Schulstart in Hamburg: Offener Brief: Das fordern die Eltern von der Schulbehörde
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat in die Diskussion um den Schulstart eingegriffen. „Es ist vertretbar, jetzt in den Regelbetrieb zu starten“, so Tschentscher. Er gibt damit seinem Schulsenator Ties Rabe (SPD) Rückendeckung. Am Donnerstag sollen alle Kinder in Hamburg wieder mit dem Unterricht starten. Viele Eltern, die Elternkammer, die Lehrergewerkschaften und die Opposition haben große Bedenken.
Ab Donnerstag sitzen in Hamburg alle Schüler wieder in voller Klassenstärke in den Unterrichtsräumen. Ohne den Mindestabstand von 1,50 Metern einzuhalten und ohne Mundschutz im Unterricht. So gilt in den Klassenräumen nicht, was überall sonst laut Robert-Koch-Institut eingehalten werden muss. Teils kann nicht einmal gelüftet werden, weil Fenster sich nicht öffnen lassen.
Eine Eltern-Initiative hat jetzt einen offenen Brief an den Bürgermeister geschrieben (sichere-bildung-hamburg.de). Sie sammelt bereits Unterschriften und will die Schulbehörde so unter Druck setzen, um Verbesserungen im Infektionsschutz durchzusetzen. „Das Konzept setzt die Gesundheit unserer Kinder, ihrer Lehrer und unsere eigene einem Risiko aus“, begründen die Eltern ihre Kritik am Schulstart.
Eltern in Hamburg: Offener Brief an Bürgermeister Tschentscher
Die Eltern fordern, dass Schüler nicht im gesamten Klassenverband unterrichtet werden, sondern wie vor den Ferien in geteilten Klassen und Kleingruppen. Auch digitaler Unterricht solle angeboten werden. „Notfalls müssen Unterrichtsinhalte konzentriert und Stoffpläne gekürzt werden“, heißt es im offenen Brief.
Aus Sicht dieser Eltern können Schulen zum Ausgangspunkt einer zweiten Infektionswelle werden. Genau an diesem Punkt ist der Senat anderer Meinung. Peter Tschentscher: „Wir haben die Schulen im März geschlossen, weil wir dachten, dass Kinder besonders infektiös sind. Jetzt wissen wir, dass das nicht so ist.“ Daher müsse man den Kindern ein Stück Normalität zurückgeben, „denn auch Bildung hat einen hohen Stellenwert.“
Corona an Schulen: Sind Kinder weniger gefährdet?
Um die Corona-Zahlen einzudämmen sei es viel wichtiger, Reise-Rückkehrer in Quarantäne zu schicken, große häusliche Feiern mit Alkohol zu unterlassen und das Cornern ohne Abstand zu unterbinden. „Denn da entstehen die Infektionsketten.“ Nicht in den Schulen und Kitas.
Und sollte es doch mal zu Infektionen kommen, so werde bei jeder einzelnen Schule entschieden, was zu tun sei. Ob Klassen in Quarantäne geschickt würden oder die ganze Schule geschlossen werden müsse.
Schulsenator Ties Rabe: Virologen waren beratend dabei
Schulsenator Ties Rabe betonte, der Schulstart sei mit Virologen und Fachgesellschaften intensiv abgestimmt worden. Und er gab zu bedenken, dass die Forderung nach Teilung von Klassen weitreichende Folgen haben würde. „Wenn wir 7000 Klassen halbieren sollten, so bräuchten wir 14.000 Räume. Die haben wir nicht.“
Und auch die dafür nötigen Lehrer würden fehlen. Rabe: „Dann müsste also wieder die Hälfte zu Hause lernen. Und das würde auf dem Rücken der Kinder für viel Leid sorgen.“ Rabe und Tschentscher betonten, die aktuellen Infektionszahlen in Hamburg lägen noch weit entfernt von einem Grenzwert.
Hamburger Schüler dürfen bei Risiko zu Hause bleiben
Laut Rabe habe die Schulbehörde ihre Hausaufgaben gemacht und viele Maßnahmen zum Schutz von Schülern und Lehrern ergriffen. So dürfen Schüler zu Hause bleiben, wenn die Eltern Risiko-Patienten sind. Lehrer dürften ebenfalls zu Hause bleiben, wenn sie selbst gefährdet seien. Die Atteste vom Arzt würden ohne weitere Prüfung anerkannt.
Zudem dürfen Lehrer sich kostenlos auf Corona testen lassen, bekommen Mundschutz und Visiere und es gibt zusätzliche Reinigungskräfte, um etwa die Toiletten häufiger sauber zu machen.
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Die Lehrergewerkschaften, die Elternkammer und die Linke halten an ihrer Forderung fest, dass die Schüler nicht in ganzer Klassenstärke unterrichtet werden sollten. Die Linke fordert einen Runden Tisch für Lösungen.