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Mehr als 50 Verletzte: Nach Drama in Volkmarsen bleibt Motiv weiter unklar

Volkmarsen –

Im nordhessischen Volkmarsen ist ein Autofahrer mit einem Mercedes-Kombi absichtlich am Rosenmontag in einen Karnevalsumzug gerast.

Mittlerweile ist die Anzahl der Verletzen auf fast 60 Menschen gestiegen, darunter sind 18 Kinder. Sieben von ihnen schwer – einige der Opfer schweben in Lebensgefahr. Unter den Verletzten sind Kinder. Die Polizei bitte alle, die bei dem Vorfall verletzt wurden oder Hinweise geben können, sich dringend zu melden.

Nach Amokfahrt: Gottesdienst in Volkmarsen geplant

Für Dienstagabend ist nach Angaben des Bistums Fulda um 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der katholischen Kirche Sankt Marien geplant.

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, nehmen demnach daran teil. Zugesagt hätten auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Innenminister Peter Beuth (beide CDU).

Volkmarsen: Täter war nicht alkoholisiert

Der 29-Jährige ist in Polizeikreisen wohlbekannt. Allerdings nicht als Extremist. In der Vergangenheit fiel der Mann jedoch durch Beleidigung, Hausfriedensbruch und Nötigung auf.

Der Mann war nicht alkoholisiert. Ob er unter Drogeneinfluss gestanden habe, stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag.

Die Polizei warnte vor dem Verbreiten angeblicher Fotos des Täters. „Bei der abgebildeten Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter“, schrieb die Polizei Nordhessen am späten Montagabend bei Twitter über ein Foto, das den Angaben zufolge kursierte. „Teilen Sie keine Falschnachrichten!“, hieß es.

29-Jähriger fuhr vorsätzlich in Menschenmenge in Volkmarsen

Der 29-Jährige soll vorsätzlich in die Menschenmenge gefahren sein. Das bestätigte die Polizei. Die Behörden ermitteln inzwischen wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Der Mann, der deutscher Staatsbürger ist, stammt selbst aus der nordhessischen Kleinstadt Volkmarsen. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit.

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Am Tatort in Hessen: In Volkmarsen raste dieser silberne Mercedes in eine Menschenmenge – auch Kinder wurden verletzt.

Foto:

Uwe Zucchi/dpa

Der 29-Jährige wurde bei der blutigen Fahrt ebenfalls verletzt und war am Rosenmontag nicht mehr vernehmungsfähig. Der Volkmarser soll dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, sobald dies sein Gesundheitszustand zulässt.

Medien- und Augenzeugenberichte, wonach der Tatverdächtige stark alkoholisiert war, konnten die Ermittler zunächst nicht bestätigen. 

Volkmarsen Karneval 2020: Autofahrer festgenommen – hatte er es auf Kinder abgesehen?

Der Fahrer wurde direkt nach der Tat festgenommen. Zuerst berichtete die „Hessische Niedersächsische Allgemeine“ (HNA).

Bei dem Tat-Fahrzeug handelte es sich um einen silbernen Mercedes. Laut HNA sei der Wagen mit Vollgas in die Menschenmenge gerast.

Hatte es der Mann hinterm Steuer speziell auf Kinder abgesehen? Laut HNA hätten Zeugen den Eindruck gehabt, dass der Beschuldigte es vor allem auf die Jüngsten abgesehen hatte. Zu diesem Aspekt äußerte sich die Polizei bislang nicht.

Volkmarsen: Anschlag kann nicht ausgeschlossen werden

Hinweise auf eine politisch oder religiöse motivierte Straftat lagen zunächst nicht vor. Ein Anschlag konnte nach Angaben des hessischen Innenministeriums jedoch nicht ausgeschlossen werden. Es gab laut Behörden keinerlei Hinweise auf ein islamistisches Motiv.

Landrat von Volkmarsen: „Da lagen überall Kinder auf der Straße“

Einer, der die Tragödie beinahe mit eigenen Augen mit ansehen musste, ist Landrat Reinhard Kubat. Er war unter den Zuschauern in Volkmarsen, als die ersten Martinshörner zu hören waren. Sofort sei er in die Richtung gelaufen.

Auf dem Weg seien ihm bereits weinende Menschen entgegengekommen, berichtet der „Stern“. Am Tatort habe sich ihm ein furchtbares Bild geboten. „Da lagen überall Kinder auf der Straße.“

Eine Zeugin habe ihm berichtet, wie der Autofahrer einfach über die Menschen hinweggefahren sei.

Kölns OB Henriette Reker zeigt sich erschüttert von Vorfall in Volkmarsen

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich unterdessen erschüttert von den Geschehnissen im hessischen Volkmarsen gezeigt.

„Wir alle, die heute fröhlich feiern konnten, fühlen mit dem Ort und den Menschen, die heute Morgen noch unbeschwert losgegangen sind und wo das Lachen dem Entsetzen gewichen ist“, erklärte sie in einer Stellungnahme am Montagabend.

Am Montagabend sprach auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Betroffenen ihr Mitgefühl aus. „Meine Gedanken & Gebete sind bei den Verletzten des schlimmen Vorfalls in Volkmarsen. Ich wünsche allen Verletzten eine schnelle Genesung“, schrieb Kramp-Karrenbauer bei Twitter.

„Ich habe Vertrauen darin, dass die Polizei die Hintergründe schnell aufklärt. Mein Dank gilt allen Helfern vor Ort, die im Einsatz sind.“

Nach Vorfall in Volkmarsen: Frankfurter Fastnachtszug soll starten 

Alle in Hessen stattfindenden Fastnachtsumzüge wurden am 24.2.2020 vorsichtshalber abgebrochen. Das gab die Polizei Westhessen via Twitter bekannt. Die polizeiliche Präsenz wurde zudem hessenweit verstärkt.

Unterdessen soll der beliebte Frankfurter Fastnachtszug im Stadtteil Heddernheim („Klaa Paris“) am Faschingsdienstag dennoch starten. Der Vorstand habe einstimmig beschlossen, „wir werden Fastnacht feiern“, sagte der Vorsitzende der Zuggemeinschaft, Ulrich Fergenbauer, am Montag dem „Hessischen Rundfunk“.

Nach Vorfall in Volkmarsen zu Karneval 2020: Polizei Mainz überwacht Straßen mit Drohnen

Die Polizei in Mainz hatte an Rosenmontag spontan auf den Vorfall bei einem Karnevalsumzug im nordhessischen Volkmarsen reagiert. Sie überwachte mit Drohnen gezielt Zufahrtsstraßen. Ziel sei es, „auffällige Fahrzeugbewegungen“ frühzeitig zu erkennen, teilte die Polizei in Mainz mit.

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Grauenhafte Szenen: In Volkmarsen saß ein Mann hinterm Steuer dieses Mercedes. Er raste in eine Menschenmenge, die eigentlich ausgelassen den Rosenmontag feiern wollte. Viele wurden verletzt.

Foto:

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Die Drohnen seien eigentlich dafür vorgesehen gewesen, gefahrenträchtige Situationen rund um den Bereich des Rosenmontagszuges auszumachen. Nun würden sie an den Rändern des Veranstaltungsraumes genutzt.

Vorfall bei Karnevalsparty am Sonntag in Volkmarsen

Bereits am Sonntag hatte es nach Angaben der örtlichen Feuerwehr einen Zwischenfall bei einer Karnevalsveranstaltung in einer Halle in Volkmarsen gegeben: Wegen eines Feueralarms seien der Veranstaltungsort geräumt und der betroffene Bereich kontrolliert worden, schrieb die Feuerwehr auf Facebook.

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Hessen: Einsatzkräfte nehmen an der Unfallstelle in Volkmarsen Spuren auf. 

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dpa

Der Grund für den Alarm sei nicht feststellbar gewesen, anschließend sei die Veranstaltung nach einer kurzen Unterbrechung fortgesetzt worden. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen gibt, ist unklar.

Volkmarsen: Karnevalshochburg in Nordhessen

Volkmarsen gehört zum Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen. Die Kleinstadt mit knapp 7000 Einwohnern (Stand: 2018) grenzt im Norden an Nordrhein-Westfalen (Warburg). Volkmarsen gilt neben Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) als eine Karnevalshochburg in Nordhessen. Der Ruf der Karnevalisten in Volkmarsen lautet „Schurri“. Am Rosenmontagsumzug am 24.2.2020 nahmen 700 Menschen in 27 Gruppen teil.

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dpa

Kassel ist die nächstgelegene Großstadt und liegt etwa 40 Kilometer entfernt.

Mit dem Auto in die Menschenmenge gerast: Kein Einzelfall in Deutschland

Schon öfter sind Menschen in Deutschland mit einem Auto in Menschengruppen gerast. Einige Beispiele in der Übersicht:

  • Bottrop/Essen, Silvester 2018/2019: Ein Rechtsradikaler steuert sein Auto an beiden Orten in feiernde Menschen, die er für Ausländer hält. Insgesamt gibt es 14 Verletzte. Ein Gericht wertet die Taten unter anderem als Mordversuch. Der Deutsche kommt in die geschlossene Psychiatrie.
  • Münster, April 2018: Ein 48-Jähriger steuert einen Campingbus in eine Menschenmenge. Vier Passanten sterben, der Täter erschießt sich. Nach Erkenntnissen der Polizei handelte der Mann in Selbstmordabsicht.
  • Cuxhaven, November 2017: Ein Mann rast mit einem Auto in eine Menschengruppe – was anfangs an einen Terroranschlag erinnert, ist eine Trunkenheitsfahrt. Sieben Menschen werden teils schwer verletzt. Der Syrer wird zu vier Jahren Haft verurteilt.
  • Heidelberg, Februar 2017: Ein Mann fährt mit einem Wagen in Passanten, es gibt einen Toten. Der vermutlich psychisch kranke Fahrer flieht, Polizisten strecken ihn mit einem Bauchschuss nieder. Der Deutsche kommt in eine Psychiatrie.
  • Berlin, Dezember 2016: Mit einem gekaperten Sattelzug steuert Anis Amri in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Er tötet insgesamt zwölf Menschen und verletzt Dutzende. Der Tunesier wird auf seiner Flucht in Italien von der Polizei erschossen.

Die Hintergründe der Taten reichen von versuchtem Selbstmord über psychische Erkrankungen bis hin zum Anschlag. (dpa/dok)

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