• Gefahr für Frauen und Kinder? Diese Anwohner fordern eine Beleuchtung für den Weg an der Seebek.
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Angst vor Überfällen: Anwohner fordern Beleuchtung für Grusel-Weg

Barmbek –

Die Angst sitzt fest im Nacken: Frauen und Mädchen fühlen sich in Hamburg an vielen Orten nicht sicher. Das hatte eine Studie des Kinderhilfswerks Plan International ergeben, deren Ziel eine verbesserte Stadtplanung ist. Anwohner in Barmbek-Nord weisen schon lange auf einen aus ihrer Sicht unsicheren Ort hin: Auf den finsteren Fußweg an der Seebek. 

Wenn Gaby Weber an den Vorfall vor vier Jahren denkt, läuft ihr noch immer ein Schauer über den Rücken. „Ich war auf dem Weg nach Hause mit dem Fahrrad. Plötzlich bauten sich vor mir zwei Typen auf und hielten mein Rad fest”, erinnert sich die 58-Jährige. 

Frauen und Kinder haben an der Seebek Angst vor Überfällen

Was die Männer vorhatten, kann Gaby Weber nur erahnen. Denn die Sache ist ganz knapp doch noch gut ausgegangen. „Zum Glück kam ein Spaziergänger mit Hund vorbei. Da sind die Typen weggelaufen“, sagt die Krankenschwester erleichtert.

Gaby Weber hat den Vorfall an dem kleinen Spazierweg an der Seebek nicht bei der Polizei gemeldet. „Es ist ja nichts passiert“, sagt sie. Doch genau deshalb ist die Dunkelziffer für Vorfälle an unsicheren Orten in Hamburg groß. Das Landeskriminalamt will im November eine Studie starten, um solche Orte zu lokalisieren.

Im Winter nehmen die Anwohner große Umwege in Kauf

Weil ganz in der Nähe des Weges vor zwei Jahren eine Joggerin überfallen und vergewaltigt wurde, haben die Anwohner Angst. Gerade Frauen meiden den dunklen Pfad inzwischen, obwohl er eine Abkürzung darstellt. „Wenn es schon dunkel ist, rufe ich meinen Mann an, bevor ich in den Weg einbiege. Dann holt er mich ab“, sagt Gaby Weber. 

Auch viele Eltern machen sich Sorgen. Denn der Weg führt die Kinder direkt zur nahegelegenen Grundschule an der Seebek. Im Winter, wenn es morgens noch dunkel ist, lassen die besorgten Eltern ihre Kinder lieber den Weg über die Fabriciusstraße nehmen – ein Umweg von mehr als zehn Minuten. 

Unterschriftenaktion blieb ohne Ergebnis

Vor zwei Jahren sammelten die Anwohner Unterschriften, um eine Beleuchtung des finsteren Weges zu erreichen. Doch geschehen ist nichts. „Man wird nicht ernst genommen. Das macht mich traurig und wütend“, sagt Gaby Weber.

Die zuständige Umweltbehörde verweist darauf, dass es sich bei dem Spazierpfad um einen Gewässerunterhaltungsweg des Bezirks handelt und nicht um eine öffentlich gewidmete Fläche. „Die Wegefläche stellt eine zu schützende Wanderroute für die Tierwelt innerhalb eines Biotopverbundsystems dar“, heißt es in der Antwort des Senats auf eine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe (CDU), der sich der Sache angenommen hat.

Bewegungsmelder als Kompromissvorschlag

Um die Tier-und Pflanzenwelt nicht zu stören, hat Kappe als Kompromiss die Anbringung von Bewegungsmeldern vorgeschlagen. Sogenannte On-Demand-Elemente, „die nur für begrenzte Zeit und bei Bedarf leuchten und somit die Flora und Fauna minimal belasten sowie die Energiekosten niedrig halten“, so Kappe.

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Doch die Behörde zeigt sich auch dazu ablehnend. „Eine On-Demand-Lösung von Beleuchtungsanlagen entspricht nicht den naturschutzrechtlichen Belangen von Wasserunterhaltungswegen“, so die Senatsantwort. Zu den Auswirkungen auf Flora und Fauna gehörten unter anderem: Veränderungen im Blührhythmus von Pflanzen, verlängerte Vegetationszyklen, Beitrag zum Insektenschwund, Sehbeeinträchtigung bei Amphibien, Veränderungen im Jagdverhalten, Auswirkungen auf das Paarungsverhalten von Vögeln.

Anwohner fordern einen Runden Tisch im Bezirk

Kappe, Weber und die anderen Anwohner fordern nun einen Runden Tisch im Bezirk, an dem neben Vertretern des Regionalausschusses und des Ausschusses für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz Wandsbek auch der NABU und Vertreter der anliegenden Schule beteiligt werden sollen.

Gaby Weber: „Ich bin sehr für Naturschutz. Aber hier geht es um die Sicherheit von Frauen und Kindern. Wir brauchen eine Lösung.“

 

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