Menschen sitzen bei einem Weihnachtsgottesdienst in der Kirche
  • Einige Kirchen verlegen ihre Gottesdienste in Gemeindesäle, um Energie zu sparen. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Um Energie zu sparen: Weihnachtsgottesdienst nicht in der Kirche?

Wie können die Kirchen im Norden auf die Energiekrise reagieren? Dazu haben sich die Verantwortlichen schon frühzeitig Gedanken gemacht und präsentieren nun zahlreiche Lösungen – auch in Hamburg.

Heizungen bleiben aus, die Beleuchtung innen und außen wird reduziert: Angesichts der hohen Energiekosten und aus Klimaschutzgründen haben die Kirchen im Norden zahlreiche Maßnahmen getroffen, um Energie zu sparen.

„Grundsätzlich entscheidet jede Kirchengemeinde selbst, auf wie viel Grad das Kirchengebäude geheizt wird“, sagte Maren Warnecke, Pressereferentin der Nordkirche, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Klimaschutzbüro der Nordkirche habe bereits im März einen Aufruf „Jetzt sofort fossile Energie sparen – Kirchenheizungen runterschalten“ gestartet.

Kirchen im Norden verlegen Gottesdienste in Gemeindesäle

Diesem Aufruf seien alle 13 Kirchenkreissynoden der Nordkirche gefolgt und haben ihre Kirchengemeinden gebeten, in der Heizphase die Raumtemperatur in allen Kirchen- und Kapellenräumen ständig, auch während der Nutzung, auf nicht mehr als acht bis zehn Grad aufzuheizen. „Viele Kirchengemeinden der Nordkirche haben bereits im Spätsommer ihre Pläne für die sogenannte „Winterkirche“ aufgestellt, das heißt, wie Gottesdienste während der kalten Jahreszeit beispielsweise in den Gemeindehäusern gut umgesetzt werden können“, sagte Warnecke.

Einige Kirchengemeinden haben entschieden, ihre Gottesdienste in Gemeindesäle zu verlegen – wie die evangelisch-lutherische Paul-Gerhardt-Gemeinde in Hamburg-Winterhude. „Natürlich ist es nicht die Kirche. Aber dass es ein bisschen gemütlich ist, spielt ja auch eine wichtige Rolle. Gerade wenn die Menschen zu Hause auch an der Heizung sparen“, sagte Pastorin Anna Henze dem Norddeutschen Rundfunk (NDR). Die meisten Gemeindemitglieder hätten mit Verständnis auf die Entscheidung reagiert.

Die Hamburger St. Michaelis-Kirche bleibt auf jeden Fall geöffnet und wird auch weiterhin auf 16,5 Grad beheizt. „Der Michel soll auch im Winter ein Ort der Geborgenheit und des Trostes bleiben“, sagte Sprecherin Ines Lessing. Auch für die Musiker und die Instrumente sei es wichtig, dass es nicht zu kalt in der Kirche wird. Gespart werde jedoch – wie in fast allen Kirchen – an der Beleuchtung innen und außen. „Und wir verwenden ausschließlich LED-Lampen – auch an den Weihnachtsbäumen“, betonte die Sprecherin.

Auch an Weihnachtsbäumen: Kirchen setzen auf LED-Lampen

„Bei allen Leuchten, die lange eingeschaltet sind, empfiehlt das Klimaschutzbüro seit vielen Jahren eine Umrüstung auf LED“, betonte Warnecke. „Dazu kommt, dass viele Kirchengemeinderäte ebenfalls bereits im Herbst über eine eingeschränkte Beleuchtung – generell und vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit – beraten haben und diese sicherlich auch umsetzen werden“, sagte die Sprecherin.

Auch der Kirchengemeinderat des Lübecker Doms hat entschieden, dass die Dauertemperatur im Dom – auch für Gottesdienste, Andachten und kleinere Konzerte – auf acht Grad Celsius abgesenkt werden soll. Eine Winterkirche stehe aus räumlichen Gründen nicht zur Verfügung. „Und Gottesdienste im Gemeindehaus sind keine Option – allein schon wegen der Zahl der Besucherinnen und Besucher“, sagte Pastor Martin Klatt. Der Pastor ist davon überzeugt, dass Gottesdienste und Musik weiterhin die Herzen wärmen werden, doch er bittet darum, „sich für das eigene Wohlbefinden entsprechend warm zu kleiden“.

In der Mutterkirche der norddeutschen Backsteingotik, St. Marien, wurden die Winter-Gottesdienste ab dem Zweiten Weihnachtstag in der Briefkapelle gefeiert. „Leider ist die Briefkapelle dafür inzwischen aus Gründen des Bauerhalts nicht mehr geeignet“, sagte Marienpastorin Inga Meißner. Deshalb werde nun im dritten Winter in der großen Kirche Gottesdienst gefeiert – zuerst wegen Corona, jetzt wegen der Briefkapelle. „Decken geben wir für die Gottesdienste wieder aus. Und wir ermutigen alle, auch selbst für Wärme zu sorgen und sich mitzubringen, was sie brauchen.“

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Auch das Erzbistum Hamburg hat seine Kirchengemeinden gebeten, die Temperaturen in Gemeinderäumen und Kirchen zu senken – außerdem wird zum Teil darauf verzichtet, Kirchen in der Dunkelheit anzustrahlen. „Wie mit dem Thema umgegangen wird, entscheidet aber jede Pfarrei mit ihren Gremien für sich. Vorgaben des Erzbistums gibt es dazu nicht“, sagte Sprecher Manfred Nielen. Darüber hinaus habe das Erzbistum seine Gemeinden und Einrichtungen aufgerufen, mit warmen Orten auf den kalten Winter zu reagieren. Dazu wurde das „Netzwerk #warmeOrte“ gegründet. Es soll ein „Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander in Zeiten der Not“ sein, so Nielen. (mp/dpa)

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