Nach MOPO-Bericht: Krankenpfleger aus dem Iran konnte seine Familie nachholen
Poppenbüttel –
Auf diesen Moment hat Ebrahim Khosravi lange gewartet: Endlich konnte der Krankenpfleger der Asklepios-Klinik Nord-Heidberg seine Familie wieder in die Arme schließen. Endlich konnten seine Frau Leila und seine Tochter Liana (8) den Iran verlassen und nach Hamburg reisen. Die Familienzusammenführung wurde genehmigt – auch dank der MOPO.
„Ich bin so glücklich, sie endlich hier zu haben“, freut sich Ebrahim Khosravi bei einem Familienausflug in die Hamburger Innenstadt. Der 41-Jährige, der für die drei eine Wohnung in Poppenbüttel gefunden hat, will seinen Liebsten alles zeigen. Das Rathaus, den Michel, den Hafen. Nachholen, worauf er anderthalb Jahre gewartet hat.
Krankenpfleger wartete anderthalb Jahre auf die Familienzusammenführung
So lange ist es her, dass Ebrahim Khosravi nach Deutschland geholt wurde, um den hiesigen Pflegenotstand abzumildern. Krankenpfleger aus dem Iran sind heiß begehrt, denn sie sind Universitätsabsolventen und daher top qualifiziert. Khosravi kam in der Annahme, seine Familie nach ein paar Monaten nachholen zu können. Doch dann musste er erst eine Weiterbildung machen. Und schließlich verhinderte Corona die Visa-Ausstellung für Leila und Liana.
Wochenlang gab es keine Rückmeldung von der Deutschen Botschaft in Teheran. Erst eine MOPO-Anfrage brachte Bewegung in die Sache. Am gleichen Tag, an dem der MOPO-Artikel über das Familienschicksal erschien, rief die Botschaft bei Leila an, um ihr mitzuteilen, dass die Visa nun ausgestellt würden. Eine Woche später saßen Mutter und Tochter im Flugzeug.
Tochter Liana musste sich zwischen ihren Spielsachen entscheiden
Nur eine Woche hatten Leila und Liana Zeit, um sich von ihrem gewohnten Leben zu verabschieden. Um noch einmal Freunde und Verwandte zu sehen. Um zu entscheiden, welche Sachen mitdürfen und welche nicht.
„Ich durfte nur zwei Puppen und meinen Teddy mitnehmen“, sagt Liana traurig. „Aber meine Tante passt jetzt auf meine anderen Spielsachen auf.“ Auch für Leila war es nicht einfach: „Wir haben viele Dinge ein- und wieder ausgepackt. Der Koffer durfte ja nur 30 Kilo schwer sein“, sagt sie stockend. Mutter und Tochter haben in Teheran bereits Deutschkurse besucht. Das Sprachelernen hat jetzt oberste Priorität.
Mutter und Tochter wollen schnell Deutsch lernen
Seit Mittwoch geht Liana in Hamburg zur Schule. „In einem Jahr wirst du besser als ich sprechen“, prophezeit Ebrahim Khosravi und streicht der Tochter liebevoll über den Kopf. „Dann wirst du mich immer korrigieren.“ Liana lacht: „Niemals, Papa!“
Besonders für Leila ist die Sprache ein wichtiges Thema. Die 42-Jährige hat in Teheran als Schauspielerin und Hörbuch-Sprecherin gearbeitet. Die Arbeit, die sie sehr liebte, kann sie jetzt erstmal nicht mehr ausüben. „Vielleicht kann ich erstmal singen“, sagt sie. Und malen. Leila ist auch Künstlerin.
Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Liana
Für Leila und ihren Mann ist der Umzug ein Opfer. Ein Opfer, das sie in allererster Linie für ihre Tochter in Kauf genommen haben. „Iran ist ein Land für Männer“, sagt Ebrahim Khosravi. „Frauen haben dort keine Freiheiten. Sie dürfen ja nicht mal Fahrradfahren! Liana hätte dort keine Zukunft.“
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Welche Zukunft sie sich für ihre Tochter vorstellen, da wollen sich die Eltern nicht festlegen. „Mit dem Umzug wollten wir ihr die Grundlage für ein normales Leben geben. Aber am Ende soll sie ihren eigenen Weg gehen. Wir helfen ihr dabei.“ Sicher ist: Schon ganz bald wird Liana eine richtige Hamburger Deern werden.