Razzia im Tierheim: Bezirksamt lässt 200 Kadaver untersuchen
Die Razzia im Tierheim Süderstraße. Nun erhebt der Anwalt des Tierschutzvereins schwere Vorwürfe: Er bezeichnet die Aktion des Veterinäramtes vom Mittwoch als „rechtswidrig“. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben die Veterinäre vor Kurzem auch die Kadaver von 200 Tieren an der Süderstraße beschlagnahmt, um sie im Hygiene-Institut untersuchen zu lassen.
Zehn Veterinäre des Bezirksamts Mitte kontrollierten Mittwoch die Süderstraße. Der Verdacht: Im Tierheim werden zu viele Tiere von zu wenigen Mitarbeitern betreut. Dadurch könnte das Tierwohl gefährdet sein.
Laut Bezirksamt Mitte sind mehrere anonyme Anzeigen und Hinweise eingegangen, die den dreistündigen Großeinsatz mit Polizeibegleitung ausgelöst haben. Der Hamburger Tierschutzverein habe zuvor auf Nachfrage keine Auskunft über den Tierbestand gegeben, daher sei das Veterinäramt zur Kontrolle gekommen. Vor Ort wurde offenbar dann der Tierbestand gezählt.
Der Anwalt des HTV, Timo Hohmuth, bezeichnet die Razzia des Bezirksamtes als rechtswidrig. Er sei vom Bezirk nicht eingebunden worden. Die Auflage des Bezirksamts, die Zahl der Tiere zu melden, sei ihm nicht bekannt. Der Anwalt fährt schwere Geschütze auf, er zweifle mittlerweile die Rechtstaatlichkeit beim Handeln des Bezirksamtes an. „Ziel ist es offenbar, den Vorstand des Tierheims loszuwerden“, so Hohmuth. Dazu gebe es auch einen Behördenvermerk, der ihm vorliege. Ein Vorgehen, wie durch das Bezirksamt Mitte sei ihm in seiner ganzen bisherigen Laufbahn nicht untergekommen.
Veterinäramt kontrollierte Hamburger Tierheim 23 Mal in einem Jahr
Dass es den Schützlingen im Tierheim nicht gut gehe, sei eine skandalöse Unterstellung. Insbesondere da dort alles für die Tiere getan werde. Trotzdem sei das Veterinäramt im Vorjahr 23 Mal vor Ort im Tierheim gewesen. Herausgekommen sei bei den Vorwürfen aber bisher kaum etwas. Gleichzeitig habe der Deutsche Tierschutzbund gerade eine sehr positive Bewertung über das Hamburger Tierheim abgegeben.
Seit mehr als einem Jahr gibt es die heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Hamburger Tierschutzverein und dem Bezirksamt Mitte, die auch bereits vor Gericht ausgetragen wurden. Dabei geht das Bezirksamt als Kontrollinstanz immer wieder Hinweisen auf Verstöße im Tierheim nach. Zuletzt am Mittwoch bei der Razzia.
Bezirksamt Mitte holte Kadaver aus dem Tierheim
Neuer Höhepunkt: Das Bezirksamt forderte das Tierheim Ende 2019 auf, die Kadaver aller toten Tiere ans Hygiene Institut zu schicken. Dort sollten sie untersucht werden. Auch hier ging es darum, dem Vorwurf nachzugehen, dass Tiere nicht ausreichend versorgt wurden und dadurch womöglich erkrankt und gestorben sind.
Weil der HTV über seinen Anwalt zunächst eine schlüssige Begründung für diese Anordnung forderte, holte das Veterinäramt kurzerhand bei zwei Terminen im Dezember und Januar selbst mehrere Kadaver-Tonnen mit insgesamt rund 200 toten Tieren aus dem Tierheim. Darunter vor allem Wildtiere (Vögel, Kaninchen, Igel etc.), aber auch fünf Hunde und 27 Katzen. Laut Hohmuth ist das keine hohe Zahl von toten Tieren angesichts der Größe des Tierheims.
Was die Untersuchung der Kadaver im Hygiene Institut ergab, ist noch nicht bekannt. Auch das Ergebnis der Razzia wird erst noch ermittelt.