderem hielt Lindner in dieser Legislaturperiode 66 Vorträge gegen Bezahlung. Laut Abgeordnetenwatch war er dabei zu zahlreichen firmeninternen Netzwerktreffen wie „Business-Dinner“ oder „Kamin-Abenden“ engagiert worden.

Gregor Gysi: 470.000 Euro in der Legislatur

Gregor Gysi (Linke) verdient auch emsig hinzu und man könnte sich fragen, ob er auch noch Zeit für seine eigentliche Aufgabe als Abgeordneter findet. Er erhielt durch Vorträge (mehr als 100!), Buchhonorar und als Rechtsanwalt mindestens 470.000 Euro.

Wie hoch die Beträge durch Nebentätigkeiten genau sind, lässt sich durch die Offenlegungspflicht aber nicht sagen. Tatsächlich könnten die Beträge sehr viel höher sein. Denn sie werden in zehn groben Einkommensstufen angegeben. Durch dieses Stufensystem werden die tatsächlichen Bezüge aber nicht sichtbar.

Das könnte Sie auch interessieren: Kostenloser Corona-Test – für wen?

Denn Einkünfte unterhalb einer Bagatellgrenze von 1.000 Euro monatlich oder 10.000 Euro Jahressumme müssen nicht gemeldet werden. Eine Obergrenze für die Höchststufe 10 (mehr als 250.000 Euro) gibt es ebenfalls nicht. Hinzu kommt: Die Spanne in den einzelnen Stufen ist groß. So meint Stufe 1 Einnahmen in Höhe von 1.000 bis 3.500 Euro, Stufe 8 reicht von 100.000 bis 150.000 Euro.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp