Rassismus in Deutschland: Begriffe und Bedeutung: Was sollte man sagen, was nicht?
Rassismus ist ein alltäglicher Begleiter von vielen Menschen – auch in Hamburg. Durch den Mord an George Floyd und den damit verbundenen Protesten in den USA und in aller Welt, ist das Problem wieder sichtbarer geworden. Dazu gehört auch der Alltagsrassismus, den viele Menschen oft nicht erkennen, sogar wenn sie ihn selber ausüben. Das hat auch viel mit Begrifflichkeiten zu tun. Doch wann gilt ein Mensch als Schwarzer, Dunkelhäutiger, Farbiger oder Südländer? Und sind diese Bezeichnungen überhaupt korrekt? Die MOPO klärt auf.
Sprache entwickelt sich weiter – und auch die Gesellschaft. Begriffe, die früher noch üblich waren, sind heute schon längst verpönt und gelten als rassistisch – auch, wenn sie vielleicht gar nicht so gemeint sind. Nicht jeder ist mit jeder Bezeichnung einverstanden. Genau das macht es manchmal schwer, diskriminierende und rassistische Sprache zu vermeiden. Das weiß auch der Zusammenschluss „Neue deutsche Medienmacher“ (ndm).
Der Verbund, ein Zusammenschluss von Journalisten mit und ohne Migrationshintergrund, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Begriffe rund um das Thema der Einwanderungsgesellschaft zu benennen und ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen: „ Wir probieren, alle Begriffe korrekt zu benennen und die Versionen auch immer zu aktualisieren und anzupassen“, erklärt Isabel Janssen im MOPO-Gespräch.
Ist der Begriff „Schwarze“ korrekt?
Der Begriff „Schwarze“ in Deutschland sei laut ndm der politisch korrekte Begriff, wenn es um Themen des Rassismus, unterschiedliche Erfahrungen oder Sozialisationen gehe. Richtiger als Bezeichnung ist laut des Glossars des ndm der Begriff Afrodeutsche. Das sei auch eine häufige Selbstbezeichnung von schwarzen Menschen in Deutschland. Dabei ist der Begriff nicht automatisch mit einem familiären Bezug aus Afrika verbunden. Die Personen könnten auch aus den USA oder anderen Ländern stammen. Laut des Vereins „Der Braune Mob e.V.“ gebe es in den meisten Fällen auch gar keinen Grund, eine Person als schwarz oder weiß zu bezeichnen.
Was ist mit dem Begriff „Farbige“?
Laut ndm sei der Begriff „Farbige“ ein kolonialistischer Begriff. Er steht daher in einem negativen Kontext. Auch der Begriff „Dunkelhäutig“ wird in der Community größtenteils abgelehnt und gilt als negative Bezeichnung.
„People of Color“ als Selbstbezeichnung
Der Begriff „People of Color“ (PoC) ist laut ndm eine Selbstbezeichnung, der von Menschen mit Rassismuserfahrungen benutzt wird. Der Begriff sei nicht eindeutig ein Teil des afrikanischen Einzugsgebietes. Menschen wollen sich mit dem Begriff vom „Weißen“ abgrenzen. Es ist eine Art positive Form von dem Wort „coloured“ (farbig).
Video: George-Floyd-Demo vor dem US-Generalkonsulat
Er wurde ursprünglich zur Solidarisierung mit „Schwarzen“ verwendet. Inzwischen wird auch häufig der Begriff Black and People of Color (BPoC) verwendet, um die schwarzen Menschen mit einzubeziehen.
Was sagt der Begriff „Südländer“ aus?
Der Begriff Südländer ist keinen Ländern spezifisch zuzuordnen. Laut ndm sei er geografisch gesehen unspezifisch und würde Leute außerhalb Deutschlands verorten, obwohl sie teilweise auch hier geboren und aufgewachsen sind. Dieser Begriff werde häufig von rechtsradikalen und rechtsextremen Medien verwendet.
Beratungsstelle in Hamburg: „Es gibt kein Rezept“
Laut der Leiterin der Beratungsstelle „empower“ für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, Frau Gardi, gebe es kein Rezept für den richtigen Umgang mit den Begrifflichkeiten. „Es gibt aber Selbstbezeichnungen, die Ausdrücken, welche Erfahrungen die Menschen gemacht haben.“
Es gehe nicht darum, was man sagen dürfe und was nicht, sondern darum, welche Begriffe welche Gewalt in der Gesellschaft auslösen.
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Für Gardi sei es die halbe Miete, zu verstehen, was mit bestimmten Begriffen zusammenhängt. „Das Wissen zum Rassismus muss noch besser vermittelt werden. Auch in Schulen.“ Wir seien noch dabei, das Thema vollständig aufzuarbeiten. (maw)