Hamburger Forscher bauen Dino-Schwänze nach – mit erstaunlichem Ergebnis
Wie schnell konnte ein gewaltiger Saurier seinen Schwanz durch die Luft peitschen lassen, um Feinde abzuwehren? Das hat ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg analysiert und ist dabei zu Erkenntnissen gekommen, die bisherige Annahmen widerlegen.
Die Diplodociden brachten es auf eine enorme Länge: Die Dinos hatten etwa zwölf Meter lange Schwänze. Um herauszufinden, wie schnell die Pflanzenfresser damit peitschen konnten, haben die Forscher ein 3D-Modell entworfen, das auf fünf verschiedenen Diplodociden-Skeletten basierte, denn bisher ist noch kein komplett erhaltener Schwanz gefunden worden. In der Realität würde das Teil 1446 Kilogramm wiegen.
Die Simulation der Forscher ergab, dass die Tiere ihre Schwänze schneller als 100 Kilometer pro Stunde bewegen konnten. Das hört sich für so ein schweres Körperteil schnell an, die Erwartung der internationalen Forschung hat dieses Ergebnis aber nicht erfüllt. Denn anders als bislang angenommen erreichten die Langschwanz-Dinos mit ihrem Hinterteil keine Überschallgeschwindigkeit. Genau das hatten Forschende bisher angenommen. Aus einer früheren Studie ging hervor, dass die pflanzenfressenden Diplodociden das Ende ihres Schwanzes ähnlich wie das Ende einer Peitsche schneller als die Schallgeschwindigkeit (340 Meter pro Sekunde) bewegen und einen Überschallknall erzeugen konnten.
Forscher der Uni Hamburg zu Brontosaurier-Schwänzen
„Die Forschung war eine ziemliche Herausforderung, denn wir mussten das Problem mit zwei Methoden angehen, die normalerweise in der Luft- und Raumfahrttechnik verwendet werden: die Mehrkörpersimulation und die Abschätzung der Belastbarkeit der Materialien“, berichtet der Erstautor der Studie, Simone Conti von der Universität Lissabon.
Die Forschenden testeten, ob ihr Modellschwanz der Belastung standhalten würde, sich schnell genug zu bewegen, um einen Überschallknall zu erzeugen. Dazu wurde die Schwanzbasis in einem Bogen bewegt, so dass eine peitschenartige Bewegung entstand. Dabei stellten sie fest, dass sich der dünne Schwanz nicht mit einer Höchstgeschwindigkeit von 340 Metern pro Sekunde bewegen konnte, ohne zu reißen.
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„Obwohl die Schwänze der Diplodociden also nicht schnell genug bewegt werden konnten, um einen Überschallknall zu erzeugen, ist es doch wahrscheinlich, dass sie als Verteidigungswaffen oder im Kampf mit anderen Diplodociden eingesetzt werden konnten. Ob das jetzt in einem Revierkampf oder im Wettbewerb um Fortpflanzungspartner war, bleibt natürlich spekulativ“, sagt der Paläontologe Dr. Emanuel Tschopp, Alexander von Humboldt Forschungsstipendiat am Fachbereich Biologie der Universität Hamburg und Co-Autor der Studie.