Einsätze, Kritik, Rezepte: „Löschblatt“ der Hamburger Feuerwehr wird 20 Jahre alt
Vor 20 Jahren keimte bei der Hamburger Feuerwehr die Idee einer internen Zeitung: „Löschblatt“ sollte sie heißen, ein buntes Heft mit Themen rund um die Feuerwehr. „Und ein Magazin von Mitarbeitern für Mitarbeiter“, so Jan Ole Unger, heute Pressesprecher, vor Jahren selbst für die seit Beginn doch für die Allgemeinheit erhältliche Zeitschrift verantwortlich. Die Kerninhalte: Kritik, Einsatzberichte, Hilfsangebote – und eine Rezepte-Kolumne. Deutschlandweit gibt es ausser seit diesem Jahr in Berlin, keine andere Feuerwehr, die über Ähnliches verfügt. Die MOPO stellt drei Highlights aus zwanzig Jahren „Löschblatt“ vor.
CCNI Arauco: In der Regel arbeitet das kleine „Löschblatt“-Team, bestehend ausschließlich aus Feuerwehrleuten, um die drei Monate an der Erstellung des Heftes, das vier Mal jährlich erscheint. Oft geht die Produktion glatt und der Druck verläuft reibungslos – doch 2016 krempelte man innerhalb kürzester Zeit noch mal alles um: „Wir wollten so aktuell wie möglich sein“, so Unger mit Blick auf den Arauco-Brand im Hafen, bei dem bei Schweißarbeiten ein Feuer ausgebrochen war, das 300 Retter 72 Stunden beschäftigt hielt. „Eine hartes Stück Arbeit, aber wir haben es doch geschafft.“
Helmut Schmidt-Interview: „Eigentlich alle dachten: ‚Den kriegen wir nicht‘. Doch die Idee war da“, so Unger. Und daher fragte die Feuerwehr den Alt-Kanzler anlässlich 50 Jahre Sturmflut für ein Interview an. Seine Antwort: „Selbstverständlich. Für die Feuerwehr immer.“ Und so entstand 2012 ein ganz besonderes Heft, mit Bildern, Grafiken und Stimmen von Menschen, die das verheerende Schicksal damals mitbekamen. Für nicht wenige bei der Feuerwehr noch immer die beste „Löschblatt“-Ausgabe, die je gemacht wurde.
Sensible Themen: Feuerwehr – da denken viele an harte Männer, die nichts erschüttern kann, weder riesige Brände noch Leichenfunde. Doch die Hamburger Feuerwehr ist vielfältig, bunt, mehrgeschlechtlich – und unterstützt auch im Umgang mit fordernden Einsätzen. So wurde im „Löschblatt“ das Thema Depression behandelt. In anderen Heften ging es um Stressbewältigung, bald soll es auch eine Ausgabe geben, die sich ausschließlich um Homosexualität innerhalb der Feuerwehr dreht. „Es gibt keine Tabus und keine Zensur“, so Unger. „Wir sind ein großes und starkes Team.“
Zukunft: „Wir hoffen, dass wir immer genug Leute haben, die Lust zum Schreiben haben“, sagt Oliver von Studnitz, er war einer der ersten „Löschblatt“-Redakteure. Zukünftig wolle man den Fokus noch mehr auf die Mitarbeiter richten. „Es sind viele interessante Leute dabei, mit speziellen Talenten. Die müssen nach vorne.“