Trotz müder Beine: Darum wechselte St. Pauli in Bielefeld erst so spät
Dass der FC St. Pauli bei der erneuten Auswärtsniederlage in Bielefeld in der zweiten Halbzeit als Kollektiv, aber auch in Form eines jeden einzelnen Spielers abbaute, war ebenso offensichtlich wie nach zuletzt 120 Minuten im DFB-Pokal in Freiburg verständlich. Eben drum drängte sich die Frage auf: Warum wechselte Trainer Timo Schultz erst so spät?
Den ersten frischen Mann brachte der 45-Jährige in Person von David Otto in der 63. Minute, danach wartete er bis zum 0:1 (76.) und warf mit Connor Metcalfe, Igor Matanovic und Lars Ritzka drei weitere neue Spieler, als es fast schon zu spät war (81.), denn: „Wir hatten hinten raus nicht mehr die Power, um nach dem 0:1 nochmal zurückzukommen“, befand auch Schultz, der in der 88. Minute mit Johannes Eggestein einen weiteren Stürmer aufs Feld schickte.
Schultz war das Wechsel-Risiko in Bielefeld zu groß
Dass er trotzdem nicht schon früher auf die zunehmende Passivität reagierte, lag an der Ermangelung an Alternativen. „Es waren nicht alle Spieler, die auf der Bank saßen, so hundert Prozent fit. Von daher muss ich auch abwägen, wie groß das Risiko ist und wie lange ich einen Spieler spielen lassen kann“, erklärte Schultz und führte aus: „Man hat schon gesehen, dass sich bei uns in der letzten Linie einige vermehrt gedehnt haben. Wenn man zu früh zu viel wechselt und in der 75. Minute kommen nochmal zwei Spieler und sagen: ‚Bei mir geht’s auch nicht mehr‘, dann hast du auf einmal gar keine Option mehr. Das ist immer ein Vabanquespiel.“
Zudem fand er, „dass wir auch in der zweiten Halbzeit in den defensiven Abläufen sehr stabil waren“ – mit Ausnahme der Gegentore natürlich. Für Marcel Hartel war das Thema ohnehin „kein großes“. Im Gegenteil: „Müdigkeit und Erschöpfung war nicht zu sehen“, urteilte er, „wir sind trotzdem wieder viel gerannt und gelaufen.“
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Was durchaus stimmt, allerdings mit Einschränkung. Viel gelaufen, ja: nämlich als Team gut 119 Kilometer. Aber ausnahmsweise mal nicht mehr als der Gegner, als Bielefeld, das eine Gesamtstrecke von 121 Kilometern zu Stande brachte. Allein das ist freilich nicht spielentscheidend, bei St. Pauli als nach wie vor laufstärkstem Team der Liga aber schon als Ausweis des Kräfteverschleißes zu verstehen und eher zu Schultz‘ These passend: „Bielefeld war dann am Ende ein bisschen frischer.“