Olympia 2036 in Hamburg – wäre die Jahreszahl historisch belastet?
Kommt Olympia jetzt doch noch nach Hamburg? Erst 2015 hatten die Hamburger dem nach heftigen Diskussionen eine Absage erteilt, jetzt bringt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das Thema erneut aufs Tableau. Bei der Innenbehörde unter Andy Grote (SPD) stößt das auf offene Ohren; die Linken warnen, der demokratische Entscheidungsweg würde mit Füßen getreten – die Debatte ist in vollem Gang.
Sieben Jahre ist die Olympia-Absage der Hamburger her, jetzt will es der DOSB noch mal wissen: Bis Ende 2023 will er entscheiden, ob und mit welchen Städten sich Deutschland für die Olympischen und Paralympischen Spiele in 2036 oder 2040 bewerben könnte. 2024 würde dann die Bevölkerung über die Bewerbung abstimmen.
Olympia in Hamburg: Sportbehörde steht Idee positiv gegenüber
Einer der möglichen Kandidaten: Hamburg. Dabei hatte 2015 die knappe Mehrheit noch gegen eine Olympia-Bewerbung für 2024 gestimmt. Hauptkritikpunkte waren die hohen Kosten und die ungeklärte Finanzierung.
Die Sportbehörde unter Andy Grote (SPD) steht trotzdem bereit, den Prozess des DOSB „konstruktiv zu begleiten“. „Wir sind überzeugt, dass das unmittelbare, emotionale Erleben von Sportwettkämpfen die Menschen zu Sport und Bewegung animieren kann“, sagt ein Sprecher der MOPO. Grundlage müsse aber eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung sein, weshalb auch über eine übergreifende Nutzung bundesweiter Sportstätten nachgedacht werden müsse.
Weil keine deutsche Stadt oder Kommune eine vollständige Olympia-Infrastruktur hat, müssten sich ohnehin mehrere Orte zusammen bewerben. Hamburg könnte etwa mit Berlin ins Rennen gehen. Auch Nordrhein-Westfalen ist ein Kandidat.
Hamburger Politik: So sieht die Opposition den Olympia-Vorstoß
In der Opposition polarisiert die Idee: Von der FDP gibt es ein klares Ja. „Hamburg braucht das richtige Mindset zu einer erneuten Bewerbung und sollte sich dabei an der Trainingsdisziplin der Spitzensportler orientieren: Stürzen, Aufstehen, Weiterkämpfen!“‘, sagt Katarina Blume. Die Vorteile für Wirtschaft und Tourismus lägen auf der Hand.
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Scharfe Kritik kommt von den Linken. Das Referendum von 2015 würde so ad absurdum geführt, meint Mehmet Yildiz. Man könne zwar so oft abstimmen, bis eine Mehrheit zustimme, sich für die Spiele zwölf oder 16 Jahre später zu bewerben, sagte er. „Das bedeutet allerdings, die demokratischen Entscheidungswege mit Füßen zu treten.“
Metin Kaya (Linke) prangert zudem die Kosten an: „Wir stehen am Beginn einer der schwersten sozialen Krisen seit Bestehen der Bundesrepublik“, sagt er. Geld werde dringend in Bereichen wie Gesundheit, der Energiekrise oder bei sozialen Projekten benötigt. Statt auf Großevents zu setzen, sollte zudem besser der Breitensport gestärkt werden.
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„Grundsätzlich sind Olympische und Paralympische Sommerspiele eine gute Sache“, sagt dagegen David Erkalp (CDU). Es brauche aber eine Organisation- und Kostentransparenz und eine verbindliche, vorherige Befragung der Bevölkerung.
Olympia-Bewerbung: Grüne und SPD zurückhaltend
Das ist auch den Grünen wichtig: Sport bringe Menschen zwar zusammen und in der aktuellen Situation sei die friedensstiftende Botschaft von Olympia wichtiger denn je, meint Dominik Lorenzen. „In der Vergangenheit hat das IOC (International Olympic Committee, Anm.d.R.) jedoch leider immer wieder gezeigt, dass ihm diese Werte weniger wichtig sind als das pure Geschäft.“ Umso wichtiger sei deshalb ein breiter Beteiligungsprozess.
Juliane Timmermann (SPD) ist dagegen skeptisch. Die Spiele 2036 in Deutschland auszurichten sei wegen der historischen Bedeutung der Jahreszahl belastet. „Wenn man dazu noch die große öffentliche Debatte über internationale Sportverbände sowie Sportgroßveranstaltungen in Ländern wie China, Russland oder jetzt Katar verfolgt wird schnell klar, dass die Stimmung gegenüber solchen Wettbewerben eher verhalten ist.“ Dabei gebe es viele Formate für sportliche Großveranstaltungen, „die Hamburg gut zu Gesicht stünden.”