Für zehn Millionen Euro: Inseln rüsten sich für Sturmflutsaison
Nach den teils schweren Sandverlusten auf den Ostfriesischen Inseln infolge der rund 20 Sturmfluten im vergangenen Winter ist der Wiederaufbau fast abgeschlossen. Die Schutzdüne an der Kugelbake auf Norderney etwa ist soweit verstärkt, dass die Sturmflutsicherheit in diesem Winter wiederhergestellt sei, teilte der zuständige Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) auf Anfrage mit.
Auf Langeoog ist das Sanddepot vor der Schutzdüne des sogenannten Pirolatals mittlerweile fertig aufgespült. Auf Wangerooge sind die Arbeiten an den Nord-Ost-Dünen bereits seit Mai abgeschlossen.
Insgesamt wurden laut der Behörde in diesem Jahr auch mit Sondermitteln rund 15 Millionen Euro für den Schutz der Nordseeinseln investiert – so viel wie zuvor veranschlagt. Rund 10 Millionen Euro kosteten allein die drei Verstärkungen der Schutzdünen.
Ostfriesische Inseln: Abbrüche an Schutzdünen durch Wellengang und Co.
Durch die höheren Wasserstände und den Wellengang bei den Sturmfluten war es auf den Inseln an den Schutzdünen zu Abbrüchen gekommen. Die Schutzdünen sichern ähnlich wie Deiche auf dem Festland das Innere der Inseln und damit die Siedlungen vor Überflutungen.
Auf Langeoog und Wangerooge wurden große Sanddepots, die als Verschleißkörper vor den Schutzdünen aufgebaut worden waren, durch Sturmfluten abgetragen. Auf Norderney nagte die Nordsee an einem Abschnitt sogar so an den Schutzdünen, dass sich bis zu 20 Meter tiefe Abbruchkanten bildeten.
Für die Baumaßnahmen stand nur ein schmales Zeitfenster vom späten Frühling bis zu diesem Herbst an, da nun die nächste Sturmflutsaison beginnt. Ein Überblick, was in den vergangenen Monaten passierte:
Norderney: An dem besonders betroffenen Strandabschnitt Kugelbake verstärkte der Küstenschutz zwei bestehende Dünenketten. Dazu wurden auf 900 Metern Länge rund 125.000 Kubikmeter Sand verbaut.„Wir sind mit der Maßnahme noch nicht ganz fertig“, sagte der Leiter der zuständigen NLWKN-Betriebsstelle in Norden, Frank Thorenz. Um die Düne bereit für die Sturmflutsaison zu machen, brauche sie eine bestimmte Höhe und Breite. Diese Funktion erfülle die Düne bereits. „Da wir uns im Wattenmeer und in schützenswerten Biotopen bewegen, gestalten wir die Düne aber nicht nur als reinen Sandkörper, sondern auch möglichst naturnah.“
Norderney und Co.: Dünen werden verstärkt
Das bedeute, dass die Düne etwa mit Höhen und Tiefen modelliert werde, sagte Thorenz. Der Sand dafür werde derzeit noch gewonnen und an der Nordseite aufgebracht. Das sei auch ein Teil der Kompensationsmaßnahmen für den Naturschutz.
Für die Baustelle auf Norderney wurde ein neues Verfahren angewandt: Der Sand wurde mit einem Spezialschiff vom Meeresboden gesaugt und dann mit einer Spülleitung an Land gepumpt. Von dort wurde das Material mit Dumpern in die Dünenkette gebracht. „Das war logistisch aufwendig, da es ein neues Verfahren war, um größere Mengen Sand für die Dünenverstärkung zu gewinnen. Aber das, was wir geplant hatten, ließ sich ohne größere Probleme umsetzen“, sagte Thorenz.
Trotz der Aufbauarbeit müssen die Insulaner an diesem Abschnitt laut der Behörde aber im Winter mit neuen Dünenabbrüchen rechnen. Denn zurzeit fehle vor diesem Abschnitt schlicht ausreichend Sand, um diesen vor den Fluten zu schützen. Die Sturmflutsicherheit sei aber dennoch gegeben, sagte Thorenz. „Ziel des NLWKN ist es, den Bau massiver Küstenschutzanlagen wenn möglich zu vermeiden.“
Langeoog: 450.000 Kubikmeter Sand aufgespült
Langeoog: Vor den Schutzdünen des sogenannten Pirolatals auf Langeoog hatten die Sturmfluten das Sanddepot auf rund 700 Metern Länge fortgespült. Dort wurden in den vergangenen Monaten nun etwa 450.000 Kubikmeter Sand aufgespült. „Damit ist die Schutzdüne, die die Trinkwassergewinnung und die Siedlungslage von Langeoog vor Sturmfluten schützt, voll funktionsfähig“, sagte Thorenz.
Ähnlich wie auf Norderney wurde der Sand mit einem Spezialschiff vor Langeoog aus dem Meer geholt und mit einer Stahlrohrleitung an den Sand gespült. In den kommenden Wochen wird die Baustelle ganz beendet. Früheren Angaben zufolge soll das Sanddepot vor der Schutzdüne bei mäßigem Sturmflutgeschehen bis zu fünf Jahre halten.
Wangerooge: Östlich des Badestrandes auf Wangerooge trafen die Sturmfluten das Sanddepot vor den sogenannten Nord-Ost-Dünen. Dort wurden im Auftrag des NLWKN insgesamt rund 26.000 Kubikmeter Sand aufgeschüttet. Die Arbeiten sind bereits seit Mai abgeschlossen. (dpa)