Schlimme Zahlen: Hunderte Kinder im Norden sexuell missbraucht
Die Deutsche Kinderhilfe hat am Montag in Berlin eine Sonderauswertung der polizeilichen Kriminalstatistik vorgestellt. Daraus geht hervor, dass allein in Norddeutschland im vergangenen Jahr Hunderte von Kindern sexuell missbraucht wurden.
Niedersachsen: 1629; Schleswig-Holstein: 450; Mecklenburg-Vorpommern: 346; Hamburg: 211; Bremen: 137 – hinter jeder dieser Zahlen steckt ein im vergangenen Jahr sexuell missbrauchtes Kind. In Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein sind die Zahlen 2019 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern sind sie gesunken. Mit 17 Fällen pro 100.000 Einwohner lag Niedersachsen 2019 leicht über dem Bundesdurchschnitt von 15 Fällen.
Zahl der Ermittlungen gegen Kinderpornographie
Die Zahl der Ermittlungen wegen Kinderpornographie, also Darstellungen von sexueller Gewalt gegen Mädchen und Jungen, stieg in der gesamten Bundesrepublik an. Mit 22 Fällen pro 100.000 Einwohner liegt Niedersachsen hier im Ländervergleich vorn (Bundesschnitt: 15 Fälle).
Die deutlich gestiegene Zahl bedeutet nach Angaben des Bundeskriminalamts nicht zwangsläufig einen Zuwachs an Vergehen. Es gebe inzwischen deutlich mehr Hinweise auf solche Straftaten, etwa von einer Organisation in den USA, die vermisste Kinder finden und Missbrauch aufdecken will. Die Zahlen beziehen sich nur auf Kinder unter 14 Jahren. Sexualdelikte mit 14- bis 18-jährigen Opfern werden als Missbrauch von Jugendlichen beziehungsweise Jugendpornografie eingestuft.
Niedersachsen wertet alle Datenträger aus
Niedersachsen sei eines der wenigen Bundesländer, das eine Auswertung sämtlicher sichergestellter Datenträger vornehme, sagte Hans-Christian Rümke, Sprecher des Justizministeriums in Hannover. Daraus ergeben sich ihm zufolge oftmals weitere Erkenntnisse und Ermittlungsansätze. „Darüber hinaus hat unsere Zentralstelle zur Bekämpfung von Kinderpornografie im letzten Jahr erfolgreich drei große Ermittlungskomplexe geführt, welche in knapp 600 Ermittlungsverfahren gemündet sind.“ Nach Angaben des Landeskriminalamtes in Hannover wurden 2019 zudem häufig bei Beschuldigten Daten entdeckt, die zu weiteren Tätern führten. (dpa/abu)