• Pratap Pillai (li.) und Hotel-Manager Fabian Engels halten zwar immer den nötigen Abstand, verbringen aber viel Zeit miteinander.   
  • Foto: Florian Quandt

In Hamburg gestrandet: Einziger Gast im Hotel: Langsam bekommt Pratap (45) Heimweh

St. Georg –

Eigentlich wollte der indische Geschäftsreisende Pratap Pillai (45) nur wenige Tage in Hamburg bleiben. Doch dann kam die Corona-Krise: Ausreise unmöglich! Seit Wochen lebt der Schiffsmanager nun schon im Hotel Europäischer Hof – und hat dort Freunde fürs Leben gefunden. Doch so langsam holt den 45-Jährigen das Heimweh ein.

„Das ist eine einmalige Erfahrung. Das werde ich so schnell nicht vergessen“, sagt Pratap Pillai, während er als einziger Gast in der Lobby sitzt und die vergangenen Wochen Revue passieren lässt. Bisweilen ist er sogar der einzige Gast im gesamten 275-Zimmer-Haus am Hauptbahnhof.

Wegen Corona: Manager aus Indien ist in Hamburg gestrandet

Zunächst machte es ihm nichts aus, aufgrund der Corona-Pandemie weder nach Indien, noch in seine Wahlheimat Singapur zurückkehren zu können. Die Hotel-Mitarbeiter sind ihm inzwischen ans Herz gewachsen. Er kenne sie inzwischen alle mit Namen, von der Putzfrau bis hin zum Direktor Fabian Engels. „Wir sind sowas wie eine Ersatz-Familie für ihn geworden“, sagt Engels. „Wir haben Zeit für ihn, unterhalten uns oft und viel.“

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Pratap Pillai (li.) und Hotel-Manager Fabian Engels halten zwar immer den nötigen Abstand, verbringen aber viel Zeit miteinander.   

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So langsam wird der Wunsch, in die Heimat zurückzukehren, aber doch stärker: „Ich bin seit Wochen in einem fremden Land“, sagt Pratap Pillai. Mehrmals habe er die indische Botschaft für eine Rückkehr kontaktiert – bisher ohne Erfolg.

Pillai sieht Corona-Lockerungen kritisch

Seine einzigen Freizeitvergnügungen bleiben die Gespräche mit den Angestellten. Das Hotel möchte er nicht verlassen, hat sich selbst in Quarantäne versetzt, um es später bei der Einreise nach Singapur leichter zu haben. Auf Grund dessen sieht er auch die jetzigen Corona-Lockerungen kritisch. Je mehr Touristen wieder in den Europäischen Hof kommen, desto mehr steigt auch das Infektionsrisiko. Eine Ansteckung wolle er um jeden Preis vermeiden.

Spa und Pool des Hotel sind geschlossen, auch das Restaurant hat wegen der Krise dicht. Das Essen kommt per Lieferdienst. Die Kosten für das Hotel übernimmt übrigens Pillais Firma, die eh Sonderkonditionen erhält.

Businesscenter

Pillai arbeitet zur Abwechslung auch mal im Business-Center des Hotels.

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In seinem 28-Quadratmeter Zimmer sind die Vorhänge immer auf, die Sonne knallt rein, es ist heiß. So fühle er sich wohler, das erinnere ihn an zu Hause, an seine Familie, sagt er. Mit der Ehefrau und seinem Sohn in Indien hält er per Video-Chat Kontakt.

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Fast der einzige Gast im Hotel „Europäischer Hof“

Wenigstens seinem Job kann er per Laptop und Telefon problemlos nachgehen. Der Familienvater stürzt sich gegen Frust und Langweile in die Arbeit. „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier so gut aufgenommen wurde“, sagt Pillai. Nur wenige Hotels in Hamburg hätten ja überhaupt noch geöffnet. 

Gestrandet in Hamburg

Der Geschäftsmann blickt aus dem Fenster seines Hotelzimmers. 

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Florian Quandt

„Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass man sich auf uns in der Krise verlassen kann“, sagt Direktor Engels. Nur ein kleiner Teil der Belegschaft halte derzeit den Betrieb aufrecht. Der macht seine Arbeit jedoch so gut, dass Pillai sogar überlegt, den Job zu wechseln. „Ich hab hier soviel über das Hotel-Business gelernt, dass ich meinen Schwerpunkt vielleicht von Schiffen auf Hotels verlege“, sagt er und schmunzelt dabei. 

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