Carsten Brosda übergibt dem nigerianischen Botschafter Yusuf Madame Tuggur eine kleine Statue.
  • Kultursenator Carsten Brosda (l.) und der nigerianische Botschafter Yusuf Matama Tuggur (r.) vollziehen im Beisein von Abba Isa Tijani, dem Generaldirektor der Nationalen Behörde für Museen und Denkmäler in Nigeria, die symbolische Rückgabe.
  • Foto: Markus Scholz/dpa

Benin-Bronzen: Hier gibt Hamburg endlich die geraubte Kunst zurück

Im Jahr 1897 plünderten Briten den Königshof in Benin. So gelangten Tausende Kunstschätze über Europa in die Welt – auch in ein Hamburger Museum. Jetzt kehren die ersten Bronzen zurück in ihre Heimat.

Die Stadt Hamburg hat am Freitag die ersten geraubten Benin-Bronzen an Nigeria zurückgegeben. Zuvor war im Rathaus der Vertrag zur vollständigen Eigentumsübertragung und zur Rückgabe der 179 Bronzen aus dem ehemaligen Königreich Benin mit einem Schätzwert von 60 Millionen Euro unterzeichnet worden. „Die heutige Rückgabe der Benin-Bronzen ist ein besonderer Meilenstein der gemeinsamen Verhandlungen zwischen Hamburg und der Bundesrepublik Nigeria“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Der heutige Tag dürfe aber kein Endpunkt sein, sondern solle den Auftakt zu einem vertieften kulturellen Austausch zwischen Europa und Afrika bilden.

Yusuf Maitama Tuggar, Botschafter der Bundesrepublik Nigeria, bezeichnete die Rückgabe der Benin-Bronzen als „Zeitenwende“, die ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Afrika und Europa aufschlage. Professor Abba Isa Tijani, Generaldirektor der Nationalen Behörde für Museen und Denkmäler, sagte: „Die Rückgabe bedeutet uns sehr viel.“ Deutschland habe Nigeria nicht kolonialisiert und die Kunstschätze entwendet. „Aber heute tut Deutschland das Richtige, weil sie gesehen haben, dass diese Objekte illegal entwendet wurden.“ Dies sei eine großartige Botschaft auch an andere Länder.

Zwei Drittel der insgesamt 179 Objekte sollen in nächster Zukunft zurückgehen werden und ein Drittel der Bronzen als Leihgaben in Hamburg verbleiben. Die Kunstwerke haben einen geschätzten Wert von 60 Millionen Euro. Markus Scholz/dpa
Das zeremoniale Gefäss einer Knienden Frau
Zwei Drittel der insgesamt 179 Objekte sollen in nächster Zukunft zurückgehen werden, ein Drittel der Bronzen als Leihgaben in Hamburg bleiben. Die Kunstwerke haben einen geschätzten Wert von 60 Millionen Euro.

Es wurde außerdem vereinbart, zwei Drittel der Kunstschätze in naher Zukunft zurückzugeben. Ein Drittel der Objekte soll als Leihgaben im Museum am Rothenbaum bleiben. Die Bronzen schmückten einst den Herrscherpalast des Königreichs Benin, dessen Gebiet heute zu Nigeria gehört. 1897 plünderten britische Truppen den Königshof. So gelangten Tausende Kunstschätze über Europa in die Welt – auch in Hamburger Museen. In diesem Sommer hatten sich die Bundesrepublik und Nigeria auf einen Weg zur Rückführung der geraubten Objekte geeinigt. 

„Mit diesem Schritt setzt die Stadt Hamburg ein wichtiges Zeichen in der Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes“, sagte Prof. Barbara Plankensteiner, Direktorin des Museums am Rothenbaum (MARKK). Für das Museum bedeute es den Beginn einer neuen und intensiven Zusammenarbeit mit Nigeria.

Rückgabe von Benin-Bronzen markiert „Zeitenwende“

Zu den drei Objekten, die als erstes zurückgegeben werden, gehören ein Messingring, der dem letzten freien König von Benin gehört haben soll, ein Zeremonialgefäß in Form einer knienden Figur, bei der es sich um eine schwangere Frau oder einen älteren Chief handeln könnte und ein zeremonielles Bronzehorn mit Beilklingen, auf dem ein Krokodil, ein Wels und eine Schlange abgebildet sind.

Nach der Plünderung durch die britischen Kolonialtruppen 1897 wirkten Agenten Hamburger Handelshäuser und deutsche Schiffsleute maßgeblich an der Distribution der Artefakte mit. Justus Brinckmann (1843-1915), damaliger Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe, erwarb als erster Werke für sein Haus und leitete das große Forschungs- und Sammelinteresse in Deutschland ein. Insgesamt 179 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin befinden sich derzeit noch in Hamburg.

Das könnte Sie auch interessieren: Uni Hamburg hat „Leichen im Keller“: Die Statuen aus dem Giftschrank

In der Ausstellung „Benin. Geraubte Geschichte“ im Museum am Rothenbaum, die bis auf Weiteres verlängert wird, sind erstmals seit 100 Jahren alle Objekte zu sehen. Darüber hinaus bringt die Schau historische Fotografien, zeitgenössische Werke und heutige Stimmen aus Benin-City zusammen. Die Datenbank „Digital Benin“ macht zudem die weltweit rund 3000 bis 5000 verstreuten Kunstwerke des Königreichs Benin wieder in ihrer Gesamtheit sichtbar und zugänglich. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp