Dunkle Parks, einsame Busstationen: Wo Hamburgs Mädchen und Frauen sich unsicher fühlen
Eine einsame Situation, ein fremder Mann – fast jede Frau kennt das Gefühl einer subtilen Bedrohung. Meist geht es gut aus. Nur selten nicht. Dennoch sitzt die Angst bei vielen Mädchen und Frauen tief. Eine Umfrage des Kinderhilfswerks Plan International hat jetzt ergeben, dass sich kaum eine Frau in den deutschen Großstädten sicher fühlt – auch in Hamburg nicht.
Rund 1000 Mädchen und Frauen im Alter zwischen 16 und 71 Jahren haben an der nichtrepräsentativen Befragung teilgenommen, die sich auf die Großstädte Hamburg, Berlin, Köln und München bezog. Auf einer interaktiven Karte setzten sie sogenannte Pins an Orte, die sie als sicher oder unsicher erleben. Ergebnis: 80 Prozent der Ortsmarkierungen waren negativ bewertet. Nur 20 Prozent der Pins zeigten als sicher empfundene Orte auf.
Hamburg: Gegend rund um den Hauptbahnhof gilt als unsicher
Zu den unsicheren Orten in Hamburg gehörten nach der Bewertung u.a. die Gegend rund um den Hauptbahnhof, der Kiez, die Schanze, Harburg rund um das Phönix-Center sowie der Bergedorfer Busbahnhof. Sicher fühlten sich die Befragten dagegen vor allem in Eimsbüttel (Osterstraße und Uni-Viertel), am Jungfernstieg und in der Jarrestadt.
Jede fünfte Teilnehmerin gab an, schon einmal Opfer von Gewalt und Verfolgung geworden zu sein. Jede vierte hat schon einmal sexuelle Belästigung erlebt.
Frauen haben in einsamen Straßen und Parks Angst
Als Angst auslösend gaben die Frauen Begegnungen mit Personengruppen, die Alkohol oder Drogen konsumieren, an. Außerdem: schlecht beleuchtete Straßen und Parks sowie einsame Gegenden, in denen im Notfall niemand zu Hilfe eilen könnte. Auch leere Bahnsteige oder U-Bahn-Waggons sorgen bei den Befragten für ein Gefühl der Unsicherheit.
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„Wir haben nicht den Anspruch, eine Kriminalstatistik aufzumachen, sondern wollten Frauen die Chance geben, ihr subjektives Sicherheitsgefühl zu artikulieren“, erklärte Plan-Geschäftsführerin Maike Röttger. „Die Umfrage hat gezeigt, dass der Handlungsbedarf groß ist.“ Denn: Jede Frau, jedes Mädchen habe das Recht, sich in der Heimatstadt frei und ohne Angst zu bewegen, um zur Arbeit, zur Schule oder zur besten Freundin zu kommen.
Ziel sei es, Einfluss auf städtebauliche Maßnahmen zu nehmen, z.B. die Beleuchtung zu verbessern. Genauso wichtig sei es, Rollenbilder zu verändern, die vielen Jungen und Männern noch immer suggerieren, dass es in Ordnung sei, Frauen zu belästigen.
LKA Hamburg plant repräsentative Umfrage
Für Hamburgs LKA-Chef Mirko Streiber ist die Umfrage Gold wert. „Wir orientieren uns an den Fakten. An der Kriminalstatistik“, so Streiber. Die hatte sich zuletzt rückläufig entwickelt. „Doch das Dunkelfeld ist groß. Viele Frauen zeigen solche Taten aus Scham nicht an. Das subjektive Sicherheitsempfinden ist daher schwer zu ermitteln.“ Deshalb wird das Landeskriminalamt im November eine eigene Studie in Auftrag geben, die auf einer repräsentativen Stichprobe mit Daten des Einwohnermeldeamts basieren wird. Die Studie soll ab jetzt alle zwei Jahre durchgeführt werden, auch um Entwicklungen nachvollziehen zu können. Streiber: „Uns ist allen daran gelegen, diese Stadt noch sicherer zu machen.“