Fahrverbot wegen Corona: Barkassen-Kapitän fährt jetzt Fleisch aus

    Othmarschen –

    Frischer Wind und Möwengeschrei – das ist normalerweise Gregor Mogis Alltag. Als Barkassenkapitän fährt der 46-Jährige tagaus tagein Touristen durch den Hafen. Doch seit anderthalb Wochen herrscht Stillstand. Fahrverbot! Seine Schiffe liegen fest vertäut an den Landungsbrücken. Mogi ist verzweifelt.

    Gerade erst hatte der Barkassenkapitän seine Flotte aus dem Winterschlaf geholt und fit für die Saison gemacht. 60.000 Euro kostet ihn das jedes Jahr. Mal abgesehen von der knappen Million, die er gerade erst in sein neues Schiff, die „Europa“, gesteckt hat. War das alles in den Wind geschossen?

    Hafenrundfahrt: Alle Barkassen-Törns wurden storniert

    „Das Geld werde ich dieses Jahr nicht mehr reinholen“, befürchtet Mogi. Alle gebuchten Törns, alle Hochzeiten, Partys, Firmenfeiern wurden storniert.

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    Den anderen Barkassenunternehmen geht es genauso. „Es ist schon eine Katastrophe für uns“, sagt Hubert Neubacher von Barkassen-Meyer. „Wir brauchen das Sommer-Geschäft, um die Winterkosten auszugleichen.“ Schon jetzt sei man mit den Monaten März und April auf Null. Die Stornowelle reiche aber bereits bis weit in den Sommer hinein. Und ob das Geschäft nach Ende der Krise gleich wieder ansteht, weiß niemand. Neubacher: „Ich befürchte, die Leute haben dann auch erstmal andere Sorgen.“

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    Barkassenkapitän Gregor Mogi macht sich Sorgen um sein Unternehmen.

    Foto:

    Florian Quandt

    Barkassen-Unternehmen bitten Bundesregierung um Hilfe

    Mogi und Neubacher haben für ihre Mitarbeiter wie alle anderen Barkassen-Unternehmen Kurzarbeit beantragt. Die Azubis wurden freigestellt. Zwar hat die Hafenbehörde HPA zur Entlastung der Barkassenbetriebe verkündet, auf die Erhebung der fälligen Hafennutzungsentgelte im zweiten Quartal 2020 komplett zu verzichten. Mieten können gestundet werden. Doch Gregor Mogi und seinen Kollegen reicht das nicht. Gemeinsam haben Sie einen Brief an den Hamburger Senat und an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geschrieben.

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    „Leider hat die Bundesregierung bei ihren Zuschüssen an die Unternehmen die Lehrlinge vergessen“, klagt Mogi. Für sie kann er keine Kurzarbeit beantragen. Das Lehrgeld muss weiter bezahlt werden. „Die Kosten sind sehr hoch“, sagt Mogi.

    Barkassenkapitän kümmert sich jetzt um seine Nachbarn

    Um sich zu beschäftigen, hilft der Barkassenkapitän seinen Nachbarn. Für die Älteren geht er einkaufen. Für den Fleischer um die Ecke, der seine Türen nicht mehr öffnen darf, fährt Mogi die Bestellungen aus. Ehrenamtlich. Die Freude und Dankbarkeit der Menschen tun dem Hafen-Kapitän gut und sind im momentan Lohn genug.

    Doch ewig würden seine Ersparnisse nicht mehr reichen. Mogi verzweifelt: „Ich weiß nicht, wie das weitergehen soll.“

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