Partyexzess in der Schanze: „Ballermannisierung“: Fegebank will Gesetze ändern
Sie sind sicher nicht der Ursprung allen Übels, aber zumindest der Grund für jede Menge Ärger! Seit Jahren schon sorgt der Alkoholverkauf von Kiosken in unserer Stadt für erhitzte Gemüter, die Corona-Krise befeuert die angespannte Lage. Sorgt die Krise jetzt dafür, dass es den Läden an den Kragen geht?
Zumindest werden derartige Forderungen lauter. Der Stadtteilbeirat Sternschanze etwa forderte jüngst ein Außer-Haus-Alkoholverkaufsverbot – und zwar mindestens von Donnerstag bis Sonntag ab jeweils 20 Uhr. Die Interessensvertreter des Stadtteils wollen damit das „Cornern“ verhindern.
Hamburg: Cornern nicht erst seit Corona ein Problem
Immer wieder haben sich in der Vergangenheit Menschen an Kiosken mit Alkohol eingedeckt, um dann unter freiem Himmel zu feiern und Spaß zu haben – und das in Massen! Das erhöht während der Corona-Krise nicht nur das Infektionsrisiko, Anwohner fühlen sich durch Dreck und Lärm außerdem belästigt. Und: Gastronomen und Club-Betreiber geraten durch die Kioske ebenfalls unter Druck, weil sie mit den Getränkepreisen nicht mithalten können. Das gilt vor allem für den Kiez.
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Aus diesem Grund kämpft Falko Droßmann (SPD), Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, bereits seit Jahren gegen die ausufernde Kiosk-Kultur. Allein: Er kann kaum etwas dagegen unternehmen, weil die Gesetzesgrundlage fehlt. „Verwaltung braucht Recht“, sagt er.
Hamburg plant neues Gesetz, um Kioske einzuschränken
Das ist auch in anderen Behörden und Ämtern bekannt. „Wir müssen über die Ballermannisierung der Schanze sprechen. Das ist eine Entwicklung, die den Stadtteil überfordert“, so Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) zur MOPO. Der Außerhausverkauf von Alkohol sei ein wesentlicher Faktor für die teilweise extremen Partyexzesse vor Ort.
„Ich möchte, dass wir uns mal für einen längeren Zeitraum ansehen, ob sich die Situation verbessert, wenn es dort aus den Kiosken keinen Nachschub mehr zu kaufen gibt“, so Fegebank. Damit die Bezirke anlassbezogen und örtlich begrenzt ein Außerhausverkauf von Alkohol anordnen können, müssten Änderungen beim Hamburgischen Ladenöffnungsgesetz sowie beim Gaststättengesetz vorgenommen werden.
Hamburger Schanze soll Ausgehviertel bleiben
„Klar ist aber auch: Die Sternschanze – und insbesondere das Schulterblatt – war schon immer ein Ausgehviertel und das soll es auch blieben“, so Fegebank. Die Vielfalt von Restaurants, Bars und Kneipen sei einzigartig. „Wir wollen den Charakter des Viertels erhalten, aber verhindern, dass aus einem lebenswerten Stadtteil eine Dauer-Partymeile wird“, sagt sie.
An den vergangenen Wochenenden konnte die Stadt diesen Zustand und das „Corona-Cornern“ nur aufgrund des Ansteckungsrisikos verhindern. Weil durch trinkende Menschenansammlungen eine Art Sicherheitsrisiko vorlag, untersagte die Polizei beispielsweise zunächst den Alkohol-Ausschank und bei besonders heiklen Situation sogar komplett den Betrieb einzelner Kioske.
Corona in Hamburg: Kein Alkoholverkaufsverbot
Am vergangenen Wochenende verhängten die Bezirksämter Altona und Hamburg-Mitte in Abstimmung mit der Polizei sogar von Freitagabend 18 Uhr bis Samstagmorgen 8 Uhr ein Alkoholverkaufsverbot für mehrere Kioske, aber auch für Kneipen.
„Das wird es an diesem Wochenende nicht geben“, sagt ein Sprecher des Bezirksamts Altona. Wegen des schlechten Wetters und der Ferien sei mit keiner größeren Menschenmenge in der Schanze zu rechnen.
Hamburger Gesundheitsbehörde erinnert an Corona-Regeln
Unabhängig davon appelliert die Gesundheitsbehörde, weiter Abstand zu halten. „Auch beim Feierabendbier an der Ecke sollte darauf geachtet werden, dass die Regeln nicht über Bord geworfen werden – erst recht, wenn es ein paar Getränke mehr werden“, so Sprecher Martin Helfrich.
Höchstens zehn Personen dürften sich im öffentlichen Raum zusammen aufhalten. Enges Zusammenstehen mit vielen Leuten darüber hinaus, Feiern und ständiges Unterschreiten der Abstände sei nicht in Ordnung und widerspreche den geltenden Corona-Regeln.