Verlorene Feldpost: Ehepaar findet 110 Jahre alte Brieftauben-Botschaft
Ingersheim –
Seltene Entdeckung im Elsass: Ein Ehepaar hat bei einem Spaziergang eine militärische Botschaft gefunden, die mehr als hundert Jahre alt ist und wohl von einem deutschen Offizier stammt. Eine Brieftaube soll die winzige Metallkapsel mit dem Pergamentpapier darin verloren haben.
Das Ehepaar entdeckte die Kapsel auf einem Feld nahe der kleinen Gemeinde Ingersheim im französischen Departement Haut-Rhin und überreichte sie dem nahegelegenen Musee du Linge, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Das Museum ist Teil einer Gedenkstätte, die der „Bataille du Linge“ gewidmet ist, einer besonders verlustreichen Schlacht zwischen Deutschen und Franzosen im Sommer und Herbst 1915.
Sie stammt aus dem Jahr 1910: Ehepaar findet Brieftauben-Botschaft auf Feld
Als der Autor seinen Brief verfasste, war der Krieg jedoch noch gar nicht ausgebrochen, berichtet die „Süddeutsche“ weiter: Das Datum ist zwar schwer zu erkennen, Museumskurator Dominique Jardy geht aber vom 16. Juli 1910 aus.
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Da der Text in Sütterlin-Schrift verfasst wurde, brauchte Jardy beim Lesen die Unterstützung eines deutschen Freundes. Der fand heraus: Das Schriftstück stammt von einem Offizier des preußischen Infanterieregiments, das zu dieser Zeit nördlich von Ingersheim stationiert war. Aber: Ein Gefechtsbericht war das Schriftstück dem Bericht zufolge nicht, da das Dorf zu dieser Zeit auf deutschem Gebiet lag.
„Habe sowas in 40 Jahren nicht gesehen“: Hundert Jahre alte militärische Botschaft auf Feld gefunden
Stattdessen werde ein preußisches Manöver zwischen den Orten Bischwihr und Ingersheim beschrieben, hieß es. Die Rede ist in dem Pergamentstück unter anderem davon, dass ein Truppenteil namens „Zug Potthof“ unter Feuer geraten sei, „als er die West-Grenze des Exerzierplatzes erreicht“ habe. Der Zug habe das Feuer „aufgenommen“ und sich dann „unter starken Verlusten“ zurückgezogen. Der Brief trägt den Namen „Brieftaubendepesche“ und wurde mit „Gänsbert“ unterzeichnet.
Gegenüber der Regionalzeitung „Les Dernières Nouvelles d’Alsace“ erklärte Kurator Dominique Jardy, dass es sich um einen „äußerst seltenen Fund“ handele – in 40 Jahren hätte er so etwas noch nicht gesehen. Seine Vermutung: Die Metallkapsel mit der 110 Jahre alten Botschaft habe zuvor in tieferen Erdschichten vergraben gelegen und sei mit der Zeit, ähnlich wie Granaten aus der Weltkriegszeit, durch Bodenbewegungen langsam an die Oberfläche gedrückt worden.
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Nun soll es das Musee du Linge bereichern: Als Ausstellungsstück in einer hermetischen Vitrine direkt neben einer Uniform desjenigen Regiments, dessen Offizier Gänsbert den Brief vor 110 Jahren verfasste.