Warum dieses Stück eigentlich „Julia und Romeo“ heißen müsste
Shakespeares berühmteste Liebestragödie betört das Publikum seit Jahrhunderten mit den schönsten Versen und rührt es zu Tränen, wenn die beiden Teenie-Lover zum Schluss in den Tod gehen. Das ist in der neuen Inszenierung im Jungen Schauspielhaus nicht anders. Und doch wird hier so einiges ganz schön auf den Kopf gestellt …
„Liebe ist scheiße!“, rufen Julia Montague (Jara Bihler) und ihr Kumpel Mercutio (Sebastian Weiss) mehrmals zu Beginn. Und da wissen sie noch gar nicht, welche tödliche Achterbahn sie gleich besteigen, indem sie das prunkvolle Fest der verfeindeten Capulets besuchen werden. Denn dort trifft Julia zum ersten Mal auf den jungen Romeo Capulet (Nico-Alexander Wilhelm).
„Romeo und Julia“ am Jungen Schauspielhaus
MOMENT! Wer in der Schule aufgepasst hat oder über eine ausgezeichnete Allgemeinbildung verfügt, weiß nun, dass hier etwas nicht stimmt: In dem neuen Stück von Regisseur Mathias Spaan sind Romeo und Julia nämlich in die jeweils „falschen“ Familien gesteckt worden. So wird Julia eine aktivere Rolle zugeschrieben, das Figurentableau also etwas modernisiert. Viel ändert sich dadurch aber nicht, und das Resultat bleibt das gleiche: Die beiden jungen Turteltauben können den mächtigen Strukturen nicht entkommen - und werden zerquetscht.
Starkes Ensemble, atmosphärisch dichte Inszenierung
Die Inszenierung mit einem starken Ensemble-Sextett erzählt ihr Schicksal flüssig und flott, atmosphärisch dicht und mit einer schönen Musikauswahl als Begleitung. Der dicke Baumstamm in der Mitte der Drehbühne reicht als einziges Bühnenelement, um die Szenen organisch ineinanderfließen zu lassen. Knappe zwei Stunden Liebe, Glück und Schmerz im schönen Verona, Außenstelle Barmbek.
Junges Schauspielhaus: 15./16./19.11. sowie 20./22.12., diverse Zeiten, 14 Euro, Tel. 24 87 13