• Foto: Appinio

Erst arbeitslos – jetzt Forbes-Liste: Dieser Hamburger profitiert von der Corona-Krise

Zusammen mit seinem Team will er den Begriff der Marktforschung neu definieren und in Konkurrenz mit den Marktforschungsinstituten gehen: Der Hamburger Jonathan Kurfess hat es von der Arbeitslosigkeit bis ins europäische Forbes-Erfolgs-Ranking „30 unter 30″ geschafft – und ist einer der großen Gewinner in der Corona-Krise.

„Appinio“ heißt die Firma, die der damals 24-Jährige im Jahr 2014 zusammen mit Kai Granaß in Hamburg gründete. Zuvor hatte er bereits während seines BWL Bachelors an der Hamburg School of Business Administration die Idee für „Appinio“ entwickelt. Das Ziel: die schnellste Marktforschung weltweit. Diese wurde jetzt im Forbes-Ranking der „30 unter 30″ ausgezeichnet.

„Während des Studiums habe ich begleitend im Marketing gearbeitet“, erzählt Jonathan Kurfess im Gespräch mit der MOPO,  „da ist die Idee entstanden, weil wir dort immer Entscheidungen für ein Produkt getroffen haben, für die wir gar nicht die Zielgruppe waren.“

Digitale Marktforschung: Appinio soll den Begriff neu definieren

Bei allen Entscheidungen mussten sie zuerst zur internen Marktforschung gehen, die dann wiederum erst ein separates Institut beauftragen musste. „Klassische Marktforschung kann sehr lange dauern“, so Kurfess, „von ein paar Wochen bis sogar Monaten. Ein sehr langsames und träges System.“

Die Firma, in der er arbeitete, war an dem Konzept nicht interessiert, der Hamburger aber glaubte an seine Idee. „Ohne wirklich zu wissen, wie man ein Unternehmen gründet, bin ich nach meinem Bachelor kurz nach Berlin gegangen, um ein Start-Up zu gründen“, erzählt der CEO weiter, „und dann wieder nach Hamburg zurückgekehrt in eine kleine Abstellkammer am Hafen. Dort haben wir zu zweit angefangen, Appinio zu entwickeln.“

Appinio aus Hamburg: Gründer musste sich arbeitslos melden

Während dieser Zeit musste sich Kurfess arbeitslos melden, besonders an den Gang montags zum Arbeitsamt erinnert er sich. „So stellt man sich die Karriere nach dem Studium nicht vor“, sagt er, „während andere Kommilitonen in gut bezahlten Jobs arbeiteten, gab es für mich in der Gründungsphase viele Momente, in denen ich meinen eigenen Weg hinterfragt habe.“

Mittlerweile nutzen über 500 Unternehmen Appinio für die Vermarktung ihrer Produkte. „Die Firmen können auf der Plattform ihre eigene Zielgruppe angeben“, erklärt der 30-Jährige, „zum Beispiel will ein Unternehmen 1000 männliche Kunden zwischen 20 und 30 Jahren, die gerne Kaffee trinken.“

Genau diese Zielgruppe kann Appinio dann zur Verfügung stellen und alle, die in dieses Raster passen, bekommen eine Push-Nachricht auf ihr Smartphone.

Appinio aus Hamburg: Marktforschung per Smartphone

Die Probanden können direkt die Fragen beantworten, diese Analysen kann das 25-köpfige Team von Appinio dann wiederum an die Unternehmen zurückleiten. „Es gibt keine schnellere Lösung für eine digitale Marktforschung“, ist sich Kurfess sicher, „in fünf bis acht Minuten schaffen wir bis zu 1000 Umfragen.“ Zu den Kunden zählen unter anderem VW, die Haspa oder der Online-Versandhandel „About You“.

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Den circa 500 Unternehmen stehen auf der anderen Seite über eine halbe Million aktive Nutzer von Appinio gegenüber. Die User können die kostenlose App auf ihr Smartphone herunterladen und direkt loslegen. „Denn Menschen teilen gerne ihre Meinung mit“, erklärt der 30-Jährige aus Hamburg-Eimsbüttel. „Sonst gäbe es keine sozialen Netzwerke. Appinio ist wie ein soziales Netzwerk für Meinungen, in dem sich Menschen mit dem Rest Deutschlands vergleichen können.“

Dadurch, dass die User nicht nur passiv Fragen beantworten, sondern selbst Umfragen erstellen können, erhielten sie Einschätzungen zu ihren Meinungen innerhalb von Minuten außerhalb ihrer eigenen Blase.

Appinio aus Hamburg: Schnelle Hilfe in der Corona-Krise

Das Unternehmen zählt zu den klaren „Gewinnern“ in der Corona-Krise. „Gerade jetzt brauchen viele Marken schnelle Ergebnisse, um den Einfluss von Corona auf ihr Business zu verstehen. Und da sind wir die Lösung, um innerhalb von Stunden Ergebnisse liefern zu können.“ Unternehmen mit gesellschaftlichem Auftrag bekämen derzeit die Möglichkeit einer kostenlosen Marktforschung. Und auch mittelständische Betriebe müssten teilweise nur die Hälfte des Preises zahlen.

Den weiteren Weg für Appinio sieht Jonathan Kurfess klar vor Augen. Innerhalb der nächsten 18 Monate will er mit seinem Team zum größten „Consumer Panel“ (ein Verbraucherportal, dessen Kaufverhalten beobachtet wird) der Welt werden. „Das Netzwerk soll die Lösung für weltweite Entscheidungsfindung werden“, sagt er, „kurzfristig wollen wir aber erst mal unser Team in Hamburg weiter ausbauen.“

Das Forbes-Ranking: Hamburger ausgezeichnet

Das Forbes-Ranking „30 unter 30″ umfasst eine Reihe von jährlich erscheinenden Listen, die vom Wirtschaftsmagazin Forbes und einigen seiner regionalen Ableger herausgegeben werden.

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