• Gymnasium Eppendorf
  • Foto: picture alliance / Daniel Bockwo

An Hamburger Gymnasium: Hakenkreuz-Eklat beim Video-Unterricht

Eppendorf –

Riesenärger am Gymnasium Eppendorf: Weil während des Video-Unterrichts einer 10. Klasse plötzlich ein Hakenkreuz auf dem Bildschirm prangte, hat die Schulleiterin Anzeige bei der Polizei gestellt. Jetzt sind die Eltern auf Zinne, allerdings weniger wegen des Hakenkreuzes, sondern weil die Schule aus ihrer Sicht die Privatsphäre der Schüler verletzt hat.

Zu dem Hakenkreuz-Eklat kam es Anfang Mai während einer Bio-Stunde per Zoom, einem Programm für Videokonferenzen. Teilnehmer des Video-Unterrichts: die Lehrerin und rund ein Dutzend Schülerinnen und Schüler. Plötzlich sei auf dem „Whiteboard“, einer interaktiven Fläche, auf die jeder Teilnehmer etwas schreiben oder zeichnen kann, ein Hakenkreuz erschienen.

Gymnasium Eppendorf: Schulleiterin stellt Anzeige

Pubertäre Provokation oder Straftat? Zur „Beweissicherung“ fotografierte die Lehrerin ihren Bildschirm ab, beendete den Unterricht sofort und zeigte das Foto der Schulleiterin – die daraufhin Anzeige gegen Unbekannt stellte, wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Kennzeichen.

Warum gegen Unbekannt? Theoretisch ist es möglich, dass das Hakenkreuz von außen in den Fernunterricht geschmuggelt wurde: Wie die Schulleiterin erklärt, hat einer der Jugendlichen den Zugangscode zu der Videokonferenz zuvor auf Twitter gepostet.

Gymnasium Eppendorf: Staatsschutz ermittelt

Die Eltern sind entsetzt: „Der Staatsschutz hat bei uns angerufen!“, empört sich eine Mutter gegenüber der MOPO. Sie ist sicher: „Mein Sohn macht so etwas nicht.“ Was sie besonders auf die Palme bringt: Auf dem Foto vom Bildschirm ist nicht nur das Hakenkreuz zu sehen, sondern auch die Schüler, wie sie in den elterlichen Wohnungen vor ihren Bildschirmen sitzen.

Auf dem Screenshot ist gar zu erkennen, dass einer der Schüler nicht alleine war, sondern weitere Jugendliche mit ihm vor dem Bildschirm alberten – was die Polizei gegenüber den Eltern gleich als Verstoß gegen die Infektionsschutz-Vorschriften ansprach.

Gymnasium Eppendorf: Eltern zum Hakenkreuz-Eklat

Die Mutter wirft der Schulleiterin nun ihrerseits einen Verstoß gegen den Datenschutz vor: „Die Ermittlungen erfolgen Grund eines illegal erstellten Fotos, das meine private Wohnung zeigt und das ohne meine Zustimmung an Dritte, nämlich die Polizei, weiter gegeben wurde.“

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Die Schulleiterin rechtfertigt auf MOPO-Nachfrage ihr Vorgehen: „Ich werte die Zeichnungen als Provokation, die aber ebenso nicht akzeptabel ist und daher sollten wir alle ein Interesse daran haben, zu ermitteln, wer diese Zeichnungen vorgenommen hat.“ Sie sei in einem solchen Fall sogar „verpflichtet, eine Anzeige zu tätigen.“

Gymnasium Eppendorf: Eltern kritisieren Lehrerin

Viele der betroffenen Eltern, so schildert es eine Mutter der MOPO, hielten die Anzeige bei der Polizei für völlig überzogen und pädagogisch falsch: „Die Lehrerin hätte mit den Schülern über das Symbol sprechen sollen, und wenn sich der Urheber nicht meldet, dann hätten eben alle einen Aufsatz schreiben müssen, wofür das Hakenkreuz steht. Da hätten alle mehr von gehabt.“

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