Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht vor der Kamera.
  • Der Angeklagte verbirgt sein Gesicht vor der Kamera, will aber aussagen.
  • Foto: Viola Dengler

Frau fast getötet – Ex-Freund will „nicht doll“ zugestochen haben

Sie macht Schluss, er lauert ihr auf. Dann sticht er ein Messer in ihren Hals und ihren Po. Die Frau kann sich in Sicherheit bringen, ist lebensgefährlich verletzt. So heißt es in der Anklage. Moussa J. (26) behauptet, er habe „nicht doll“ zugestochen und bittet vor dem Amtsgericht um Vergebung – und um eine zweite Chance.

Drei Seiten braucht Moussa J. (26), um am Dienstag vor dem Amtsgericht Hamburg zu erklären, wieso er sein Messer am Morgen des 21. Mai 2022 mehrfach in seine Ex-Freundin rammte. Es tue ihm leid, dass er sie verletzt habe, lässt er seinen Verteidiger vortragen. Er wolle sie zurückhaben. „Ich wollte sie nicht töten. Wenn sie tot wäre, könnte ich ja nicht mehr mit ihr zusammen sein.“

Hamburg: Mann soll auf Ex-Freundin losgegangen sein

Laut Anklage habe er seiner Ex-Freundin, wenige Tage nachdem sie Schluss gemacht hat, vor ihrer Arbeitsstelle aufgelauert. Als sie mit dem Rad dort ankam, sei er auf sie losgegangen und habe ihr die Messerstiche versetzt. Sie konnte sich in die Filiale des Flink-Lieferservice retten, der Mann wurde vor Ort festgenommen.

„Ich war am Boden zerstört“, so Moussa J. in seiner Einlassung. Er habe nach der Trennung tagelang nicht geschlafen. „Dazu habe ich sehr viel getrunken und Kokain durch die Nase gezogen.“ Am Tag der Tat habe er bereits morgens eine Dose Gin getrunken und zwei weitere gekauft. Eine davon habe er wohl ebenfalls direkt in sich hineingeschüttet, die zweite habe er bei der Tat bei sich gehabt – das wisse er jedoch nur von seinem Anwalt. Er selbst habe Erinnerungslücken.

Besoffen, wehleidig und besitzergreifend – das bleibt von der Einlassung in Erinnerung. Der Angeklagte sei „irgendwie“ bei der Flink-Filiale gelandet, das Messer habe er immer dabei, weil er sich damit sicherer fühle. Er habe die Hoffnung gehabt, dass er mit seiner Ex-Freundin sprechen und sie zurückgewinnen könne. Dass diese Vorstellung absurd war, hätte ihm klar sein können: Vor Gericht werden Nachrichten von Moussa J. an seine Ex vorgelesen, die sie alle nicht beantwortet hat. Darunter auch: „Ich bin kein Psychopath.“

Prozess: Angeklagter bittet um Vergebung

Er sei vor der Filiale auf sie zu gegangen, berichtet er. Sie habe etwas gesagt, aber er habe es nicht richtig mitbekommen. Nur ihre Augen habe er in Erinnerung – sie blickten ihn sauer an. „Ich habe einfach zugestochen“, sagt der Angeklagte. „Aber nicht doll“, ergänzt er. In einem Video aus der Flink-Filiale ist zu sehen, wie die Frau nach der Tat den Laden betritt. Erst scheint alles in Ordnung, dann geht sie langsam zu Boden, nimmt ihren Fahrradhelm ab. Mitarbeiter kommen angelaufen, jemand holt Papiertücher, um die Blutungen zu stillen.

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„Ich schäme mich sehr“, so der 26-Jährige. In der U-Haft habe er viel darüber nachgedacht, wie er dermaßen die Kontrolle verlieren konnte. Er habe viel Hilfe bekommen und erkannt, dass er keinen Alkohol oder Drogen brauche. Es sei ein „Weckruf“ gewesen. Moussa J. betont, dass er einen Schulabschluss und immer gearbeitet habe. Das wolle er nach dem Absitzen seiner Strafe auch wieder tun. Er hoffe, das Gericht respektiere den Wunsch und helfe ihm dabei. „Ich bitte um Vergebung.“ Der Prozess wird fortgesetzt.

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