Diskriminierung bei Edeka: Rauswurf wegen Kopftuch: Hamburgerin bekommt Entschädigung
Langenhorn –
Schülerin Miriam aus Hamburg wurde in einem Langenhorner Edeka Opfer von Diskriminierung. Die 16-Jährige war auf Jobsuche und wurde wegen ihres Kopftuchs abgelehnt. Jetzt haben sich der Supermarkt und die Schülerin außergerichtlich geeinigt. Miriam erhält eine Entschädigung, der Marktleiter muss seine Filiale abgeben.
Die MOPO sprach mit Miriams Anwalt Yalçın Tekinoğlu. „Es hat zwischen Edeka und der Geschädigten eine außergerichtliche Vereinbarung gegeben. Über deren genauen Inhalt soll Stillschweigen bewahrt werden“, so Tekinoğlu.
Einigung mit Edeka: Marktleiter wird Filiale entzogen
Dem Marktleiter des Edekas sei die Verantwortung für diese und eine weitere Filiale in Hamburg entzogen worden. Tatsächlich steht inzwischen ein anderer Name auf dem Edeka-Schild in Langenhorn.
Weiterhin habe es zwischen dem Marktleiter, einem Konzernleiter von Edeka und Miriam ein persönliches Gespräch gegeben, in dem sich beide bei der Geschädigten entschuldigt hätten.
Schülerin erhält Entschädigung von Edeka
„Wir haben eine hohe Entschädigungssumme im fünfstelligen Bereich geltend gemacht“, sagt Miriams Anwalt. Am Ende habe die Schülerin tatsächlich eine Entschädigung erhalten, über den genauen Betrag sei jedoch Stillschweigen vereinbart worden.
„Miriam ist aber vor allem nicht die Entschädigung wichtig, sie wollte ein Zeichen setzen“, so Tekinoğlu. „Niemand soll in einem Beruf mit Kundenkontakt wegen seiner Hautfarbe, Kleidung oder anderen Merkmalen diskriminiert werden.“
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Rassismus-Vorfall bei Edeka: Das ist passiert
Doch von Anfang an. Am 16. Juni veröffentlichte Miriam auf Instagram ein Video, in dem sie von der Diskriminierung berichtet. Sie hatte sich gemeinsam mit zwei Freundinnen bei einer Edeka-Filiale in Langenhorn um einen Aushilfsjob beworben.
Die drei seien zum Vorarbeiten eingeladen worden. Nach Angaben der 16-Jährigen sei sie dabei vom Marktleiter „angewidert“ angeschaut worden. „Dann hat er mit dem Finger auf mich gezeigt und gesagt: Entweder du setzt dein Kopftuch ab oder du kannst hier nicht arbeiten“, berichtet Miriam. Geschockt hätten sie und ihre Freundinnen den Laden verlassen, danach habe sie geweint.
Das Video verbreitete sich rasend schnell im Internet. Über 1,6 Millionen Mal wurde es aufgerufen. Die Supermarktkette entschuldigte sich in den sozialen Netzwerken bei der Schülerin. Doch so einfach hatte sich der Vorfall für Miriam noch nicht erledigt. Sie ging auch juristisch gegen die Diskriminierung vor.
Miriam will ein Zeichen gegen Diskriminierung setzen
Miriam habe nicht gedacht, dass ihr Video so eine große Aufmerksamkeit bekommen würde. „Es gab sogar Morddrohungen gegen den Marktleiter. Daraufhin hat sie ein zweites Video verfasst, in dem sie sich ausdrücklich gegen solche Drohungen ausspricht“, so Tekinoğlu. Für die Schülerin, die später einmal Medizin studieren möchte, sei es nur ein Nebenjob gewesen, doch für viele andere Menschen würde es um mehr gehen.
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Anwalt: „Der Fall hat vielen Menschen Mut gemacht.“
„Oft setzen sich Betroffene von Diskriminierung nicht zur Wehr, weil es nicht leicht nachzuweisen ist und sie wenig Aussicht auf Erfolg sehen. Im Fall von Miriam hatte sie zwei Freundinnen dabei, die den Vorfall bezeugen konnten“, sagt Tekinoglu.
„Der Fall von Miriam hat vielen Menschen Mut gemacht.“ In den Tagen danach seien weitere Anfragen wegen Fällen von Diskriminierung bei dem Anwalt eingegangen.