Promis, Pop und Pannen : Drei Jahre Elphi in Hamburg – so geht es weiter
HafenCity –
Die Elbphilharmonie bleibt auch drei Jahre nach ihrer Eröffnung ein Besuchermagnet – aber langsam kehrt Normalität in das spektakuläre Konzerthaus ein: Nachdem die Konzerte in den ersten beiden Jahren schon Monate im voraus ausverkauft waren, kommen Besucher nun leichter an Karten, und ab und zu bleiben auch ein paar Plätze frei. Von Pannen bleibt das Konzerthaus trotzdem nicht gänzlich verschont, so musste erst am Donnerstag ein Konzert wegen technischer Probleme abgebrochen werden.
„Diese enorme Nachfrage, die das Angebot um ein Zigfaches übersteigt, wird noch ein, zwei Jahre anhalten“, hatte Intendant Christoph Lieben-Seutter Anfang 2018 prophezeit – und sollte damit Recht behalten. Trotzdem sind am Ende alle Konzerte im großen Saal mit seinen 2100 Plätzen nahezu ausverkauft, lediglich für den kleinen Saal gibt es manchmal noch Karten.
„Die Elbphilharmonie ist ein Kulturleuchtturm, der weit ins Land strahlt, ich würde sogar sagen bis nach Bayern“, sagt Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates. Der Bau der Elbphilharmonie habe gezeigt, dass es sich lohnt, wenn die Politik Entscheidungen trifft, die Mut erfordern.
Auslastung der „Elphi“-Säle bei über 90 Prozent
In der Saison 2018/2019 besuchten insgesamt 904.000 Menschen die 731 Konzerte und Veranstaltungen in der „Elphi“, die Auslastung lag im Großen Saal bei 98,9 Prozent und im Kleinen Saal bei 91,7 Prozent. Weitere 2,7 Millionen Menschen besichtigten die Plaza, die Aussichtsplattform in 37 Metern Höhe.
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Wenn Stars wie Sänger Plácido Domingo oder Pianist Lang Lang das erste Mal in der Elbphilharmonie auftreten, ist das immer noch ein herausragendes Ereignis – mit Ovationen im Stehen am Ende. Klassikstars, die noch nicht in dem Konzerthaus aufgetreten sind, gibt es fast nicht mehr.
„Es gibt kaum große Namen, die noch nicht da waren, aber einige kommen noch“, verspricht Lieben-Seutter im dpa-Interview. Bis auf das Los Angeles Philharmonic seien alle wichtigen Orchester der Welt bereits zu Gast gewesen, darunter auch die Berliner und Wiener Philharmoniker.
Akustikprobleme in der Elphi – Künstler selbst schuld?
Diskutiert wurde im vergangenen Jahr viel über die Akustik im großen Saal – Auslöser war ein Konzert von Tenor Jonas Kaufmann, der die Akustik kritisiert hatte. „Rückblickend bin ich doch erstaunt, was für Auswirkungen ein einzelnes Konzert haben kann“, sagte Lieben-Seutter. Wenn unter rund 1200 Konzerten bei einem Konzert etwas schief gehe, „dann liegt es wohl an der künstlerischen Darbietung und nicht am Saal“.
Die Elbphilharmonie habe eine „intensive, klare Akustik“ – wenn man sich auf den Saal einstelle, gebe es keine Probleme. Trotzdem sollen einige Plätze hinter der Bühne von der kommenden Saison an etwas günstiger werden.
Auch Höppner kann die Aufregung um die Akustik nicht verstehen. „Man muss diesem Haus natürlich auch Zeit geben. Die Berliner Philharmonie hat zehn Jahre gebraucht, bis man mit der Akustik so weit war zu sagen: jetzt sind wir zufrieden. Das braucht man für die Elbphilharmonie auch“, meint der Chef des Deutschen Musikrates.
