MOPO-Talk zu Bildungsplänen: Rabe spricht von „Wut-Kulisse“ und macht eine Ansage
Ein Sturm der Entrüstung weht Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) seit Monaten entgegen. Der Grund: seine Pläne zur Umgestaltung des Schulsystems. Beim MOPO-Talk diskutierte der Senator erstmals öffentlich mit Grit Katzmann, Vorsitzende der Lehrergewerkschaften Hamburg, Torsten Schütt, Sprecher der Elternräte der Hamburger Stadtteilschulen und Janina Lin Otto, Begründerin des geplanten Bildungscampus „Life Hamburg”.
„Die Eltern haben Angst, dass die Kinder abgehängt werden“, sagte Thorsten Schütt, Sprecher der Elternräte der Hamburger Stadtteilschulen, im MOPO-Talk. Themen wie Inklusion und Integration, wie etwa eine Förderung für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche, kämen in den Bildungsplänen zu kurz.
„Inhaltliche Überfrachtung”: Kritik von Lehrergewerkschaft
Grit Katzmann von der Lehrergewerkschaft kritisierte, dass in einigen Fächern zu viel Stoff verlangt werde, der innerhalb der vorgegebenen Zeit kaum zu schaffen sei. Die Gewerkschaft ist Teil vom „Bündnis für zukunftsfähige Schulen in Hamburg“. Die darin organisierten Verbände von Eltern, Lehrenden und Lernenden kritisieren seit Monaten massiv die neuen Bildungspläne.
Sie seien „inhaltlich überfrachtet” und ließen zu wenig Raum für Kreativität und das Sammeln von Erfahrungen. Katzmann blieb bei ihrer Kritik jedoch etwas moderater und betonte, dass es auch innerhalb des Bündnisses verschiedene Meinungen gebe.
Senator Rabe spricht von „Wut-Kulisse”
Die harte Kritik bezeichnete Rabe als „Wut-Kulisse“, die er bei Neuerungen im Schulsystem gewohnt sei. „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass in der Kultusministerkonferenz klare Vorgaben gemacht werden, damit wir möglichst in allen Bundesländern gleiche Standards haben”, gab er zurück.
Das könnte Sie auch interessieren: Vom Koalitionspartner: Kampfansage an Schulsenator Rabe
Es brauche einen Rahmen, um allen Schülerinnen und Schülern dieselben Chancen zu ermöglichen. „Viele der Themen, die hier kritisiert werden, sind eins zu eins die Vorgaben der Kultusministerkonferenz”, so Rabe. Anfang September informierte der Senator darüber, dass die Bildungspläne nach der massiven Kritik von der Schulbehörde in Zusammenarbeit mit den Hamburger Schulleitungen überarbeitet werden.
Neue Bildungspläne noch Ende des Jahres
„Wir wissen nicht, wo wir heute stehen“, kritisierte Elternvertreter Schütt beim MOPO-Talk. „Es muss sichtbare Veränderungen geben.“ Rabe kündigte an, dass die neuen Bildungspläne im Dezember in veränderter Form präsentiert werden. „Und die gelten dann auch“, sagte er bestimmt.
Wie Schule in Zukunft ganz neu gedacht werden könnte, davon berichtete die Unternehmerin Janina Lin Otto. Gemeinsam mit ihrem Mann Benjamin Otto plant sie „Life Hamburg“, einen Bildungscampus für generationenübergreifendes Lernen nahe dem Otto Group-Campus in Hamburg.
Das könnte Sie auch interessieren: Work-Life-Balance und Co. : Wie Otto Spitzenkräfte nach Hamburg locken will
„Ziel einer Schule sollte sein, dass die Kinder am Ende wissen, wer sie sind und wo ihre Stärken liegen“, sagte Otto. Als Unternehmerin betrachte sie vor allem die Wirtschaftswelt und was die Kinder dort erwartet. Ab 2025 soll der neue Campus stehen, ob die Schule privat oder öffentlich sein wird, sei derzeit noch in der Abstimmung.