Erst 19 Jahre alt: Warum Lilly der heimliche Star der SPD ist
Schwerin –
Von der Influencerin zur Star-Politikerin? Lilly Blaudszun, gerade 19 Jahre alt geworden, Studentin, nach eigenem Bekunden Jungsozialistin, gilt als Social-Media-Wunderwaffe der SPD und große Nachwuchshoffnung der Partei. Dabei hat die junge Frau aus Mecklenburg-Vorpommern bislang gar kein Mandat – und strebt vorerst auch keines an.
Lilly mit Bierflasche in der Hand und Kumpels auf einer Treppe, Lilly bei einer Geburtstagsfeier oder im Bundestagsfahrstuhl, Lilly mit den SPD-Politikerinnen Katarina Barley und Manuela Schwesig auf einem Selfie. Lilly mit ihrem Hund Henri, dann im Gespräch mit SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, Lilly am Ostseestrand. Auf ihrem Instagram-Kanal gibt es ziemlich viele Einblicke in das Leben der 19-jährigen Partei-Hoffnung. Ein junges, modernes Mädchen, das sich zu präsentieren weiß.
Lilly Blaudszun ist der heimliche Star der SPD
In schwarzem T-Shirt, grauer Stoffhose, weißen Sneakern und mit einer Mate-Tee-Flasche in der Hand ist sie in Schwerin auf dem Weg zu einem politischen Termin. „Erst einmal will ich mein Studium absolvieren, so lange will ich kein Mandat“, sagt sie.
Lilly Blaudszun ist als „Digital Native“ aufgewachsen
Vielleicht werde sie auch zunächst ein bisschen arbeiten und sich erst dann hauptberuflich der Politik zuwenden. Nichts überstürzen. Blaudszun studiert Jura im zweiten Semester an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. Nach dem Abitur sollte es nicht allzu weit weg gehen vom heimatlichen Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern, gesteht sie. Schließlich war sie da gerade erst 18 geworden.
Bodenständig, lässig, gerade heraus – so gibt sich Lilly Blaudszun im Gespräch und so kommt sie in den sozialen Medien rüber. Als „Digital Native“ aufgewachsen, versteht sie intuitiv, die Internet-Netzwerke für sich und ihre politischen Botschaften zu nutzen.
Neben Fotos vom Oktoberfest, von Wurstgulasch und von ihren noch im Entstehen begriffenen Kochkünsten stellt Blaudszun ihre Video-Interviews mit SPD-Politikern: mit Generalsekretär Lars Klingbeil oder mit Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Bettina Martin. Dabei sind sich Interviewerin und Interviewte meist ziemlich einig.
Lilly Blaudszun lobt Philipp Amthor
Die SPD hat Lilly Blaudszun, die CDU hat Philipp Amthor (27) – der sich allerdings gerade wegen Lobbyismus-Vorwürfen rechtfertigen muss und daher auf die Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern verzichtet hat.
Amthor spiele super sicher auf der Klaviatur der sozialen Medien, gibt Blaudszun zu. Der zweitjüngste Bundestagsabgeordnete hat mehr als 90.000 Abonnenten bei Instagram, die junge SPD-Frau knapp 13 000. „Im Gegensatz zur realen Politik macht er in den sozialen Medien vieles richtig“, sagt Blaudszun. Er sei witzig, selbstironisch und komme authentisch rüber – damit sei er eine Marke.
Kommunikationswissenschaftler Patrick Donges erklärt, wie wertvoll Blaudszun für die SPD ist: Wie andere Parteien auch, habe die SPD in den vergangenen Jahren stetig an Mitgliedern verloren, sagt er.
Lars Klingbeil: Blaudszun ist Sprachrohr der jungen Generation
Als erklärte Volkspartei müsse sie den Anspruch haben, die Gesellschaft insgesamt abbilden zu können. „Dabei hat sie in Teilen der Gesellschaft zunehmend Probleme: bei jungen Menschen, bei Frauen, in den östlichen Bundesländern sowie bei Menschen mit Migrationserfahrungen.“ Lilly Blaudszun verkörpere solche Menschen, die in politischen Parteien fehlten.
SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil gesteht: „Ich bin froh, dass wir sie als authentisches Sprachrohr der jungen Generation in unseren Reihen haben. Sie spricht Zehntausende junge Leute an, die wir als Partei schwer erreichen.“ Im Landtagswahlkampf in Brandenburg im vergangenen Jahr hat ihre Partei Lilly Blaudszun bereits an der Social-Media-Front eingesetzt.
Das hier könnte Sie auch interessieren: Nach Lobbyismus-Skandal: Amthor zieht Kandidatur für CDU-Landesvorsitz zurück
Wissenschaftler Donges warnt die Parteien allerdings davor, allein auf Social-Media-Zugpferde zu setzen, um junge Menschen zu erreichen. Die bisherigen Medien und Kanäle blieben wichtig, sagt er. „Parteien müssen den Jungen auch andere Angebote machen, sonst wirkt die erste Sitzung des Ortsverbandes sofort und nachhaltig ernüchternd.“