Im Krieg zerstört: Mega-Bau-Vision: Hamburger Stadtteil soll alten Glanz zurückbekommen
Eine Visualisierung des Störtebeker-Hauses: Das Gebäude hat während der Bauphase eine Entwicklung erlebt.
Foto: Störtebeker-Haus
Windrosenmosaike schmücken die Böden des Störtebeker-Hauses.
Foto: Störtebeker-Haus
Der Hamburger Unternehmer Achim Becker (72) will Hamm zu seinem alten Glanz verhelfen.
Foto: Störtebeker-Haus
Hamm –
Mit dem Störtebeker-Haus hat der Hamburger Unternehmer Achim Becker die Zeit der Kaufmanns-Ära zurück nach Hamm geholt. Das in hanseatischer Tradition errichtete Gebäude ist jedoch erst der Anfang einer Vision: Der Stadtteil soll seinen alten Glanz zurückbekommen, den er im Zweiten Weltkrieg verloren hat.
Traditionelle Rotklinker-Fassade, Windrosenmosaike auf dem Boden, Jugendstil-Ornamente an den Treppengeländern: Noch vor 80 Jahren hätte sich das Störtebeker-Haus unauffällig in die Straßen Hamms eingereiht. Doch im Sommer 1943 wurde der Stadtteil dem Erdboden gleichgemacht – und heute sticht das neohistorische Gebäude heraus. Unternehmer Achim Becker will Hamm wieder zu einer schöneren Gegend machen.
Störtebeker-Haus: Wie ein Hamburger Unternehmer Hamm verschönert
Der 72-Jährige lebt im Stadtteil Winterhude und ist selbst nur durch Zufall in Hamm gelandet, als er in der Sorbenstraße eine Bürofläche anmietete. Die entsprach allerdings nicht seinen Vorstellungen – ihm war es wichtig, seinen Mitarbeitern eine „Umgebung des Wohlgefühls“ zu verschaffen. „Also musste ich selbst etwas Geeignetes bauen“, erzählt er der MOPO.
Schnell fand der Unternehmer ein Eckgrundstück in der Süderstraße, das zum Verkauf stand, und gab als Bauherr das Störtebeker-Haus in Auftrag. Achim Becker war aber nicht nur Bauherr, sondern brachte viele eigene Ideen mit ein. „Schon im Kunstunterricht hatte ich ein Händchen für Formen, Farben und Darstellungen. Das war sehr hilfreich bei der Kommunikation: Ich konnte meine Vorstellungen schnell zu Papier bringen“, erklärt er. Die wöchentlichen Sitzungen mit den Architekten hätten manchmal bis in die Morgenstunden gedauert – doch am Ende hätte jeder genau gewusst, was er zu tun hatte.
Hamburger Unternehmer holt sich Inspiration auf Reisen
Seit 1972 betreibt Becker eine Münzhandelsgesellschaft „Emporium“ und ist durch seine internationalen Kunden viel herumgereist – eine Tätigkeit, die ihm beim Bau des Störtebeker-Hauses nützte. „Jedes Mal, wenn ich von einer Reise zurückkam, kam ich mit einer Idee zurück.“ So kam es, dass das Störtebeker-Haus während der Bauphase eine Entwicklung erlebte: Es sei im Ursprung nicht so geplant gewesen, wie es heute im Detail dasteht.
Achim Becker ließ aber auch Anwohner zu Wort kommen und stellte für das Störtebeker-Haus zwei Fassaden zur Auswahl: Eine im alten Stil der Kaufmannshäuser, die andere eine moderne Glasfassade. Dann ließ er die Hamburger entscheiden: 2000 Teilnehmer stimmten eindeutig ab: 98,5 Prozent wählten die alte Fassade. Und mit dieser Fassade wurde das Haus schließlich im Jahr 2004 fertiggestellt. Neben der Büro- und Geschäftsnutzung dient das Gebäude als Veranstaltungsort.
Hamburger Unternehmer baut weitere Häuser in Hamm
Mittlerweile ist der Werdegang des Projektes auch in einem Buch mit dem Titel „Das Störtebeker-Haus. Ein Haus für Hamm. Eine Vision für Hamburg“ nachzulesen: Dort erzählen Architekten, Handwerker und Mitgestalter ihre ganz persönlichen Geschichten. Das Buch kann beim Berliner Verlag „Beshu Books“ im Online-Shop sowie direkt im Störtebeker-Haus gekauft werden.
Das Störtebeker-Haus war das erste Bauprojekt in der Größe, das Becker selbst gebaut hat. Im nächsten Jahr soll ein weiteres Gebäude fertiggestellt werden: Das Goedeke-Michel-Domizil, das nach dem Kapitän Störtebekers benannt wurde und sich direkt neben dem Störtebeker-Haus befindet. Es wurde in demselben Stil errichtet, soll aber keine Büros, sondern Wohnungen unterbringen. Und auch dieses Projekt wird nicht das letzte gewesen sein, mit dem der Hamburger Unternehmer den Stadtteil verschönern will.
Hamburg: Steht bald ein Wolkenkratzer neben dem Störtebeker-Haus?
Becker verwaltet bereits weitere Grundstücke in Hamm – für eines davon hat er bereits eine besondere Vision, die absolutes Kontrastprogramm zum Kontorhaus-Stil ist: „Mein großer Traum wäre, gegenüber vom Störtebeker-Haus einen modernen Wolkenkratzer hinzustellen“.
Wie das Projekt namens „Phoenix aus der Asche“ aussehen soll, hat sich der Unternehmer bereits ganz konkret überlegt: Ein moderner schlanker Turm mit 44 Etagen, in denen Büroflächen, Mietwohnungen, ein Hotel sowie Eigentumswohnungen und Penthouses untergebracht werden sollen. Die Highlights: ein Restaurant und eine Bar, die jeweils wie Blütenblätter einer Blume an das Gebäude auf Höhe des Hotels andocken sollen. Auf dem Dach gibt es dann einen Helikopterlandeplatz.
Becker: „Hamm wird einen großen Wandel erleben“
Seine Vision für Hamm soll aber nicht nur eine Vision bleiben. „Ich würde mich gern hier und dort noch einbringen. Mir reicht es nicht, das zu wollen, ich habe großen Spaß daran, das wirklich in die Tat umzusetzen“, so Becker. Andere Stadtteile würden für weitere Bauprojekte aber eher nicht infrage kommen – er bleibe gern in seinem vertrauten Umkreis.
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Der 72-Jährige sieht Potential in dem zentral gelegenen Hamburger Stadtteil und hat eine Vorstellung davon, wie es dort in Zukunft aussehen könnte. „Hamm wird in den nächsten 20 Jahren mit Sicherheit einen großen Wandel erleben. Es gibt noch viele Grundstücke zu erschwinglichen Preisen, die den Besitzer wechseln werden“, spekuliert der Unternehmer. Auch die Strategie des urbanen Wohnens werde einen Wandel herbeiführen: Hamm biete noch sehr viele Optionen dafür, Kleingewerbe mit Wohnbereichen zu vermischen. Sicherlich wird Becker auch in Zukunft noch einen Teil zum Wandel des Stadtteils beitragen.