Im Thalia-Theater: Der Klassiker „Hamlet“ mal ganz anders
Einfach mal den „Hamlet“ spielen? Nach 400 Jahren und zigtausenden Inszenierungen ist das kaum möglich. Jeder Schauspieler, jeder Regisseur und jede Regisseurin nähern sich diesem Theater-Monument mit ihrer ganz eigenen Lesart und Philosophie.
Im Thalia-Theater hat sich nun Jette Steckel den Shakespeare-Klassiker vorgeknöpft und so viele Ideen hineingepackt, dass der Abend manchmal an seinen Nähten zu bersten droht. Schon bevor sich der eiserne Vorhang öffnet, beginnt das Stück im Foyer. Die beiden überdrehten Höflinge Rosenkrantz und Guildenstern berichten per Handy live von der Amtseinführung von König Claudius – mit Hashtag und Gedöns. Auch die anderen Schauspielerinnen und Schauspieler mischen sich bereits unters Publikum.
Dann geht’s im Saal weiter, und hier wird es verschachtelt. Bei „Hamlet“ geht es auch um das Theater an sich – und dieser Aspekt wird von Steckel betont und beleuchtet: Ihr Hamlet ist ein Spieler, ein Regisseur, seine Welt ist die Bühne. So ist dieser Shakespeare nicht so, wie er im Buche steht: Es gibt Brüche, Auslassungen, Additionen.
Ein ziemlich düsterer Brocken, der optisch von einer riesigen, schwarzen, bedrohlichen Gummikugel dominiert wird. In der Titelrolle glänzt ein sensationeller Mirco Kreibich, das hier ist seine Show! Das Ensemble ergänzt ihn prima – Bernd Grawert als Claudius etwa ist für sich schon ein Ereignis. Glatt geschliffen sind diese dreieinhalb Stunden nicht, dieser „Hamlet“ ist spannend, überraschend, mit Ecken und Kanten. Was für ein Theater!
– 28.1., 1., 7., 16., 24., 27.2., Alstertor, Karten 11-55 Euro, Tel. 32 81 44 44