Skandal-Labor LPT: Vorbereitungen für Tierversuche in Neugraben laufen schon
Mienenbüttel: Ein Labormitarbeiter fixiert einen schreienden Affen für einen Versuch.
Foto: SOKO Tierschutz / Cruelty Free International
Neugraben –
Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts musste Hamburg dem Skandal-Labor LPT in Neugraben unter Auflagen erlauben, wieder Tierversuche durchzuführen – zum Entsetzen vieler Tierschützer. Wie das Unternehmen gegenüber der MOPO bestätigt, sind die Vorbereitungen für Giftigkeitstests an Mäusen und Ratten bereits angelaufen.
Jahrelang hat LPT, eines der größten Auftragslabore für Tierversuche in Deutschland, Presseanfragen eisern ignoriert. Nachdem die Schockbilder von Versuchen an Hunden und Affen am LPT-Standort Mienenbüttel (Niedersachsen) vor einem Jahr um die Welt gegangen sind, hat das Unternehmen sich zu mehr Offenheit durchgerungen, lässt nun auf schriftliche Fragen ein anonymes „LPT-Presseteam“ antworten.
„Solange der Staat auf Testungen mit Tieren besteht, solange wird es jemanden geben, der diese Versuche durchführt“, erklärt LPT („Laboratory of Pharmacology and Toxicology“) zu der Wiederaufnahme der Tierversuche in Neugraben: „Und ein in Deutschland arbeitendes und kontrolliertes Labor ist anderen Tierschutzgesetzen unterworfen als eines in China.“
LPT in Neugraben: Betriebserlaubnis entzogen
Im Jahr 2018 meldetet LPT für den Standort Neugraben Versuche an 96.533 Mäusen, Ratten und Meerschweinchen an, wie aus einer Anfrage der Grünen an den Senat hervorgeht. Im Februar 2020, nach den Enthüllungen der SOKO Tierschutz, entzog die damals zuständige Gesundheitsbehörde dem Labor die Betriebserlaubnis.
Wann die Tierversuche in Neugraben wieder aufgenommen werden, lässt das „LPT-Presseteam“ offen, erklärt nur: „Die in-vitro-Versuche und andere Alternativmethoden, die vor den Versuchen an Tieren stehen, sind bereits angelaufen“.
LPT Mienenbüttel: Ende der Versuche an Hunden und Affen
Zu dem weiterhin geschlossenen Standort Mienenbüttel im Landkreis Harburg schreibt das Unternehmen: „Es ist nicht vorgesehen, zukünftig in Mienenbüttel Versuche an Hunden oder Affen durchzuführen.“
Eine lukrative Einnahmequelle für LPT waren Testreihen mit dem Nervengift Botulinumtoxin. Das Gift wird kosmetisch zur Faltenglättung („Botox“) eingesetzt, aber auch medizinisch bei Migräne und Krampferkrankungen. Weil es biologisch hergestellt wird, muss jede einzelne Produktionseinheit auf ihre Giftigkeit getestet werden.
Botox-Versuche bei LPT: Proteste von Tierschützern
Nach massiven Protesten von Tierschützern haben mehrere Hersteller von kosmetischen Botulinumtoxin-Produkten vor einigen Jahren tierversuchsfreie Zelltests entwickelt (darunter auch der Marktführer Allergan, der sich den Markennamen „Botox“ hat schützen lassen). Es gibt aber offenbar weiterhin Auftraggeber, die das Gift nach der Wiedereröffnung in Neugraben im sogenannten „LD50“-Verfahren an Mäusen testen lassen. Bei den Versuchen wird geprüft, bei welcher Dosis 50 Prozent der Versuchstiere sterben („lethale Dosis“).
Video: Undercover-Aufnahmen von Tierversuchen im Labor LPT
Wie viele Mäuse bei den nächsten Botox-Tests sterben müssen, das beantwortet das „Presseteam“ nicht, betont aber: „LPT beteiligt sich aktiv an einem Ringversuch einer Alternativmethode, um einen solchen Test nicht mehr am lebenden Tier machen zu müssen.“
LPT: Geschäftsführer ausgetauscht, Eigentümer bleibt
Einer der Gründe, warum die Richter am Oberverwaltungsgericht zu Gunsten von LPT geurteilt haben: Das Unternehmen hat den Geschäftsführer und den Tierschutzbeauftragten ausgetauscht.
Bisher hatte der höchst verschwiegene Eigentümer Jost Leuschner die Geschäfte geführt, seit März 2020 wird Thomas Wiedermann als Geschäftsführer genannt. Auf die Frage, ob Leuschner, immer noch Anteilseigner, seinem Nachfolger Weisungen gibt, antwortet das „Presseteam“: „Der neue Geschäftsführer unterliegt im Bereich des Tierschutzes ebenso wie der neue Tierschutzbeauftragte keinen Weisungen Dritter.“