Ewig wurde um ihn gestritten: Zirkus-Schimpanse Robby ist tot
Er galt als letzter Menschenaffe in einem deutschen Zirkus und beschäftigte über Jahre hinweg Juristen und Gutachter. Jetzt ist Schimpanse Robby gestorben – und zwar nicht, wie von Tierschützern gewünscht, in einer Auffangstation unter Artgenossen.
Für Zirkusdirektor Klaus Köhler gehörte Robby zur Familie. „Er ist mein siebtes Kind“, sagte der 74-Jährige immer wieder über den Schimpansen, der als Jungtier vor mehr als 40 Jahren in den Circus Belly kam. Dementsprechend klingt Köhlers Mitteilung über den plötzlichen Tod des wohl letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus. „Wir haben unser Liebstes verloren. Wir sind untröstlich“, schreibt Köhler im Namen der Familie bei Facebook. „Am 11. November 2022 ist unser geliebter Robby plötzlich und unerwartet im hohen Alter von 51 Jahren friedlich und für immer eingeschlafen.“ Die Familie bitte, von weiteren Nachfragen abzusehen.
Zirkus-Schimpanse Robby tot: „Unser Liebstes verloren“
Ein über Jahre ausgetragener Rechtsstreit hatte das Schicksal des Schimpansen, der schon als Jungtier von Artgenossen getrennt wurde, überregional bekannt gemacht. Für die Tierrechtsorganisation Peta war Robby der Inbegriff eines leidenden Zirkustieres.
2011 startete Peta eine Kampagne unter dem Motto „Rettet Robby“, er sollte aus dem Zirkus entfernt werden. Sein Wagen und sein Außengehege seien viel zu klein, außerdem habe er keine adäquaten Sozialpartner. „Er ist nun von seinem jahrzehntelangen Missbrauch in der Manege erlöst“, kommentiert Peta den Tod des Tieres.
Robbys Tierärztin Alexandra Dörnath, die ein Buch über den Schimpansen geschrieben hat, ist empört über den Peta-Kommentar. Sie empfindet ihn als gemeinen Angriff auf die Familie, die sich seit fast 50 Jahren um Robby wie um einen Angehörigen gekümmert habe. „Er hatte keine akuten oder chronischen Krankheiten“, sagt Dörnath. Robby habe sich zuletzt bei Spaziergängen an den Hundewelpen im Zirkus erfreut. Der Affe sei im Beisein von Klaus Köhler gestorben. Köhler spricht von einem „Herzschlag“. In Zoos können Schimpansen 50 bis 60 Jahre alt werden, im Freiland sterben sie in der Regel früher.
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Das Niedersächsische Oberverwaltungsgericht (OVG) in Lüneburg hatte Ende 2018 entschieden, dass Robby seinen Lebensabend im Circus Belly verbringen darf. Er werde zwar nicht artgerecht gehalten, aber man könne das betagte Tier wohl nicht mehr zeitnah an Artgenossen gewöhnen, urteilten die Richter damals. Robby lebe spätestens seit seinem fünften Lebensjahr in Köhlers Zirkus. Damit kassierte das Gericht die Anordnung des zuständigen Landkreises Celle, das Tier in eine Auffangstation für gequälte Schimpansen abzugeben.
Bei den Vorstellungen des kleinen Wanderzirkus trat Robby früher oft in einem Anzug auf. Er düste auf einem Roller durch die Manege und warf Zuschauern Bälle zu. In den vergangenen Jahren beschäftigte sich Köhler mit dem Affen vor allem in dessen Wagen und Gehege. Beide teilten sich zum Beispiel eine Banane, manchmal malte Robby auch Bilder. Laut einem Gutachter wurde Robby nach seiner Geburt in einem deutschen Zoo in frühester Jugend auf den Menschen geprägt.
Robby: Letzter Menschenaffe in einem deutschen Zirkus
Tierschützer fordern schon lange ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Eine ganze Reihe von EU-Mitgliedsstaaten habe das Mitführen bestimmter Wildtierarten in Zirkussen bereits untersagt. Deutschland hinke weiterhin hinterher, kritisiert etwa der Deutsche Tierschutzbund.