Spieler der ecuadorianischen Nationalmannschaft bejubeln ein Tor
  • Acht Spieler der ecuadorianischen Nationalmannschaft sollen einem Gerücht zufolge vor dem WM-Eröffnungsspiel gegen Katar bestochen worden sein.
  • Foto: IMAGO/USA TODAY Network

Spieler vor WM bestochen? Das ist dran am Betrugs-Vorwurf gegen Katar

Seit ihrer Vergabe im Jahr 2010 wird die Fußball-WM in Katar von starker Kritik begleitet. Zwei Tage vor dem Start der umstrittenen Endrunde sorgen neue Vorwürfe gegen das Emirat für weltweites Aufsehen. Angeblich soll Katar acht ecuadorianische Spieler bestochen haben, um das Eröffnungsspiel am Sonntag (17 Uhr MEZ) zu gewinnen. Was ist dran an den Betrugsvorwürfen?

Am späten Donnerstagabend veröffentlichte ein Twitter-Nutzer namens Amjad Taha, laut eigenen Angaben „Experte für strategische politische Angelegenheiten und Regionalleiter des British Centre for Middle East Studies and Research“, die Meldung, dass Katar angeblich einen Betrug für das WM-Eröffnungsspiel plane. Demnach hätte man acht Spielern der ecuadorianischen Nationalmannschaft 7,4 Millionen Dollar gezahlt, damit Katar das erste WM-Spiel am Sonntag gegen Ecuador mit 1:0 gewinne.

WM-Eröffnungsspiel: Bestechungsvorwürfe gegen Katar

Taha gibt an, dass ihm das „exklusiv“ von „fünf katarischen und ecuadorianischen Insidern“ bestätigt worden sei, und nennt zusätzliche Details – etwa, dass das Tor in der zweiten Halbzeit fallen würde. „Wir hoffen, dass es falsch ist. Und wir hoffen, dass die Veröffentlichung das Ergebnis beeinflussen wird“, schreibt Taha. Die Meldung ging am Freitag schließlich um die ganze Welt, unzählige Medien weltweit berichteten über die vermeintliche Bestechung – und nannten Taha, der bei Twitter immerhin mehr als 430.000 Follower hat, meist als einzige Quelle.

https://twitter.com/amjadt25/status/1593271354803032064

Und das hat einen Grund: Tatsächlich findet sich außer dem Tweet von Taha, der weit über 17.000 Mal geteilt wurde, kein einziger anderer Beleg für den angeblichen Betrug. Bislang hat niemand außer Taha eine solche Meldung bestätigt. Führende internationale Medien, die in den vergangenen Monaten und Jahren intensiv in Katar recherchiert hatten, berichteten bislang nicht über den Vorfall. Weil Taha in einem früheren Tweet die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ markiert hatte, gaben manche Medien diese zwar als Quelle an, eigentlich aber hat die „Daily Mail“ damit gar nichts zu tun.

Professor aus Katar bezeichnet Vorwürfe als Fake News

Der katarische Autor und Professor Dr. Marc Owen Jones von der Hamad bin Khalifa University in Katar widerspricht den Vorwürfen. Er spricht von einer „Falschinformation“ und verweist darauf, dass Taha bei Twitter für die Verbreitung von Fake News bekannt sei. Bei Twitter zeigt Jones mehrere Beispiele für widerlegte Behauptungen Tahas aus der Vergangenheit.

Tatsächlich ist WM-Neuling Katar als 50. der FIFA-Weltrangliste gegen Ecuador (Weltranglisten-44.) nur Außenseiter. Ein Sieg des Gastgebers gegen den vierfachen WM-Teilnehmer aus Südamerika wäre für viele Experten eher eine Überraschung. Mehrere Wettanbieter reagierten jedoch bereits auf die Gerüchte und korrigierten die Wettquote für eine Sieg von Katar geringfügig nach unten.

ESPN: Bestechung bei WM in Katar unwahrscheinlich

Eine Bestechung gilt laut „ESPN“ dennoch grundsätzlich als unwahrscheinlich. Das liege auch daran, weil die FIFA mit rund 100 Milliarden Euro an Wetteinnahmen rechne, heißt es. Um einen möglichen Betrug zu verhindern, arbeite die FIFA demnach sogar mit einer künstlichen Intelligenz zur Überwachung von Unregelmäßigkeiten von dem weltweit führenden Technik-Dienstleisters „Sportradar“ und werde von einer Task-Force unterstützt, unter anderem mit Mitgliedern von Interpol und des FBI.

Das könnte Sie auch interessieren: „Ein großes Drama“: Schwule Hamburger Fußballer schimpfen über Katar-WM

Die am Sonntag beginnende Endrunde in Katar (20. November bis 18. Dezember) wird bereits seit vielen Jahren stark kritisiert. Die Manipulationsvorwürfe bei der Vergabe, die Arbeitsbedingungen beim Stadionbau, die klimatischen Bedingungen, die Verlegung in den Winter, die Menschenrechtslage vor Ort und die Situation für Mitglieder der LGBTQ-Community hatten immer wieder für Proteste und Boykott-Aufrufe gesorgt.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp