Kampfsportler, Hoteliers, Taxifahrer: Das Netz feiert die Helden von Wien
Wien –
Die Hose und Hände sind voller Blutflecken, doch der Puls scheint ruhig. Recep Gültekin beruhigt seine Follower auf Instagram: Es gehe ihm gut, sagt er, „alles okay, macht euch keine Sorgen“. Er und sein Freund Mikail Özen haben am Montagabend während des Terrorangriffs – und während noch Schüsse fielen – einer älteren Dame und einem angeschossenen Polizisten geholfen. Das Netz feiert die beiden selbstlosen Helden – und nicht nur die!
„Wir lieben unser Land Österreich.Terror hat keine Religion, Terror hat keine Nation. Egal, ob Jude, Christ, Moslem. Wir halten alle zusammen“, schreibt Recep Gültekin in seiner Insta-Story. Hier ist auch die heldenhafte Rettungsaktion von ihm und seinem Freund Özen zu sehen. Ein Anwohner filmte die Szene aus dem Fenster seiner Wohnung in einem oberen Stockwerk heraus.
Wien: Recep Gültekin und Mikail Özen helfen angeschossenem Polizisten
„Wir wollten den letzten Kaffee vor den Ausgangssperren trinken und dabei sind wir mitten im Gefecht gelandet“, schilderte Özen die Situation. Die beiden Kampfsportler hatten nach eigenen Aussagen am Montagabend am Schwedenplatz in der Wiener Innenstadt auf einmal Schüsse gehört und blutende Passanten gesehen.
Die beiden Männer fackelten nicht lang und halfen zunächst einer älteren Dame, sich in Sicherheit zu bringen. Danach sahen sie einen verwundeten Polizisten. „Wir konnten einfach nicht nur zuschauen. Wir sind hingelaufen und haben ihn zum Krankenwagen befördert“, so Özen. Dabei haben die beiden Wiener selbst ihr Leben riskiert: Gültekin musste wegen einer „kleinen Schusswunde“ am Bein im Krankenhaus behandelt werden.
Die Männer verurteilten die Tat scharf: „Wir türkisch-stämmigen Muslime verabscheuen jegliche Art von Terror, wir stehen zu Österreich, wir stehen für Wien“, erklärte Özen. Für ihr mutiges Eingreifen werden sie im Netz mit Dankesbekundungen überschüttet.
Im Angesicht des Terrors: Wiener halten zusammen
Doch nicht nur die beiden Männer zeigten Mut und Initiative. In den Sozialen Medien sammeln sich derzeit immer mehr Anekdoten, die von dem Zusammenhalt der Wiener berichten.
So fuhren Taxifahrer Menschen ohne Geld nach Hause, Hotels boten kostenlose Übernachtungen an und Straßenbahnfahrer sammelten in Windeseile Passanten ein und ließen sie auch abseits von Stationen aussteigen – jenseits der Gefahrenzonen. Die vielen Geschichten zeigen deutlich: Die Wiener lassen sich nicht trennen, im Angesicht des Terrors rücken sie zusammen.