Die Polizei fixiert vor dem Derby St. Pauli-Fans am Boden.
  • Die Polizei fixiert vor dem Derby St. Pauli-Fans am Boden.
  • Foto: Blaulicht News

Nach Gewalt-Video vom Derby: Ermittlungen gegen Bundespolizisten

Auch am Tag nach dem Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli herrscht Aufregung im Netz: Es kursiert ein Video, auf dem grobe Gewaltanwendungen durch Polizeibeamte zu sehen sind. Mittlerweile gibt es erste Stellungnahmen, gegen einen Beamten wurden Ermittlungen eingeleitet. 

Die Videoaufnahme, die der Account „Fußballmafia“ auf Twitter teilte, zeigt am Boden liegende Personen, die von Polizeibeamten fixiert werden. Dabei schlägt ein Beamter einem fixierten Mann mittleren Alters wiederholt mit der Faust in die Nieren und mit dem Ellbogen ins Gesicht. Ein Kollege kniet einige Meter weiter auf dem Kopf eines jüngeren St. Pauli-Fans, nach einem kurzen Wortwechsel schlägt er ihm ins Gesicht.  

Bundespolizei: Ermittlungen nach Gewaltanwendung

Die gewaltvollen Szenen sorgen für einen Aufschrei im Netz. Der Vorwurf: Unrechtmäßige Polizeigewalt. In einer Pressemitteilung nimmt die Polizei Hamburg Stellung zu den Vorkommnissen am Derby-Tag. Demnach wurden eine Gruppe von St. Pauli-Fans, die sich nach Angaben der Polizei ihre roten Schals als Vermummung ins Gesicht gezogen hatten, in Gewahrsam genommen, um einen Angriff auf HSV-Fans zu verhindern.

Und die Schläge auf bereits am Boden liegende Personen? Polizeisprecherin Sandra Levgrün zur MOPO: „Unmittelbarer Zwang wird immer dann ausgeübt, wenn eine Person sich gegen die Maßnahmen sperrt und die Hände etwa unter den Bauch hält und wir nicht sehen können, ob dort Waffen oder spitze Gegenstände sind.“

Nach MOPO-Informationen handelt es sich bei den Beamten auf dem Video um Hamburger Bundespolizisten, die unter der Leitung von Polizeidirektor Christian Linkogel im Einsatz waren. Laut Polizeisprecherin ermittelt die Dienststelle „Interne Ermittlungen“ von Amts wegen gegen einen Bundespolizisten, die in dem Video zu sehen sind. Es ist auch bereits eine Strafanzeige eingegangen.

Am Derby-Tag waren rund 3500 HSV-Fans vom Altonaer Balkon bis zum Millerntor-Stadion marschiert. Zeitgleich waren auch Anhänger des FC St. Pauli unterwegs. Die Situation eskalierte, als 150 bis 200 St. Pauli-Fans versuchten, an die HSV-Fans heranzukommen – und gewaltsam von der Polizei zurückgedrängt wurden.  

Gewerkschaft: Videoaufnahmen als Ermittlungsgrundlage

Laut der Berufsvereinigung „Polizei Grün“ ist klar, dass in diesem Fall die Staatsanwaltschaft ermitteln muss. Während Festnahmen berechtigt sein können, sei die heftige Gewaltanwendung nicht zu erklären. Die Videoaufnahme könne Grundlage der Ermittlungen sein. Der Polizist Oliver von Dobrowolski, Autor des Buches „Ich kämpfe für eine bessere Polizei“, schreibt auf Twitter, Hamburg sei wohl zunehmend Hotspot für illegitime Polizeigewalt.  

Auch der FC St. Pauli fordert Aufklärung. Der Twitter-Account „Fanhilfe St. Pauli” verurteilt die Übergriffe und ruft Opfer und Zeugen des Einsatzes auf, sich zu melden. Laut dem Bürgerschaftsabgeordneten Deniz Celik (Linke) sei egal, was vorher geschah – das „verstörende“ Vorgehen der Polizei sei unter keinen Umständen verhältnismäßig. Celik hatte bereits im September eine kleine schriftliche Anfrage an den Senat gestellt, in der es um das eskalative Auftreten der Polizei bei Spielen des FC St. Pauli ging.  In seiner Antwort wollte der Senat zur Einsatztaktik der Polizei aus „grundsätzlichen Erwägungen keine Angaben machen“.

Hitlergruß gezeigt? Linken-Politiker fordert Aufklärung

Am späten Freitagabend teilte Celik außerdem einen Tweet, in dem ein Polizeibeamter beschuldigt wird, St. Pauli-Fans den Hitlergruß gezeigt zu haben. Auch hierzu fordert der Linken-Politiker Aufklärung.

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Innensenator Andy Grote (SPD) äußerte sich bisher nicht zu dem Vorfall. Nach Angaben der Polizei waren insgesamt rund 1.445 Beamte im Einsatz, davon 440 auswärtige Kräfte der Bundespolizei und der Landespolizeien aus Brandenburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Fünf Einsatzkräfte wurden verletzt. Insgesamt wurden 47 Fußball-Fans in Gewahrsam genommen, es gab 12 Identitätsfeststellungen. 

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