Obdachlosen-Unterkunft: Anwohner sauer wegen Spritzen, Erbrochenem und Urinieren
Lokstedt –
Spritzen, Erbrochenes, Betrunkene und Pöbelein– so lauten nur einige der Vorwürfe der Mieter, die neben der Obdachlosen-Unterkunft in der Kollaustraße in Lokstedt wohnen. Auch auf Privatgrundstücke hätten die Bedürftigen uriniert. Die MOPO hatte sich vor Ort umgeschaut. Auch beim Hausverwalter des benachbarten Wohnhauses in der Stapelstraße gehen immer wieder Beschwerden ein. Das Thema sei noch lange nicht vom Tisch. Im Gespräch mit der MOPO schildert er die aktuelle Lage.
„Wir haben großen Respekt vor Hamburgs Bemühen, den Obdachlosen ein Zuhause oder eine Unterkunft für die Nacht geben zu wollen. Allerdings läuft da so einiges schief”, sagt Erik Dunkelmann von der Hausverwaltung Völsch GbR des benachbarten Wohnhauses in der Stapelstraße. Schon als das Gebäude eine Flüchtlingsunterkunft war, hätten sich die Mieter über Lärmbelästigung beschwert.
Diese komme jetzt aber nicht ausschließlich von den Obdachlosen. In erster Linie sei das Wach- und Servicepersonal schuld. „Laute Gespräche auch in der Nacht, also weit nach 22 Uhr, werden von den Containerwänden reflektiert und zu unseren Wohnungen getragen”, so Dunkelmann über die Beschwerden seiner Mieter. Der Lärm am Tag komme von den Mitarbeitern, denn die Obdachlosen dürfen sich tagsüber nicht in der Unterkunft aufhalten.
Mieter von Obdachlosen-Unterkunft in Lokstedt müssen „Groß und Klein“ mitansehen
Auch seien die Mieter von dem freien Urinieren, insbesondere auf ihr Grundstück, genervt. „Eine Kandidatin hockt sich nahezu täglich gegenüber vor das Gebäude um ihr ,Geschäft‘ zu erledigen”, berichten die Mieter. „Uns drängt sich die Frage auf, weshalb diese Notdürfte nicht innerhalb der Unterkunft erledigt werden können. Dort gibt es doch etliche Toiletten”, so Dunkelmann.
Die zwei kleinen Kinder einer Mieterfamilie hätten ebenfalls schon Flaschen und Spritzen aus dem Gebüsch mit nach Hause gebracht. Die gesamte Wohnqualität leide unter der Nachbarschaft der Obdachlosen-Unterkunft. Vor Baubeginn der Unterkunft hätte man nur von einem Zeitraum von maximal 5 Jahren gesprochen. „Dieser Zeitraum ist verstrichen und wir hoffen inständig, dass die Unterkunft gänzlich geschlossen wird. Es reicht allen Betroffenen”, so der Hausverwalter.
Obdachlose urinieren auf Privatgrundstücke- Gespräche mit Polizei zwecklos
Direkte Gespräche mit den Verantwortlichen der Unterkunft seien immer willkommen, würden aber zu nichts führen. „Wir werden nun zum gefühlten hundertsten Mal mit der zuständigen Polizei sprechen. Auch die bemüht sich, die Gemüter zu beschwichtigen, aber erreicht keine wirkliche Änderung”, sagt Dinkelmann. „Wir kennen ähnliche Containerunterkünfte z.B. in Norderstedt, wo keine benachbarten Häuser beeinträchtigt sind.”
Notunterkunft in der Kollaustraße: Betreiber nehme Kritik sehr ernst
Die Betreiber der Unterkunft „fördern und wohnen” sehen das anders: „Unser Team hat die Beschwerden angenommen und weitergegeben, hat Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vorgeschlagen und deren Umsetzung betrieben”, sagt Susanne Schwendtke, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit von „fördern und wohnen”.
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Damit seien die zusätzliche Reinigung, der Rundgang des Wachdienstes und das zusätzliche Aufstellen von Toiletten gemeint. „In der Kollaustraße arbeiten sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen, unter den herausfordernden Bedingungen eines Notunterbringungs-Standortes für besonders belastete Menschen während einer Pandemie. Sie leisten hervorragende Arbeit”, so Schwendtke. Die Kritik würde der Betreiber sehr ernst nehmen.