• Die Markthalle in Hamburg in der Nähe des Hauptbahnhofes
  • Foto: MOPO

Aufwärmen statt Feiern: Hamburger Konzertclub wird zur Obdachlosen-Unterkunft

Mitte –

Wummernde Bässe dröhnen aus den Lautsprechern, Gäste feiern auf der Tanzfläche – so kennen die Hamburger die Markthalle in der Nähe des Hauptbahnhofes normalerweise. Nun tauscht der Betreiber Partyvolk gegen Obdachlose und macht die Markthalle zum Teil des Winternotprogramms 2020/2021. 

Im Laufe des Novembers soll es soweit sein: Die Türen der Markthalle in Hamburg öffnen wieder für Besucher – aber nicht für die üblichen Gäste des Konzertclubs. Die Räumlichkeiten sollen bis März 2021 für 200 Obdachlose eine Aufenthaltsstätte sein, in der diese sich in den kalten Wintermonaten aufwärmen können. Allerdings bringt das soziale Projekt auch Risiken mit sich. 

„Aufgrund der Corona-Pandemie sehen wir das Projekt als Herausforderung und sinnvolle Ergänzung“, sagt Martin Helfrich, Pressesprecher bei der Sozialbehörde, im Gespräch mit der MOPO. Möglichst viele Obdachlose sollen in den kalten Wintermonaten von der Straße geholt werden. „Selbstverständlich gibt es alle Hygienemaßnahmen zum Schutz vor einer Corona-Infektion“, so Mike Keller, Betreiber der Markthalle. Diese seien vom Sozialunternehmen „Fördern und Wohnen“ konzipiert worden. 

Corona-Schutzmaßnahmen in Hamburger Konzertclub

Sollte es trotzdem doch zu Corona-Infektionen kommen, gibt es laut Martin Helfrich weitere Schutzmaßnahmen: Tests werden vor Ort durchgeführt, bei Verdachtsfällen werden Personen isoliert untergebracht, bei Erkrankten erfolgt die Unterbringung in separaten Quarantäne-Stationen. 

Die Idee, den Konzertclub zu einer Aufenthaltsstätte für Obdachlose umzugestalten, stammt von der Sozialbehörde, so Keller. „Nach deren Anfrage wurde geprüft, ob und wie sich die Räumlichkeiten eignen“, erklärt er. „Danach wurde festgelegt, dass die Markthalle tatsächlich umfunktioniert wird und wir eine Aufwandsentschädigung erhalten, die zumindest ein paar Kosten, wie z. B. Miete und Personalkosten decken“. Die Markthalle müsse aufgrund der aktuellen Situation sowieso schließen, nun können sich dort zumindest Obdachlose tagsüber aufwärmen. 

Mike Keller ist Betreiber der Markthalle in Hamburg.

Mike Keller ist Betreiber der Markthalle in Hamburg

Foto:

Mopo

Hamburgs Winternotprogramm 2020/2021

Ein Bett finden Obdachlose an drei verschiedenen Standorten in Hamburg, die Teil des Winternotprogramms sind. Der dritte Standort, neben Friesen- und Kollaustraße, wird jedoch derzeit noch vorbereitet. In Niendorf stehen dann 250 Plätze in Container-Modulbauten zur Verfügung, teilte eine Sprecherin des Sozialunternehmens „Fördern und Wohnen“ mit, das die Unterkunft betreibt.

Wie in Hammerbrook und Lokstedt, wird die Unterkunft in Niendorf auch mit Spinden, Duschen, Sanitäranlagen, getrennten Frauen- und Paarbereichen, Plätzen für Menschen mit Behinderungen und einer Kantine ausgestattet.

Laut Sozialbehörde der Hansestadt gibt es nun insgesamt mehr als 1000 Übernachtungsmöglichkeiten zusätzlich zu den üblichen laut Hilfseinrichtungen für Obdachlose in Hamburg.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp