Wie in einem feuchten Bunker: Expedition in Hamburgs schönsten Brunnen
Ottensen –
Er ist ganz sicher Hamburgs schönster Brunnen: der Stuhlmannbrunnen auf dem Platz der Republik zwischen Bahnhof und Rathaus Altona. Die MOPO durfte jetzt einen Blick ins Innere des monumentalen Kunstwerks werfen – und hat prompt eine Dusche abbekommen.
Nachdem ein Mitarbeiter des Bezirksamts an einem Schaltkasten einen Hebel umlegt, öffnet sich wie von Geisterhand die schwere Bodenplatte direkt am Brunnen. Elf Treppenstufen führen in die Tiefe. Ein modriger Geruch wie in einem feuchten Bunker schlägt uns entgegen.
Der Gang unter dem Brunnen ist kreuzförmig. Wir stehen vor der blauen Pumpe, die jeden Tag um 9.30 Uhr per Zeitschaltuhr aktiviert wird, und schmunzeln über Schilder an einzelnen Rohren. „Fisch Nord-West“ steht da oder „Zentaur“.
Zentauren sind Fabelwesen der griechischen Mythologie – halb Mensch, halb Pferd. Und Bildhauer Paul Türpe (1859-1944) ist es meisterhaft gelungen, diese Wesen darzustellen. Sie ringen um einen gefangenen Fisch, aus dessen Maul die Hauptfontäne des Brunnens sprudelt.
Hamburg-Altona: So schießt das Wasser aus dem Stuhlmannbrunnen
Das wollen wir uns genauer anschauen. Der Bezirksamtsmitarbeiter schmunzelt, als er auf eine Klappe in der Decke der Brunnenkammer deutet. „Machen Sie nur auf, könnte aber nass werden…“ Tatsächlich: Ein Schwall Wasser ergießt sich auf unsere Köpfe.
Im Inneren der siebeneinhalb Meter hohen Figur dröhnt es – das Geräusch des Wassers, das von außen auf das zwei Millimeter dicke Kupferblech der Hohlfigur schlägt.
Darum steht der Brunnen jetzt zwischen Altonaer Bahnhof und Rathaus
Der Stuhlmannbrunnen ist genau 120 Jahre alt und seit 20 Jahren steht er – nach einigen Wechseln – am heutigen Standort. Benannt ist er nach seinem Stifter Günther-Ludwig Stuhlmann (1797-1872). Der Mann war Gründer der Altonaer Gas- und Wasseranstalt. 1869 vermachte er Altona 75.000 Mark für den Brunnenbau. Eigentlich sollte der am heutigen „Altonaer Balkon“ am Geesthang gebaut werden. Doch daraus wurde nichts, wohl auch, weil damals der Altonaer Bahnhof zum Rathaus umgebaut wurde.
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Und was hat es jetzt mit dem Streit um den Fisch auf sich? Ganz einfach: Die ringenden Zentauren sollen den Konkurrenzkampf Hamburgs und Altonas um Fischfang und -verarbeitung symbolisieren.