Baumstreit in Hamburg: Dieses Obstparadies wurde mutwillig zerstört
Moorburg –
Der Schock war groß, als Rainer Böhrnsen an einem sonnigen Tag im April 2018 seinen gemieteten Obstgarten betrat: Die 40 Mirabellenbäume waren verschandelt, bestanden nur noch aus ihren Stämmen. Jemand hatte ihre Baumkronen vollständig abgeschnitten und das angefallene Grünzeug feinsäuberlich entsorgt. Rainer Böhrnsen will das nicht hinnehmen.
Hobbygärtner Böhrnsen wusste sofort, wer die Baumkronen abgeschnitten haben musste: Sein Nachbar, der schon zuvor den Vorschlag geäußert hatte, die Obstbäume zu beschneiden und in den Zwischenräumen neue Bäume zu pflanzen. Von seinem Garten schaute er regelmäßig auf Böhrnsens Fläche und wollte sie anscheinend nach eigenen Wünschen umgestalten. Böhrnsen hatte das entschieden abgelehnt – jetzt hatte sein Nachbar die Pläne kurzerhand eigenmächtig umgesetzt.
Moorburg: 40 Obstbäume mutwillig zerstört
„Ich habe das erst gar nicht geglaubt. Zuvor standen da prächtige Bäume und dann waren es nur noch kahle Stümpfe“, erzählt Böhrnsen der MOPO. „Im Grunde hat er die ganze Plantage platt gemacht – und besenrein hinterlassen.“ Der 67-Jährige hat die Fläche schon seit 2001 von der Stadt gemietet. In Moorburg gibt es einige dieser alten, aufgegebenen Obstbaumflächen, denn viele der ehemaligen Anwohner sind aus dem offiziellen Hafenerweiterungsgebiet weggezogen.
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„Die Plantage hatte einen einzigartigen Charakter“, sagt Böhrnsen zur MOPO. Die Mirabellenbäume waren sieben Meter hoch und ihr Blätterdach hatte schattige Durchgänge gebildet. Der Sozialwirt wollte durch die Miete auch einen Kahlschlag der Fläche verhindern, die er wegen der ökologischen Vielfalt schätze. „Ich habe mich auch immer darüber gefreut, etwas Obst ernten zu können“, sagt Böhrnsen. Dieses Idyll gibt es jetzt nicht mehr. Die Bäume sind krank und können sich höchstens durch sehr aufwendige und kostenintensive Maßnahmen erholen. Mirabellen tragen sie keine mehr.
Der Beschuldigte musste eine Geldstrafe zahlen
Der Mieter Böhrnsen und die Immobilienfirma „Gladigau“, die die Fläche für die Stadt verwaltet, stellten Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch, Diebstahl und Sachbeschädigung. Der Beschuldigte räumte die Tat ein und zahlte eine Geldstrafe. Das Verfahren wurde eingestellt.
In einem Schreiben von „Gladigau Immobilien“ von Anfang September heißt es, sei nicht geplant, gegenüber dem Beschuldigten weitere Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Eine gärtnerische Nutzung der Fläche sei weiterhin möglich. Böhrnsen wird vor die Wahl gestellt: Er könne den Mietvertrag kündigen oder selbst für den Ersatz der Bäume sorgen. Vielleicht könne der nachbarschaftliche Frieden wiederhergestellt werden, wenn der Beschuldigte Böhrnsen bei der Neugestaltung der Fläche helfen würde.
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Böhrnsen findet das Schreiben zynisch und unverschämt. Er wandte sich an den Eingabenausschuss der Hamburger Bürgerschaft. „Ich hoffe, dass festgestellt wird, dass Schadensersatzanspruch seitens der Stadt besteht und dass der auch eingeholt wird“, sagt Böhrnsen zur MOPO. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) erklärte der MOPO aktuell zu prüfen, ob zivilrechtliche Ansprüche geltend gemacht werden können.
Nun heißt es zunächst abwarten. Mit seinem Nachbarn hat Böhrnsen keinen Kontakt.