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Kinderpornoring aufgedeckt: Ermittler schockiert: „Sie können es sich nicht vorstellen“

Münster –

Es ist wohl erst die Spitze des Eisbergs– doch Dimension und erste Details des nun in Münster bekanntgewordenen Falls von Kindesmissbrauch sind schon jetzt schwer erträglich.  Ermittler sprechen von „unfassbaren“ Bildern und „abscheulichem Dreck“.

Die Vorwürfe klingen abscheulich: Elf Verdächtige sollen einen bundesländerübergreifenden Missbrauchsring betrieben haben. Die zuständigen Ermittler hätten „unfassbare“ Bilder sehen müssen, sagte der Leiter der Ermittlungen, Joachim Poll am Sonnabend. Mindestens vier der beschuldigten Männer sollen wechselweise einen 5- und einen 10-Jährigen Jungen in einer Gartenlaube in Münsters Norden über Stunden schwer sexuell missbraucht und die Taten teils gefilmt haben. „Vier erwachsene Männer vergehen sich an zwei kleinen Jungs, wechselseitig und aufs Schlimmste. Es werden Gegenstände benutzt, Sie können sich es nicht vorstellen“, so Poll.

Kinderpornoring in Münster aufgedeckt: Ermittler geschockt

Sieben Beschuldigte befinden sich in Untersuchungshaft. Der mutmaßliche Haupttäter ist ein 27-Jähriger aus Münster. Bei den anderen handele es sich um dessen 45 Jahre alte Mutter sowie um Männer aus Staufenberg bei Gießen (30 Jahre alt), Hannover (35), Schorfheide in Brandenburg (42), Kassel (43) und Köln (41). Die Mutter des Hauptverdächtigen sei Nutzerin der Hütte; sie soll ihrem Sohn die Schlüssel überlassen und den Missbrauch  in Kauf genommen haben.

Joachim Poll leitet die Ermittlungen in Münster.

Joachim Poll leitet die Ermittlungen in Münster.

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Guido Kirchner/dpa

Bei den beiden Opfern handelt es sich laut Ermittler um den 10-jährigen Sohn der Lebensgefährtin des Münsteraners und um den 5-jährigen Sohn des Beschuldigten aus Staufenberg. Das habe die Auswertung einer bereits gelöschten Festplatte ergeben, die die Ermittler versteckt in einer Zwischendecke gefunden hätten, sagte Poll. Der 12-jährige Neffen des Beschuldigten aus Kassel soll ebenfalls missbraucht worden sein. Alle Opfer werden derzeit von den zuständigen Jugendämtern betreut. Die Kinder sollen vor den Taten betäubt worden sein. Körperliche Verletzungen haben sie nicht davon getragen, sagte Poll. Die Kinder seien von Rechtsmedizinern untersucht worden.

Münster: Bisher wohl nur „Spitze des Eisbergs“ gefunden

In einem Keller in Münster habe man einen komplett eingerichteten, klimatisierten Serverraum gefunden. Er sei dem 27-jährigen Tatverdächtigen zuzurechnen, einem IT-Techniker, sagte Poll. Das Speichervolumen der sichergestellten Daten liege  bei über 500 Terrabyte, auf denen „abscheulicher Dreck“ sei,   so Münsters Polizeipräsident Rainer Furth. Die Datenträger seien hochprofessionell verschlüsselt worden.

Das bisherige Ermittlungsergebnis nach rund dreieinhalb Wochen sei wohl nur die Spitze des Eisbergs, sagten übereinstimmend Poll und der Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Furth ergänzte: „Selbst die erfahrensten Kriminalbeamten sind an die Grenzen des menschlich Erträglichen gestoßen und weit darüber hinaus.“

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Den Ermittlern sei es bis heute nicht gelungen, alle Daten zu entschlüsseln. Poll sprach von aufwendigen, kniffligen und mit viel Technik verbundenen Ermittlungen. Ausgangspunkt sei ein Verfahren aus dem Jahr 2018 gewesen; damals habe eine unbekannte Person Daten mit Kinderpornografie übers Internet angeboten. Über eine ermittelte IP-Adresse habe die Spur zu dem landwirtschaftlichen Betrieb geführt, in dem der Hauptbeschuldigte als IT-Techniker arbeitet.

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