Konzert in der Ebphilharmonie muss abgebrochen werden
Erst am vergangenen Donnerstag musste ein Konzert in der Elbphilharmonie wegen technischer Probleme abgebrochen werden. Ganz frei von Pannen ist das Konzerthaus eben auch nach drei Jahren Betrieb noch nicht.
Ein Sprecher der Elbphilharmonie erklärte am Sonnabend gegenüber der MOPO, dass es bei der Gala „St. Pauli Theater meets Elbphilharmonie“ im Großen Saal zu einem ein technischen Defekt bei einem angemieteten Tonmischpult gekommen sei, der sich im Laufe der Veranstaltung nicht beheben ließ. In Abstimmung mit dem Veranstalter des Abends, dem St. Pauli Theater, arbeite man an einem Ersatzangebot für die Besucher.
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Stolperfalle Elbphilharmonie: Treppen zu steil?
Für Diskussionsstoff sorgen auch immer wieder die Treppen. Sind acht Stürze im großen Saal und 26 in den Foyers in zwei Jahren viel oder wenig? „Der Saal ist recht steil, es gibt kaum einen Platz, der nicht mit Stufen zu erreichen ist. Das ist ein Nachteil für Menschen, die nicht gut zu Fuß sind“, gibt Lieben-Seutter zu. „Dafür hat jeder Platz eine tolle Sicht und es ist ein spektakulärer Raum.“ Bereits im ersten Jahr nach der Eröffnung sei nachgebessert und es seien Stufen markiert worden, seitdem seien die Zahlen „absolut im Rahmen“.
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Mit einem vielfältigen Programm jenseits aller Konventionen feierte im September der amerikanische Dirigent Alan Gilbert seinen Einstand als Chefdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters. „Alan Gilbert hat bis jetzt nur hervorragende Konzerte gegeben“, sagte Lieben-Seutter. Unter anderem mit der zeitgenössischen Oper „Le Grand Macabre“ von György Ligeti und Uraufführungen der Koreanerin Unsuk Chin habe es eine tolle Programmvielfalt gegeben, das Orchester sei hochmotiviert. „Das fühlt sich gut und richtig an.“
Intendant Lieben-Seutter: In Zukunft mehr Popkonzerte?
2020 freut sich der Österreicher Lieben-Seutter besonders auf das Wiener Liedfestival: „Da bin ich sehr gespannt. Da weiß ich wirklich nicht, wie gut das hier ankommt.“ Ein weiteres Festival beschäftigt sich mit der schillernden Musik der „Seidenstraße“, den „Reflektor“ gestaltet diesmal Manfred Eicher, Gründer und Chef des Labels ECM.
„In der Klassik bin ich wunschlos glücklich. Im Jazz und vor allem im Popbereich gibt es noch die ein oder andere Legende, über die ich mich freuen würde, wenn sie in der Elbphilharmonie auftreten würde.“
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Hamburg: Indie-Rocker Bastille begeisterten im Großen Saal
Erst am Sonnabend begeisterten die Indie-Rocker von Bastille 2000 Fans bei einer Live-Show im Hamburger Wahrzeichen. m Rahmen der Benefiz-Aktion „Channel Aid“ spielten die Briten Songs aus ihren drei Alben, unterstützt von einem Gospelchor und dem Baltic-Sea-Philharmonic-Orchester unter der Leitung von Kristjan Järvi.
Die Show konnte live über die Video-Plattform YouTube verfolgt werden und war Teil einer an die legendären „Live Aid“-Konzerte angelehnten Spendenaktion, in diesem Jahr zugunsten der Stiftung Laureus Sport for Good, die Entwicklungshilfeorganisation Right to Play und das Tanzprojekt Chance to Dance.
Bastille-Frontman Dan Smith erklärte im Vorfeld des Konzerts, er habe sich mit dem Auftritt in der Elbphilharmonie einen Traum erfüllt. Sein einziger Vorsatz für den Abend sei folgender gewesen: „Diesen Auftritt nicht verkacken.“ (dpa/mp)